Full text: Die Steinwaaren (Heft 92)

Steinwaaren. 3» 
cation der Mühlfteine nach franzöfifcher Art bei fich einzubürgern fuchten und das 
Rohmaterial hiezu, die Carreaux von La Fert& sous Jouarre direct beziehen, 
oder auch durch heimifchen Quarz zu erfetzen fuchen. 
Oefterreich - Ungarns Beftrebungen in diefer Richtung find jedoch von 
gröfserem Erfolge begleitet, daesunterftützt ift durch den heimifchen Süfswaffer- 
quarz, welcher als Nachwirkung der grofsen Trachyt-Eruption in Ungarn erfcheint, 
der, ganz analog jener in der Dordogne und Maine in Frankreich, lange 
dauernde Ausftrömungen heifser Quellen folgten, welche viel Kiefelfäure gelöft 
enthielten und beim Erkalten an der Oberfläche abfetzten. 
Je näher dem Aufftrömungspundte der Quellen, defto dichter, opaker find 
die Quarzmaffen, und je entfernter von diefem Aufftrömungspundte fchliefslich 
diefe Kiefelfäure in einzelnen Tümpeln abgefetzt wurde, um fo weniger dicht und 
opak, d. h. poröfer wird folcher Abfatz. Gleichzeitig nehmen in fich auf und 
bedecken diefe Kiefelfäure-Niederfchläge die verfchiedenen Gräfer und Pflanzen- 
refte und andere Gegenftände, die an der Oberfläche wuchfen und sich vorfan- 
den; sie werden dadurch noch poröfer und zur Verwendung als Mühlfteinquarz 
geeigneter. 
Diefe Süfswafferquarze belegte man nun mit eigenen Namen, um fie fchon 
hiedurch zu unterfcheiden, und nannte die erftere dichtere Varietät Hydroquar- 
zitund die andere, wegen der Ablagerung an niedereren, verfumpften Stellen und 
der Aufnahme von Sumpfgräfern und anderen Pflanzen und hiedurch bedingten 
poröferen Zuftände, Limnoquarzit. 
Es fcheint, dafs bei.den Franzofen diefe letztere beffere Varietät durch den 
langjährigen und ausgedehnten Betrieb fchon ganz ausgebeutet ift, oder nur mehr 
in fehr kleinen Stücken zu haben ift und nun durch die derbere Varietät vertreten 
werden mufs. Die Carreaux fowohl, als wie die fertigen Mühlfteine, die aus Frank- 
reich am Wiener Platze zu fehen waren, fchienen diefe Anfchauung zu unterftützen. 
Um fo gröfser war das Erftaunen der Fachleute, als ich dem ungarifchen 
Quarzit, den: fie feine Nationalität nicht anerkennen wollten und die fie nur als 
franzöfifchen zu betrachten wufsten, in der Weife zur Anerkennung verhalf, indem 
ich an den Durchfchnitten der Pflanzen: Phragmites. Ungeri, der Typha 
Ungeri und des Glyptostrobus europaeus erwies, dafs diefe den ungari- 
fchen Limnoquarziten eigenthümlich und in franzöfifchen Süfswafferquarzen, 
wie fie am Platze vorlagen, nicht erweisbar feien, während die andere Gruppe 
der Süfswafferquarze, welche der Ausflufsftelle der einftigen Quellen näher 
liegen, die ungarifchen fowohl, als die franzöfifchen, die Hydroquarzit 
genannten Varietäten in der Qualität fich gleich ftehen. 
Infofern als die öfterreichifch-ungarifchen Mühlfteinfabrikanten das Ver- 
ftändnifs erlangen werden (welches fie aber gegenwärtig noch nicht befitzen), die 
Limnoquarzit genannten Varietäten mit den Pflanzenreften aufzufinden und 
vorherrfchend zu verwenden, infofern werden fie ftets ein befferes Fabricat lie- 
fern können, als es den Franzofen mit ihrem Materiale noch möglich itt. 
Bei der Verwendung diefes Materiales ift nämlich darauf zu feben, dafs 
die Einfchlüffe von Phragmites und Typha mit ihrer Querfchnitts- 
fläche parallel zur Mahlfläche und die Längenachfe diefer 
Pflanzenrefte parallel zur Drehungsachfe des Läufers ftehen. 
Solche Hydroquarzite und Limnoquarzite aus Niederfchlägen von einftigen 
Kiefelfäure führenden heifsen Quellen find in Ungarn an vielen Pundten innerhalb 
der Region des Eruptionsgebietes der Trachyte gefunden worden und noch zu 
finden. 
Ich nenne nur in dem centralen Eruptionsftocke von Kremnitz-Schemnitz 
die Süfswafferquarze von Hlinik (auchGeletnek genannt), und WlceyPotok, 
von Lutilla, Deutfch-Litta und Szlaska; im Eperies-Tokajer Trachyt- 
gebiete die Süfswafferquarze vonErdöbenye, Basko, Fony und Säros- 
patak, und in dem grofsen Trachytzuge am Südrande der Karpathen zwifchen 
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