Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

Die Thonwaaren-Induftie. 95 
Ungarn hat in diefer Richtung gleichfalls noch fehr wenig gethan, um feine 
Naturfchätze, von denen uns die Sammlungen der k. ungarifchen geologifchen 
Reichsanftalt, und die des Chemnitzer Bergbau-Diftriedtes Kunde geben, zu heben; 
das Gleiche gilt von Kroatien, Slavonien und dem ganzen Orient, der noch völlig 
abhängig von Oefterreich, Deutfchland und England bleibt. Erft in letzterer 
Zeit wurden wenigftens einige Lager von feuerfeften Thonen in Kroatien entdeckt, 
unter denen jenes von C.v. Czegel ganz befonders vorzüglich zu fein fcheint. 
Die gräflich Potocki’fchen Gruben von Miröw bei Krakau in Galizien ftellten 
gleichfalls, und zwar einen fehr fchön weilsgrauen Thon und daraus fabricirte 
Ziegel aus. 
Frankreich hatte nur zwei Ausfteller in diefem Zweige der Induftrie auf- 
zuweifen Bous quet& Comp. in Lyon brachten Gasretorten von bekannter voll- 
endeter Fabrication; die Campagnie parifienne du gaz in Paris gute 
Retorten, feuerfefte Steine, die uns jedoch den belgifchen an Dichte und Güte 
nachzuftehen fcheinen. Es fehlt das fefte fchöne Anfehen der Waare, die voll 
von Haarriffen fich zeigte. Die Gefellfchaft arbeitet zumeift für eigenen Bedarf, 
ähnlich der Wiener Fabrik. 
Auch Frankreich bezieht einen grofsen Theil feines Bedarfes von Belgien, 
Deutfchland und England. Noch weit weniger cultivirt Italien, das übrigens 
Mangel an derlei geeigneten Rohprodudtn leidet, diefe Induftrie. Biagi und 
Settimelli inFlorenz nebft zwei anderen Firmen, von deren Producten die Aus- 
ftellung jedoch nichts zeigte, mögen die einzigen Erzeuger feuerfefter Waare auf 
der appeninifchen Halbinfel fein. 
In Spanien, und zwar in recht verdienftlicher Weife, hat Pablo 
Cucurny in Barcelona die Fabrication feuerfefter Produde aus heimifchem 
Materiale begonnen und auf eine Höhe gebracht, die einen nicht unbedeutenden 
Export nach den franzöfifchen Häfen und jenen des Mittelmeeres bis Con- 
ftantinopel zuläfst. Gasretorten, feuerfefte Steine, Muffeln und Cupolöfen find 
feine Erzeugniffe, alle von anerkannter, vielfach belobter Qualität. Aus einem 
igenthümlichen, ftark glimmerhältigen Thone erzeugt Zamora in Oporto feuer- 
efte Schmelztiegel, von denen man verfichert, fie hielten die höchften Temperaturen 
us. Die Maffe ift fett und hält fehr gut die Form. 
Ja felbft in Brafilien beginnt diefe Induftrie Boden zu faffen, wenigftens 
ftellte die Fabrica de Luca National in Rio Janeiro Schmelztiegel und 
Muffeln aus, die in der Vorftadt St. Chriftofle der Hauptftadt aus dort gegrabenem 
"[hone recht gut angefertigt find. Die gröfste und bedeutendfte Fabrik dafelbft if 
jedoch dievonEsberard, welche recht gelungene feuerfefte Muffeln und Tiegel 
anfertigt. Die Anregung zu diefer Fabrication, fowie zu jener der Diaphragmen 
ging von dem verdienten Profeffor de Capanema aus, dem Director des brafiliani- 
fchen Telegraphenwefens. 
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Die übrigen Länder brachten in diefer Richtung fo gut wie gar nichts. Diefs 
wundert am meiften von Schweden, deffen Induftrie jährlich enorme Quantitäten 
refradtärer Erzeugniffe confumirt, die, wenn auch England den Bedarf meift deckt, 
doch auch in anfehnlicher Menge im Inlande fabricirt werden. 
Die feuerfeften Waaren, deren Qualität durch eine äufserliche Befichtigung 
nur zum geringften Theile geprüft werden kann, eignen fich eben gar wenig zum 
Ausftellungsobjecte. 
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Nichts deftoweniger waren durch die gefchehenen Einfendungen die modernen 
Beftrebungen in diefem Induftriezweige gut charakterifirt und unferen öfterreichi- 
fchen Fabrikanten vor Augen geführt worden. 
Im Allgemeinen fahen wir die Handarbeit dem Formen durch die Mafchine 
vorgezogen. Das Gemenge von Thon mit vieler Chamotte oder Quarzfand läfst fiıch 
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eben durch Druck allein, felbft durch den einer hydraulifchen Prefle, nur fchwer 
 
	        
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