102 Dr. Emil Teirich.
fetzt fich zudem weit beffer mit dem grünlich weifsen Fond der Glafur in Har-
monie, als auf dem weifsen Porzellan von chinefifcher Abkunft.
Der Körper der Waare ift in Japan zudem meift dünner im Scherben,
die figuralen Zeichnungen darauf ftellen in naturaliftifcher Weife gewöhnlich
modern gekleidete Japanefen dar. Hin und wieder finden wir auch hier Cra-
queles, doch weniger gut als die chinefifchen und manche gut und fleifsig
beitete Nippes oder felbft auch gröfsere Gegenftände.
A jour gear
an das glasartige,
Nur wenige Stücke in der Ausftellung erinnerten
emaillirte Porzellan, das die höchfte Werthfchätzung erfährt. Der Körper des-
felben verfchwindet hier völlig und verfchmilzt mit der Glafur zu einer feinen,
fändiger Homogenität und einer jaspisartigen, milchi-
diaphanen Maffe von vo
Waare ift unferen modernen
gen, grünlich weifsen Farbe. Die Imitation diefer
Fabrikanten noch nicht geglückt.
Figuren, Blumen und fonftiges Pflanzenornament in höchft zartem Auf-
trage zieren diefe reizenden kleinen Gefäfse und tellerartigen Formen.
Noch haben wir endlich einer Eigenthümlichkeit Japans, des lackirten
Porzellans (lacqude burgautde), zu gedenken, das durch mehrere, ziemlich grofse
Vafen repräfentirt war.
Das Porzellan wird .entweder als Bisquit oder nach dem Aufrauhen der
Glafur durch Abfchleifen, mit dem fchwarzen, japanefifchen Lacke (Ouroufi-
no-ki genannt) überzogen und mit einer dunkel perlmutterartig fchillernden
Mufchelfchale (burgau), welche zum Theile auch noch künftlich gefärbt if,
mufivifch eingelegt. Die einzelnen Stücke der Einlage werden äufserft präcife
zugefchnitten und gewöhnlich zu Landfchaftsbildern zufammengefetzt. Bunte
Vögel und phantaftifche Thiere bilden die Staffage in der meift mit Waffer
belebten Scenerie. Diefe Arbeiten find mit befonderer Gefchicklichkeit aus-
geführt, die Bilder find nicht ohne Talent und mit feinem Gefühl für Verthei-
lung von Perlmutter und fchwarzem Grund componirt.
Es hätte uns weit aus dem Rahmen unferes gedrängten Berichtes geführt,
wenn wir es verfucht hätten, weiter in die Details der Technik und Decora-
tionsweife unferer abendländifchen Thonwaaren-Induftrie einzugehen.
Wir mufsten uns begnügen, felbft dort, wo ein erhöhtes Intereffe vor-
lag, nur flüchtig anzudeuten, nur den Stand der Induftrie zu markiren, um
für ein tieferes Studium gewiffermafsen Fixpunkte des Ausganges zu fetzen.
Es ift uns daher um fo mehr verfagt, uns mit der ferner liegenden
orientalifchen Technik näher zu befchäftigen, deren fchönfte Erfolge, wie wir
fahen, fich unfere europäifchen Fabrikanten mit Fleifs und auch oft mit Glück
zu Nutzen gemacht haben. Möge die abendländifche Cultur fich dem Oriente
dankbar erweifen und ihm das Geliehene nicht nur unverfehrt, fondern veredelt
wieder zurückerftatten, anftatt das ihm noch Verbliebene durch europäifche
Corruption zu verderben.