Dr. Emil Teirich.
antiken Formen erinnernden Profilen, theils direct auf den Scherben glafırt, theils
engobirt, zuwel ilen als Bisquit ge laffen.
Die Stadt Mrchanakale in den Dardanellen vereinigt den gröfsten
Theil der Töpfereien des Diftridtes, und zwar unter einem einzigen Dache. Früher
in verfchiedenen Werkftätten vertheilt, w urden die Töpfer aus der Stadt gewiefen
und bezogen eine Art Schupfen, der in Abtheilungen ehe für alle zufammen
gleichzeitig zur Stätte der Fabrication wird. Von einer folchen im eigentlichen
Sinne des Wortes kann nun freilich keine Rede fein. Stets arbeitet er Meifter
allein in feinem einzigen Raume, in dem alle feine Manipulationen vorgenommen
werden. Dort wird der Thon mit den Füfsen vorgeknetet, dort geformt, wobei die
Dr ohkhe nie in Benützung gelangt, dort wird in höchft primitiver
Weife die Waare noch in dem kleinen Backofen gebrannt und glafırt. Kleine Kna-
ben find gewöhnlich die einzigen Gehilfen des Meifters und bewunderungswürdig
db dere en affenartige Behendigkeit und | Gefchicklichkeit namentlich beim Auftrage
der Glafuren und der Bemalung der Gefäfse. wobei eine ‘Drehung des auf
Ba Hand geftellten Gegenftandes hinreicht. um mit der anderen, den Pinfel
führenden, eine Kreislinie darauf zu befchreiben, wie wir diefs mit Hilfe der
Töpferfcheibe zu thun gewohnt find.
Der gänzliche Mangel an mechanifchen Hilfsmitteln, die Rohheit jedes
der angew den technifchen Verfahrens mufs natürlich an dem fertigen Producte
zum druck gelangen.
Die Gl slar ift darum meift rifüig, fleckig, durch Aneinanderfchmelzen zweier
Gefchirre im Ofen oft befchädigt.
In folcher Weife arbeiten über zwanzig Meifter vereint unter einem Dache
für den Bedarf eines grofsen Theiles der Türkei, in welcher das Dardanellen-
gefchirr alle enthalben beliebt ift. Die nachträglich und auf kaltem Wege höchft
nachläffig applicirte Vergoldung sn glafırten Gefäfse ge fchieht nicht von Seite
des Töpfers, fondern erft in den Verkaufsläden des Gefchirrhändlers.
Schon einmal wurde der Beftrebungen der türkifchen Regierung gedacht,
durch die Fabrik Kutaja belebend auf die Thonwaaren-Induftrie des Landes zu
wirken, end es it ein Verdienft Edhem Pafcha’s, anregend in diefer Richtung
sewirkt zu haben. Diefelbe Abficht leitete fie bei Gründung der Kunft- und Hand.
werker-Schule von Janina, in der die Zöglinge zu praktifcher Arbeit angeleitet
werden follen. Das, was wir von folchen Ar -beiten zu fehen bekamen, war ziemlich
troftlos und ftand unter dem Niveau des vielen Mittelmäfsigen der übrigen Aus-
fteller. Es fcheinen fowohl die geeigneten Lehrkräfte als auch der re chte Ernft
zu fehlen. Einige weifse (?) Fayence eteller, einige fchwache Verfuche einer
farbigen Decoration darauf war Alles, was die Thätigkeit der Schule zu illuftri-
ren hatte.
Ein Induftriezweig endlich, welcl = die gröfste Bedeutung für die Um en
bung von Ruftfchuk und Conftantinopel hat, ift die Fabrication der Pfeifenköpfe
aus einem fehr fetten. ziemlich et tändtee :n, grauen Thone, der nach ne
Formen, das ftets mit freier Hand gefchieht, oft dure ee Ornament oder
durch Aufpreffen mittelft kleiner Model decorirt wird. Das Brennen gefchieht bei
fehr fchwachem Feuer, das nur die Farbe des Materiales in Roth ändert und nun
erft wird durch Poliren und Schleifen die Oberfläche geglättet, wozu man eine
wachsartige Maffe benützt, die in den poröfen Thonkörper eingerieben wird. Die
kalte V ergoldung wird zuletzt aufgetragen.
Salich in Conftantinopel hatte die gröfste und befte Co llection von
fölcHen Pfeifen eingefandt. Er dürfte der hervorr agendefte Erzeuger diefer Waare
für den Export fein Namentlich waren feine rothen Pfeifen, oft von recht guter
Form und mit reicher V er verfehen. bemerkenswerth ob der Präcifion,
nit der fie gearbeitet. Aufser diefen wurden von ihm die fchwarzen Köpfe von
Ruftfchuk imitirt,