34 Heinrich Wolf.
dem Vihorlat und dem Gutin an der Siebenbürgergrenze, die Umgegend von
Beregh. Hiebei ziehe ich die Vorkommniffe in dem grofsen fiebenbürgifchen Tra-
chytzuge des Mu nczel und des Hargittagebietes längs der rumänifchen
Grenze noch gar nicht in Betracht.
Alle diefe Lager ftehen noch faft uneröffnet zur Unterftützung und Weiter-
Entwicklung unferer Mühlfteinfabrication zur Verfügung, und ich zweifle nicht,
dafs wir in Oefterreich-Ungarn hiedurch die volle Emancipation vom franzöfifchen
Materiale in nicht zu ferner Zeit erlangen werden.
Mit den dargelegten Verhältniffen über den Werth unferes inländifchen
Materiales als Geologe, und über das Vorkommen derfelben von der geologifchen
L.andesaufnahme her, durch Autopfie vollkommen vertraut, konnte ich diefelben
als Juror am Ausftellungsplatze im Hofe 14 A der ungarifchen Abtheilung an einem
Mühlfteine, welcher von der Uj-BänyaerMühlftein-Actienge fellfchaft
ausgeftellt war, den übrigen Jurymitgliedern demonftriren, welche diefen Stein
nur aus Carreaux, von La Ferte& erzeugt, fich vorftellen konnten.
Ich reclamirte mit Erfolg für die Uj-Bänyaer Gefellfchaft aus die-
{em Anlaffe die Fortfchrittsmedaille.
Herr Roger, einer der bedeutendften Fabrikanten franzöfifcher Mühlfteine
und Befitzer von Steinbrüchen in La Ferte&, welcher feine Expofition „hors con-
cours“ erklärte und als Experte anwefend war, hatte fo viel Wahrheitsliebe, meine
Beweife anzuerkennen und zuzugeftehen, diefe Steine der Uj-Bänyaer Gefell-
fchaft feien von keinem Carreaux aus La Ferte gefertigt. Erft nach deffen Erklä-
rung ftellten fich die Mitglieder der Jury, dieHerren v.C o haufen und van der
Wyngaert, welche die ärgften Zweifler waren, zufrieden.
Ich habe die Vorgänge bei Beurtheilung des inländifchen Mühlfteinmate-
riales hier im Detail miteingeflochten, um die Ausfagen zu illuftriren, welche von
dem Berichterftatterfür Mühlfteine Hrn. van derWyngaert im Wiener Weltaus-
ftellungsberichte des Deutfchen Reiches für die Gruppe IX, redigirt von
Herrn v. Cohauf=-r m Hefte 10, Seite 416 und 417, erftattet find. Es fei aiefe
Ausfage vollinhaltlich hieher gefetzt.
Nach einer kurzen Bemerkung, dafs man früher aus ungarifchem Rohmate-
riale keine guten Mühlfteine erzeugen konnte, fährt der Berichterftatter fort:
„Es war mir daher um fo angenehmer, diefes Mal in der Ausftellung
folche vorzügliche, aus ungarifchem Süfswafferquarz zufammengefetzte Mühl-
fteine vorzufinden, als der in unferer Jury als Experte fungirende
franzöfifche Mühlfteinfabrikant (Herr Roger), fowie das
öfterreichifche Jurymitglied (Herr Wolf) fie unbedingt
für aus der beften Maffe von LaFert& fous Jouarre zufam-
mengefetzt erklärten und erft dann zu einer anderen Ueberzeugung
gelangten, als ich fie auf die in den ungarifchen Stücken vorkommenden
Petrefalte aufmerkfam machte, eine Erfcheinung, die bei den franzöfi-
fchen Steinen niemals vorkommt“,
Nach dem Vorgeführten ift es wohl erfichtlich, dafs auch Berichterftatter
von der Eitelkeit fo weit getrieben werden, um fich mit fremden Federn fchmücken
zu können, „die Wahrheit umzuftülpen“.
Nebft dem vortreftlichen Material der Süfswafferquarze kommt in den Tra-
chytgebieten Ungarns und Siebenbürgens auch der zellige, blafıge und drufige
Trachyt vor. Es find eigentlich Laven, die fo, wie die am Rhein, für die Bauern-
mühlen und gewöhnliche Müllerei fehr gefuchte Mahlfteine liefern.
Oefterreich ob und unter der Enns befitzt das ebenfalls fehr
beliebte Mühlfteinmaterial aus dem kryftallinifchen Sandftein von Wallfee und
Perg an der Donau. Diefer Sandftein entfteht aus den groben Meeresfand-Abla-
gerungen von reinem Quarzfand, der fich aus dem Quarz der kryftallinifchen
Gefteine (Granit, Gneifs und Glimmerfchiefer) am Grunde der mitteltertiären
Ablagerungen gebildet und am Rande derfelben zufammengefchwemmt wurde.
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