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A Dr. Emil Teirich.
fonftiger mechanifcher Hilfsmittel fehlt bei den einzelnen Völkern en Stilrich-
tung, fo dafs nur {chwer die älteften keltifchen oder griechifch-italienifchen Gefäfse
von einander unterfcheidbar find.
Funde alter Thongefäfse, beifpielsweife die in unferen Torfmooren, verfucht
man circa 4000 Jahre zurück zu datiren. Bei
Die anthropologifche Gefellfchaft ftellte unter den Refultaten der Unter-
fuchung des Atterfees (Oberöfterreich) Thongefäfse mit ganz bemerkenswerther
Ornamentik aus der Broncezeit aus. : ” m.
Unterdeffen hat der gebrannte Thon in der Form des Ziegels gleichfalls
bereits: Verwendung gefunden. An den egyptifchen und affyrifchen Baudenkmalen
finden wir nicht nur gut gebrannte, und darum bis auf unfere Zeit erhaltene,
fondern auch decorirte, oder wenigftens mit Charakteren und eingeprefsten
Zeichen aller Art verfehene Ziegel und Thonplatten. Es {cheint aber, als ob zuerft
die Chinefen die Terracotta zur Verzierung der Aufsenfeite der Häufer verwendet,
alfo zuerft diefes Materiale der Architektur dienftbar gemacht haben.
Die mehrfach durchforfchten Schutthügel des Euphratthales bergen die
älteften Refte der Thonwaaren-Kunft. Grofse Thonfarkophage, bedeckt mit Schutt
und Topffcherben, theils unglafirt, meift aber mit grüner Glafur überzogen, liegen
zu Taufenden aufgehäuft in diefen alten Begräbnifsftätten. Sie ‚gleichen in ihrer
eigenthümlichen Ornamentation Leichenwindeln, ausgeführt in Thon. lier fieht
man die intereffante Verwendung des gebrannten Ziegels, welcher in Form des
Pfeilers die Wände aus ungebrannten Luftziegeln ftützt, welch’ letztere merkwür-
digerweife vor dem Zerfallen durch Jabrtaufende gefchützt blieben. Die Kunft
des Wölbens war den Chaldäern {chon bekannt und theilweife find heute noch
die Gewölbdecken an den Ruinen von Wurka erhalten.
Auch glafirte Thonarbeiten fanden fich dafelbft vor, fo die fehr intereffante
Anwendung von thönernen Nägeln mit glafirten Köpfen, welche rund und etwa
6 Zoll lang in dieMauern aus ungebrannten Luftziegeln behufs Schutzes derfelben
dicht neben einander eingetrieben waren. Eine Decoration der Mauern in mofaik-
ähnlicher Weife mit glafırten Platten wird gleichfalls an einigen Orten go
die chronologifche Ordnung aller diefer Funde aber vorzunehmen, ift äufserft
fchwierig und, wenn verfucht, ftets zweifelhaft.
ine andere eigenthümliche Conftrudion diefer älteften, uns aufbewahrten
Baudenkmale aus gebranntem Thon ift die fogenannte Topfmauer, die auch,heute
ihrer decorativ verwendbaren zelligen Aufsenfläche und ihrer befonderen Leich-
tigkeit wegen manchmal in Verwendung kommt.
Das Ausftellungsobjet der Wienerberger Ziegelfabriks- und
Baugefellfchaft zeigte ein Topfgewölbe als überhöhte Kuppel. In ähnlicher
Weife wendet man dort, wo leichte oder decorirte Gewölbedecken
werden, namentlich in England, vielfach diefe Töpfe von runder oder fec
Form an.
Die Technik des Bildens plaftifcher, architektonifcher Gegenftände wurde
jedenfalls auch damals fchon geübt. Statuetten und Votivtafeln aus Terracotta
mit aufgeprefsten Basreliefs fehr eigenthümlichen Stiles von höchft naivem
Charakter zählen mit zu dem Gefundenen.
Höhere Bedeutung hat die griechifche Keramik fchon in ältefter Zeit.
Schon in Homer's Gedichten findet fich ein Gebet, das die Töpfer fprachen, ehe
fie an das Einfetzen ihrer Erzeugniffe in den Brennofen fchritten, und die Erfin-
dung der Töpferfcheibe, einer der älteften Mafchinen der Menfchheit, wird der
mythifchen Perfon des Talos, Neffen des Dadalos, zugefchrieben. Die erften und
hervorragendften Künftler Griechenlands, ein Phidias, ein Polyklet, fertigten ihre
Modelle in Thon, und ein griechifches Sprichwort fagt: „Der rechte Mann zei
fich dann am beften, wenn ihm der Thon unter die Nägel kommt.“
Bald entwickelt fich gewiffermafsen aus der gemeinfamen Urform der eine
oder andere Zweig diefer Kunft zu kräftigerem, felbftftändigem Gedeil
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