Die Thonwaaren-Induftrie. s9
Die königliche Porzellanmanufactur in Kopenhagen weift in
ihrer diefsjährigen Ausftellung einen wefentlichen Fortfchritt
Leiftungen der letzten Zeit. Offenbar verdankt fie dem Umftande, dafs fie in
die Hände von Privaten feit etwa vier Jahren übergegangen ift, neue ne,
Ein fehr fchönes, fein gearbeitetes Service, weifs, mit zartem, blauem Deffin
unter der Glafur, ein blumendecorirtes Service im Meifsner Gefchmack und ein
anderes mit blauem Rand und einem herumlaufenden weif.
auf gegen die
sen Lorbeerkranz find
fehr tüchtige Leiftungen, die ebenfo eine gute technifche Behand Uns des aus Eng-
land meift. bezogenen NRohftoffes, {owie eine mafsvolle, ja lbft elrddehe
Behandlung der Farbe, die überhaupt fehr rein und gut en an allen
Waaren erfcheint, verrathen. Diefs zeigt fich auch im hohen Grad
Ausftellung diefer Fabrik in der Rotunde
Decoration hier gar keine Verwendung.
Weniger gut will uns die Mod lellirung
len, die in der Compofition gut, in der Ausführung aber nicht immer von aller
Feinheit ift. In diefen Ba fo fcheint es, erreicht die moderne Kopenhagener
Fabrication nicht mehr die Leiftungen Müller’s, der um den Anfang unferes
Jahrhundertes mit der Moderne figuraler Ge genftände nach Meifsner Motive
dort begann, Se bald die, heute noch reproducirten Bisquitftatuetten nach Thor.
waldfen’s Werken, folgten. Ein Zug von Diftindtion geht aber heute noch durch
die ganze Fal beide hehe ‚ der man nirgends
e an der zweiten
Das Druckverfahren findet bei der
der kleinen Bisquitfiguren En
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ein fchleuderhaftes Arbeiten von
marktgängiger Waare vorzuwerfen vermag. Das erzeugte Porzellan ift durch-
gehends von hochgradiger Feinheit und fchönem Anfehen.
In manchem Sinne verwandt mit den Erzeugniffen der befprochenen Fabriken
find die der Manufacture Imperiale de Porcelaines‘ä St P
Srers-
bour
g inRufsland. Die kaiferlichen Fabriken, welche namentlich in letzteren
Jahren eine regere Thätigkeit entwickeln, haben eine ziemlich anfehnliche Colledtion
gefandt, unter der fich wohl am meiften die, vom felten ften Rohmateriale
beg ün ati, te ren
eiferei, dann aber auch die Glasfabrik auszeichnet. Namentlich
letztere hat durch Z urückgreifen auf national-rufffche und byzantinifche Decorations-
motive recht fc
Erfolge in manchen Richtungen erzielt
Weniger tritt diefs zu Tage an den Leiftungen der Porzellanmanufadtur
der es jedenfalls an einer leitenden Stilrichtung fehlt und deren Erzeugniffe, bei
fonft oft recht anerkennenswerthem technifchen Verfahren, nicht recht zu erfreuen
vermögen. Die Fabrik arbeitet nicht fo eigentlich für den Verkauf, als faft aus-
nn ;
[chliefsend nur für die Bedürfniffe des a worin vielleicht auch mit ein Grund
der Erklärung für manche eigenthümliche Ausführung liegen mag. Sehr fchön
find die der . Fabrik zu Gebote fehienden Emailfarben, deren ganze Pracht
Kraffowsky auf der grofsen Tifchplatte entfaltet, welche mit einem reichen
Kranz der fibirifchen Flora geziert ift. In ähnlicher Weife find zwei grofse Vafen
decorirt und zeigen fich hier die Farben als befonders brillant auf Hartporzellan.
Eine koloffale Vafe mit Broncemontirung , von etwa 5 Fufs Höhe, ragt unter
allen anderen Ausführungen
fich um den Bauch der
hervor. Auf braunem, kupferrothem Grunde zieht
Kinderfries von Mironoff’s Hand gemalt. Zwei
2ER i Ey s. ne . ie nen
groise goldene Masken unter den Henkelanfätzen müffen für den Mangel an
fonfligem Reliefornament aufkommen. Wir. haben bereits Gelegenheit gefunden,
uns über eine folı he De »coration zu äufsern.
Im Uebrigen abe ai fich die Fabrik mit der Erzeu: gung von Servicen
und figuralen Be nge n; eine Vafe mit Scenen aus der Aufhebung der Leib-
eigenfchaft in Medaillons grau in grau gemalt, ein Stück aus der Colledtion des
bekannten ruffifchen Sammlers Kotfchı ıbey, in byzantinifchem Stile gehalten,
ift eine der beften Leiftungen hinfichtlich der Form und der angewandten ftil-
volleren Ornamen
Imitationen von altem Wiener und Meifsner Porzellan, Anlehnung an die
Sevrestraditionen find unverkennbar. Verfuche, die Päte fur päte auf dem harten
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