Full text: Die Thonwaaren-Industrie (Heft 24)

  
32 Dr. Emil Teirich. 
Wir fehen in dem richtig und mit Verftändnifs angewandten Umdruckver- 
fahren das einzige Mittel, guten Muftern, wahren künftlerifchen Leiftungen die 
aöthige Verbreitung zu verfchaffen, und damit dem noch fehr verwilderten 
Gefchmacke des grofsen Publicums bildend an die Hand zu gehen. Die billigfte 
Waare kann auf diefe Weife mit gutem Zierath verfehen werden. 
Minton bringt diefsmal ein ganz neues Verfahren des Umdrukes von 
Metallplatten und ftellt einige, aber nur wenige, fehr gelungene Verfuche damit aus, 
welche namentlich die Präcifion der Contour und auch die Möglichkeit illuftriren, 
gröfsere Flächen folcherweife mit einer fatten Farbe überlegen zu können, 
Die Fabrication der Wand- und Fufsboden - Verkleidungsplatten ift in 
England zu einem Handelsartikel von einer in Deutfchland und Oefterreich 
noch ganz ungekannten Bedeutung geworden. Kaum ein Haus, und fei es das 
geringfte und befcheidenfte in London, mag ganz eines folchen Schmuckes 
entbehren, faft kein Vorhaus oder Küche, die nicht ganz oder theilweife mit 
diefem fchönen, dauerhaften und fo reinlichen Materiale verkleidet wäre. 
Von den in England derzeit erzeugten Platten, und nicht wenige Firmen 
befchäftigen fich damit, laffen fich drei Arten trennen, von denen eine, die 
Encauftic tiles, oder eingebrannten Ziegelfliefen zumeift aus einem oder 
mehreren durch die ganze Maffe gefärbten, fehr fein bearbeiteten Thonen auf 
trockenem oder naffem Wege erzeugt wird, indem man die vielfach gefärbte: 
und deffinirten dünnen Thonfchichten neben einander auf eine Unterlage oder 
Zwifchenlage von gröberer aber nicht minder haltbarer Maffe bringt und mit 
diefer feft verbindet. 
Solche Platten, die jede Abnützung vertragen, ohne ihre Deffinirung ein- 
zubüfsen und von ungemeiner Dauer find, bilden das Materiale für die fchönen 
Mofaik-Fufsböden, denen man in England allenthalben begegnet, und die beim 
Bau des South-Kenfington-Mufeums und dem Parlamentsgebäude wohl in aus- 
gezeichneter Weife zur Verwendung gelangten. 
Die Oberfläche folcher Platten bleibt zumeift unglafirt. Durch frittenden 
Feldfpath-Zufatz (cornifh ftone) wird eine befondere Verdichtung des Materiales 
erzielt, und gehen diefe Fabricate eigentlich bereits in die Gruppe .des St: 
zeuges über, ohne dafs wir es uns verfagen dürften, fie in den Kreis unferer 
jetzigen Befprechung zu ziehen. 
Die auf trockenem Wege erzeugten Platten werden mittelft Mafchinen 
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geprefst und find in England zumeift Handfpindel-Preffen hiezu in Verwend 
in Deutfchland hydraulifche. 
Die Schwierigkeiten, verfchiedenfarbige Thone mit einer Unterla 
vereinen, dafs beim Brande kein Reifsen, keine Trennung erfolgt, und zug] 
die Platten vollkommen eben und winkelig bleiben, ift von den en 
Fabrikanten zumeift glänzend gelöft. 
Eine andere Art von Verkleidungsplatten , ebenfo häufig v die erften, 
aber zu anderen Zwecken verwendet, find die Platten mit Reliefs (Emboffed 
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tiles). Hier wird der Charakter der echten Majolica und der Paliffywaare, di 
opake oder translucide Glafur auf modellirtem Thonkörper freilich nicht immer 
präcife gewahrt. Die Modellirung ift zudem nicht felten fchlecht. Sehr fchönen 
Effet machen jene eingeprefsten Platten, auf denen eine höchft dünnflüfüge 
Glafur die Tiefen mit dunklerer Schattirung durch Zufammenfliefsen ausfüllt, 
und fo die Modellirung zur vollen Wirkung in ähnlicher Weife wie bei den 
bekannten Porzellan-Lichtbildern bringt. 
Eine dritte Art endlich, die Majolica tiles, eigentliche Fayencen, werden 
auf trockenem oder naffem Wege aus möglichft weifsem Tone her 
oder ober der Bleiglafur bemalt oder bedruckt. 
Die gröfste Mannigfaltigkeit, die fchönften Zeichnungen finden wir hier- 
ee arme EEE EL fs = Sale lan = Si ; 1 1: 
unter. Meift ift es der orientalifche und fpeciell der perfiche Stil, in dem die 
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geftellt, unter 
  
 
	        
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