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Die Thonwaaren-Induftrie. IT
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Die Schwierigkeiten, welche die Eigenfchaften des Schwindens und
Reifsens der Thone beim Trocknen und Brennen der Erzeugung gröfserer, ebener
Flächenplatten entgegegenfetzen, die weiteren, welche entftanden, als man ver-
fuchte, folche Flächen auch noch mit einer gleichmäfsigen einfärbigen oder gar
decorirten Glafur zu überziehen, bewogen zur Anw endung der Plaftik
mittelalterlichen Kunfttöpferei und dem Beibehalten möglichft
Stücke, die felten eine gröfsere Ausdehnung erhielten.
In der Zeit vom XII. Jahrhundert bis fpät in das XVII. hinein blühte in
Mittel- und Süd-Deutfchland die Kunft der Töpferei, theilweife noch unter dem
Einfluffe er des ee Stiles, entwickelt fich zur Blüthe in der Zeit der Gothik
ingt viele Entwürfe der fogenannten kleinen Meifter der deutfchen Renaiffance
führung. Die Architektur bemächtigte fich hier des Stoffes.
In Deutfchlandif es die Ofenkachel, welche meift grün glafirt und mit
Plaftik geziert wird. Auch das Einpreffen von V erzierungen und das Ueberziehen
in der
gleichfärbiger
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läche mittelft einer leichtflüffgen, durchfichtigen Glafur, welche die Vertiefung
üllt und damit den Deffin dunkler vom Grunde abhebt, oder das Ausfüllen der
ertiefungen mit andersfärbiger Glafur als dem Crundtön, wird geübt und findet
fch an Ahdestichen und oh chen Fufsboden-Platten und Wandfliefen in ähn-
licher Weife, wie wir es an den Majolica tiles von Minton und Minton Hollins
a ler ae lung fahen. Ueberhaupt bilden folche Platten einen Ha auptzweig der
ER aren-I ft, denn gar häufig werden fie zur Decoration der Flächen als
Erfolge benützt. Unter fichtlich italienifchem Einfluffe arbeit
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ünftlerfamilie der Hirfchvogel in Nürnberg ihre Kacheln, Platten und Krüge.
Nach und nach tritt auch hier nos die Schmelzmal alerei hinzu, bleibt aber immer
unvollkommen und roh. Es ftehen ihr zu wenige Farben und eine zu wenig ver-
Technik zu Gebote.
Unterdeffen hatte Italien die Kunft erlernt, den gefärbten Thonfcherben
: weifsen, opaken Zinnglafur zuüberziehen und einen vollftändig decken-
I erzug der Grundmaffe zu geben. Man fagt, die en Mauren wären
die Lehrmeifter gewefen und die Infel 2 Majorca die Schule. Gewifs ift, dafs diefe
von den Van des Orients fchon gekannte und an Pracht- und Nutz: gefäfsen
(chon immer angewandte Kunft um das Ende des XIV. Jahrhundertes in Italien
auftauch
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Auch dort hatte man fchon lange den Mangel eines völlig deckenden
Jerzuges für den unfchön gefärbten T Thongrund gefühlt und durch das Ver-
‚obirens zu helfen gefucht. Das ungebrannte Thonftück wurde in
ame dünnbreiige Maffe eines feinen, weifsgen Thones getaucht,
d diefer matte Uebe rzug durch Einbrennen fixirt. Erft darauf wurde
slafurdecke gegeben. Flifen und Baı uornamente aus jener Zeit find
aden und an Innenräumen aufbehalten geblieben.
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I a eine Stadt in Umbrien, war wohl die Hauptftätte diefer Fabrication
und das Centrum einer Thätigkeit, die aus den Kinderfchuhen des Handwerks-
Brauches unter dem Schutze der Sforza und Medicis zur Kunftinduftrie empor-
We Die Erzeugniffe derfelben find unter dem Namen Me ezzamajolica allent-
ben bekannt, vielfach von Kunftliebhabern gefchätzt und beliebt und darum
on jeher und bis auf die heutic ge Zeit ein Gegenftand der fpeculativen Imitation,
von der uns beifpielweife die italienifche keramifche Ausftellung Beifpiele zur
Genüge brachte.
Luca della Robbia, der berühmte Florentiner Plafiker, bemächtigte fich
zuerft der für Italien neuen Kunft und überzog feine Reliefs mit jener opaken
Zinnglafur als ie: für feine übrige Farbenpalette, die, wenn auch.nicht allzureich,
io doch namentlich für ornamentale Zwecke genügend war.
Die Renai ffance übte damals ihren vollen Zauber auf die Kunfiinduftrie
Italiens. Unter ihrem mächtigen Einfluffe wuchs und entfaltete fich der Sinn für
das Schöne, die Kraft einer unendlich
3 etr on
ren, künftlerifchen Conception
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