Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

  
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A Dr. Emil Teirich. 
fonftiger mechanifcher Hilfsmittel fehlt bei den einzelnen Völkern en Stilrich- 
tung, fo dafs nur {chwer die älteften keltifchen oder griechifch-italienifchen Gefäfse 
von einander unterfcheidbar find. 
Funde alter Thongefäfse, beifpielsweife die in unferen Torfmooren, verfucht 
man circa 4000 Jahre zurück zu datiren. Bei 
Die anthropologifche Gefellfchaft ftellte unter den Refultaten der Unter- 
fuchung des Atterfees (Oberöfterreich) Thongefäfse mit ganz bemerkenswerther 
Ornamentik aus der Broncezeit aus. : ” m. 
Unterdeffen hat der gebrannte Thon in der Form des Ziegels gleichfalls 
bereits: Verwendung gefunden. An den egyptifchen und affyrifchen Baudenkmalen 
finden wir nicht nur gut gebrannte, und darum bis auf unfere Zeit erhaltene, 
fondern auch decorirte, oder wenigftens mit Charakteren und eingeprefsten 
Zeichen aller Art verfehene Ziegel und Thonplatten. Es {cheint aber, als ob zuerft 
die Chinefen die Terracotta zur Verzierung der Aufsenfeite der Häufer verwendet, 
alfo zuerft diefes Materiale der Architektur dienftbar gemacht haben. 
Die mehrfach durchforfchten Schutthügel des Euphratthales bergen die 
älteften Refte der Thonwaaren-Kunft. Grofse Thonfarkophage, bedeckt mit Schutt 
und Topffcherben, theils unglafirt, meift aber mit grüner Glafur überzogen, liegen 
zu Taufenden aufgehäuft in diefen alten Begräbnifsftätten. Sie ‚gleichen in ihrer 
eigenthümlichen Ornamentation Leichenwindeln, ausgeführt in Thon. lier fieht 
man die intereffante Verwendung des gebrannten Ziegels, welcher in Form des 
Pfeilers die Wände aus ungebrannten Luftziegeln ftützt, welch’ letztere merkwür- 
digerweife vor dem Zerfallen durch Jabrtaufende gefchützt blieben. Die Kunft 
des Wölbens war den Chaldäern {chon bekannt und theilweife find heute noch 
die Gewölbdecken an den Ruinen von Wurka erhalten. 
Auch glafirte Thonarbeiten fanden fich dafelbft vor, fo die fehr intereffante 
Anwendung von thönernen Nägeln mit glafirten Köpfen, welche rund und etwa 
6 Zoll lang in dieMauern aus ungebrannten Luftziegeln behufs Schutzes derfelben 
dicht neben einander eingetrieben waren. Eine Decoration der Mauern in mofaik- 
ähnlicher Weife mit glafırten Platten wird gleichfalls an einigen Orten go 
die chronologifche Ordnung aller diefer Funde aber vorzunehmen, ift äufserft 
fchwierig und, wenn verfucht, ftets zweifelhaft. 
ine andere eigenthümliche Conftrudion diefer älteften, uns aufbewahrten 
Baudenkmale aus gebranntem Thon ift die fogenannte Topfmauer, die auch,heute 
ihrer decorativ verwendbaren zelligen Aufsenfläche und ihrer befonderen Leich- 
tigkeit wegen manchmal in Verwendung kommt. 
Das Ausftellungsobjet der Wienerberger Ziegelfabriks- und 
Baugefellfchaft zeigte ein Topfgewölbe als überhöhte Kuppel. In ähnlicher 
Weife wendet man dort, wo leichte oder decorirte Gewölbedecken 
werden, namentlich in England, vielfach diefe Töpfe von runder oder fec 
Form an. 
Die Technik des Bildens plaftifcher, architektonifcher Gegenftände wurde 
jedenfalls auch damals fchon geübt. Statuetten und Votivtafeln aus Terracotta 
mit aufgeprefsten Basreliefs fehr eigenthümlichen Stiles von höchft naivem 
Charakter zählen mit zu dem Gefundenen. 
Höhere Bedeutung hat die griechifche Keramik fchon in ältefter Zeit. 
Schon in Homer's Gedichten findet fich ein Gebet, das die Töpfer fprachen, ehe 
fie an das Einfetzen ihrer Erzeugniffe in den Brennofen fchritten, und die Erfin- 
dung der Töpferfcheibe, einer der älteften Mafchinen der Menfchheit, wird der 
mythifchen Perfon des Talos, Neffen des Dadalos, zugefchrieben. Die erften und 
hervorragendften Künftler Griechenlands, ein Phidias, ein Polyklet, fertigten ihre 
Modelle in Thon, und ein griechifches Sprichwort fagt: „Der rechte Mann zei 
fich dann am beften, wenn ihm der Thon unter die Nägel kommt.“ 
Bald entwickelt fich gewiffermafsen aus der gemeinfamen Urform der eine 
oder andere Zweig diefer Kunft zu kräftigerem, felbftftändigem Gedeil 
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