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36 Dr. Emil Teirich.
einfachften von der feinen Waare ausgehen mufs, wird auch das billige Product
gewinnen.
Im Allgemeinen kann für Oefterreich nur die Einführung des norddeut-
fchen und fo recht eigentlich nationalen Kachelofens in verbefferter Form aufs
Wärmfte empfohlen werden.
Sehen wir rafch durch, was Oefterreich zur Ausftellung brachte. Da war
einmal vor allen Anderen De Cente in Wiener-Neuftadt, der einen grofsen Raum
der Rotunde mit den verfchiedenartigften, weifsen, faft durchgehends Emailöfen
gefüllt hatte. Das Email felbft ift ftets riffig, die Oefen zumeift nach dem in
Oefterreich üblichen, fogenannten fchwedifchen Syftem conftruirt. Wie wenige
der Formen find darunter gelungen; was nützt da ein von Hanfen’s Schülern
gezeichneter, mit einigem antiken Zierath aufgeputzter Ofen, wenn die ganze
Richtung durch all’ die anderen Ausftellungsobjecte fcharf genug charakterifirt
wird. Viele unferer Induftriellen fcheinen überhaupt zu glauben, und diefer
Anfchauung begegnen wir öfter, fich ein Verdienft um Hebung des Gefchmackes
zu erwerben und Anerkennung zu verdienen, wenn fie ab und zu nach Skizzen
eines hervorragenden Künftlers ein einziges Object, etwa zum Zwecke einer Welt-
ausftellung, arbeiten und zu enormen Preifen verkaufen.
Damit ift nichts, oder nur wenig gefchehen. Wird nicht die ganze Richtung
der Fabrication veredelt, fo dafs ein richtiges Gefühl jeden Arbeiter durchdringt
und eine Garantie für die ftilvolle Ausführung jedes Details im letzten Gehilfen
gefunden wird, fo find derlei fporadifche Verfuche nichtsals Kunftftücke ohne
weiter greifenden Einflufs.
Auch De Cente könnte Befferes in künftlerifcher Richtung leiften, um fo
mehr, als er ja doch wenigftens die gröfsten Schwierigkeiten der Technik recht
gut und feit Langem fchon überwunden hat. Sein grofses Gefchäft, fein bedeu-
) tendes Abfatzgebiet und die Würdigung feiner langjährigen Bemühungen um die
Ofenfabrication in Oefterreich hat uns veranlafst, ihn als erfte und hervorragendfte
Firma zu nennen, während eigentlich die Ofenfabrik von W. J. Sommerfchuh
in Prag die erfreulichfte Leiftung auf diefem Gebiete aufzuweifen hatte.
Sommerfchuh’s Verdienft liegt in der wirklich gelungenen und ziemlich
vollendeten Fabrication von Email-Kachelöfen nach norddeutfchem Mufter, fein
Kaminofen mit grauer Decoration, fowie auch fein Kamin waren recht gute
Erzeugniffe, mit denen fich in Oefterreich kein anderes meffen kann. Was die
zwei faft lebensgrofsen orientalifchen Geftalten eigentlich unter den Oefen woll
ten, wurde uns nicht klar, da wir Herrn Sommerfchuh die Gefchmacklofigkeit
nicht zutrauen, etwa Kamine damit zieren zu wollen. Freilich als fchwierige
Stücke der Fabrication verdienten fie alle Beachtung.
In eine Kritik des Emails, in einen Vergleich desfelben mit den Erzeug-
niffen von Seidl in Dresden etwa einzugehen, können wir uns erfparen, bis alle
Schwierigkeiten zur Vermeidung der Kühlriffe von der Fabrik werden über-
wunden fein.
In färbigen Oefen, und nur folche hat er ausgeftellt, leiftet Bernhard
Erndtin Wien entfchieden Gutes. Sein grofser brauner Ofen mit färbigem, bun-
tem Ornament, im Renaiffanceftil componirt, liefs wenig zu wünfchen übrig. Er war
uns von der Parifer Ausftellung her wohlbekannt und hätten wir nur fehr
gewünfcht, Erndt hätte uns eine neuere Leiftung vorgeführt. Aehnlich gut waren die
anderen Erzeugniffe feines Etabliffements, dem Wien die einzig brauchbaren
bunten Oefen verdankt.
Unbegreiflich ift es daher, dafs fich der Gefchmack feines verdienftvollen
Leiters bis zu jenem orientalifchen (?) mit Oelfarben grell bemalten Ofen verirren
konnte, der das hübfche Enfemble feiner Ausftellung geradezu verunzierte.
Nicht diefelben Erfolge hat in der Emailglafur-Technik der Namensvetter
des Erfteren, Franz Erndt, aufzuweifen. Mit folcher Gefchmacklofigkeit, gepaart
mit technifcher Unvollkommenheit, war es immerhin gewagt, eine Ausftellung zu