DIE
IHONWAAREN-INDUSTRIE.
(Gruppe IX, Section 2.)
Bericht von
DS RBRMmir Trier
Mitglied der internationalen Fury.
Die keramifche Induftrie, deren Leiftungen auf der Wiener Weltausftellung
in nie gefehen vollkommener Weife vereint zu ftudiren waren, hat eine Beur-
theilung von zwei wefentlich verfchiedenen Gefichtspunkten zu erfahren.
Reihen ihre rein technifchen Verfahrungsweifen fie in das Gebiet der
chemifchen Gewerbe, fo zählt fie, ihrer hervorragend äfthetifchen Seite wegen
auch zu den wichtigften Zweigen des Kunftgewerbes.
Die Kunft der Form und der Farbengebung hat von Uralters her den
gleichen Antheil an dem Zuftandekommen des Thongefäfses gehabt, wie das
Studium des vorkommenden chemifchen Proceffes, der übrigens zumeift bedingend
auf die Decoration wirkt, die von ihm alfo bis zu gewiffem Grade abhängig
erfcheint.
Der Chemismus, welcher in diefer Induftrie ein fo entfcheidendes Wort
zu fprechen hat, kann, foweit er fchon das natürliche Rohmateriale betrifft, uns die
Grundlage einer Eintheilung der einzelnen Zweige der keramifchen Induftrie
bieten und uns zum Leitfaden durch das Labyrinth des übergrofsen Gebietes
dienen, das wir hiemit betreten.
Es ift eigenthümlich und auch fchon hervorgehoben worden, dafs die
Beftandtheile und Zerfetzungsprodudte der älteften Formationen der Erdrinde in
der Thonwaaren-Induftrie die fpätefte Verwendung fanden.
Es find diefs vor Allem die Feldfpathe und Kaoline, das Material für die
relativ junge, aber weit fortgefchrittene moderne Porzellan- und Fayencetechnik,
im Gegenfatze zu dem unreinen Töpferthone der Alluvialfchichten, der feit
undenklichen Zeiten zum irdenen Hausgeräthe geformt, zum Ziegel gefchla-
gen wird.
Je nach den Eigenfchaften der verwendeten Rohmateriale und dem ver-
fchiedenen Feuergrade, dem wir fie ausfetzen, erhalten wir:
Den poröfen, nur gefinterten Scherben, alfo die Ziegel- und
Terracotta-Erzeugniffe, dann die glafiırten Thonwaaren, alfo das gewöhnliche
Töpfergefchirre, die Majolica, die Fayence, das Steingut.
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