Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

\ınn 
Die Thonwaaren-Induftrie. IT 
zZ 
Die Schwierigkeiten, welche die Eigenfchaften des Schwindens und 
Reifsens der Thone beim Trocknen und Brennen der Erzeugung gröfserer, ebener 
Flächenplatten entgegegenfetzen, die weiteren, welche entftanden, als man ver- 
fuchte, folche Flächen auch noch mit einer gleichmäfsigen einfärbigen oder gar 
decorirten Glafur zu überziehen, bewogen zur Anw endung der Plaftik 
mittelalterlichen Kunfttöpferei und dem Beibehalten möglichft 
Stücke, die felten eine gröfsere Ausdehnung erhielten. 
In der Zeit vom XII. Jahrhundert bis fpät in das XVII. hinein blühte in 
Mittel- und Süd-Deutfchland die Kunft der Töpferei, theilweife noch unter dem 
Einfluffe er des ee Stiles, entwickelt fich zur Blüthe in der Zeit der Gothik 
ingt viele Entwürfe der fogenannten kleinen Meifter der deutfchen Renaiffance 
führung. Die Architektur bemächtigte fich hier des Stoffes. 
In Deutfchlandif es die Ofenkachel, welche meift grün glafirt und mit 
Plaftik geziert wird. Auch das Einpreffen von V erzierungen und das Ueberziehen 
in der 
gleichfärbiger 
   
  
© 
läche mittelft einer leichtflüffgen, durchfichtigen Glafur, welche die Vertiefung 
üllt und damit den Deffin dunkler vom Grunde abhebt, oder das Ausfüllen der 
ertiefungen mit andersfärbiger Glafur als dem Crundtön, wird geübt und findet 
fch an Ahdestichen und oh chen Fufsboden-Platten und Wandfliefen in ähn- 
licher Weife, wie wir es an den Majolica tiles von Minton und Minton Hollins 
a ler ae lung fahen. Ueberhaupt bilden folche Platten einen Ha auptzweig der 
ER aren-I ft, denn gar häufig werden fie zur Decoration der Flächen als 
   
Erfolge benützt. Unter fichtlich italienifchem Einfluffe arbeit 
te 
ünftlerfamilie der Hirfchvogel in Nürnberg ihre Kacheln, Platten und Krüge. 
Nach und nach tritt auch hier nos die Schmelzmal alerei hinzu, bleibt aber immer 
unvollkommen und roh. Es ftehen ihr zu wenige Farben und eine zu wenig ver- 
Technik zu Gebote. 
Unterdeffen hatte Italien die Kunft erlernt, den gefärbten Thonfcherben 
: weifsen, opaken Zinnglafur zuüberziehen und einen vollftändig decken- 
I erzug der Grundmaffe zu geben. Man fagt, die en Mauren wären 
die Lehrmeifter gewefen und die Infel 2 Majorca die Schule. Gewifs ift, dafs diefe 
von den Van des Orients fchon gekannte und an Pracht- und Nutz: gefäfsen 
(chon immer angewandte Kunft um das Ende des XIV. Jahrhundertes in Italien 
auftauch 
ar en 
  
  
  
     
Be 
Auch dort hatte man fchon lange den Mangel eines völlig deckenden 
Jerzuges für den unfchön gefärbten T Thongrund gefühlt und durch das Ver- 
‚obirens zu helfen gefucht. Das ungebrannte Thonftück wurde in 
ame dünnbreiige Maffe eines feinen, weifsgen Thones getaucht, 
d diefer matte Uebe rzug durch Einbrennen fixirt. Erft darauf wurde 
slafurdecke gegeben. Flifen und Baı uornamente aus jener Zeit find 
aden und an Innenräumen aufbehalten geblieben. 
T 
I a eine Stadt in Umbrien, war wohl die Hauptftätte diefer Fabrication 
und das Centrum einer Thätigkeit, die aus den Kinderfchuhen des Handwerks- 
Brauches unter dem Schutze der Sforza und Medicis zur Kunftinduftrie empor- 
We Die Erzeugniffe derfelben find unter dem Namen Me ezzamajolica allent- 
ben bekannt, vielfach von Kunftliebhabern gefchätzt und beliebt und darum 
on jeher und bis auf die heutic ge Zeit ein Gegenftand der fpeculativen Imitation, 
von der uns beifpielweife die italienifche keramifche Ausftellung Beifpiele zur 
Genüge brachte. 
Luca della Robbia, der berühmte Florentiner Plafiker, bemächtigte fich 
zuerft der für Italien neuen Kunft und überzog feine Reliefs mit jener opaken 
Zinnglafur als ie: für feine übrige Farbenpalette, die, wenn auch.nicht allzureich, 
io doch namentlich für ornamentale Zwecke genügend war. 
Die Renai ffance übte damals ihren vollen Zauber auf die Kunfiinduftrie 
Italiens. Unter ihrem mächtigen Einfluffe wuchs und entfaltete fich der Sinn für 
das Schöne, die Kraft einer unendlich 
3 etr on 
  
  
    
ren, künftlerifchen Conception 
  
  
m uuuumu nu nu _ _ _—_ nn 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.