Die Thonwaaren-Induftrie. 65
[heekanne ftammte. Die ganze Sammlung diefes hochintereffanten Gebrauchs-
gefchirres war übrigens zu wenig vollftändig, um einen richtigen Ueberblick über die
Mannigfaltigkeit der Form und Farbengebung zu verfchaffen, die in folcher
ordinärer Waare mehr als in dem conventionell decorirten Porzellain zu finden ift.
Nicht fo reich als in Chinas Abtheilung fanden wir die F ayencetechnik
Japans durch prächtige Ausführungen repr Beat Und doch nimmt gerade die
Fayence hier wie dort, wir glauben diefs mit voller Berechtigung behaupten zu
können, einen künftlerifch weit höheren Rang ein, als das Pas: llan. Gilt diefs
nicht von der Form desfelben, fo doch ganz ficher von der coloriftifchen Behand-
lung der Stücke, in denen fich der ausgebildete Farbenfinn des Orients, deffen
Talent für Flächenverzierung ausfpricht. Wir haben fchon im Vorftehenden auf
den Zufammenhang vielfach hingewiefen, der zwifchen den orientalifchen Formen
und Farbenfchatz und. den europäifchen Fabrikanten befteht, die viele und reich-
liche Anlehen bei ihren entfernten Collegen oft und namentlich in der Neuzeit
machten. Und fo bleibt nun nur wenig mehr über die Originale jener vielen Imi-
tationen zu fagen übrig, denen wir vor Allen auf unferem Rundgang durch England
und Frankreich begegneten.
Das Prototyp der japanifchen Fayence ift die, aus dem Departement von
Kagofima gefandte, unter dem Namen Satfumagefchirr bekannte Waare.
Die Formen diefer Gefäfse, welche als die beften und am feinften decorirten gelten,
find relativ gut zu nennen. Die Farbe ift meift ein Schwefel- bis Eigelb als Grund,
auf dem bunte Blumen in regelmäfsiger Vertheilung angeordnet find, oder der mit
feinen, oft recht fchönlinigen Ornamenten über rare: erfcheint. De angewandten
Emails find zinnhältig, opak und zeigen alle guten und fchlechten Eigenfchaften
derfelben, unter Anderem auch manche Haarriffe. Von befonderer Zieı ArcnBetEfanden
wir einige Theefervice mit fehr matter Malerei. Satfumagefchirr war von jeher und
ift noch heute fehr hoch im Preife gehalten.
Aehnlich gefchätzt und rat eriftifch für die japanefifche Fayencetechnik
ift die Awatawaare, fo genannt nach dem Quartier Awata der Stadt Kioto, dem
Orte ihrer Erzeugung. Der Scherben ift gelblich weifs und fehr hart, die bunte
Decoration der ausgeftellten Theefervice, Schüffeln und Becken erinnert etwas
an modern europäifche Ausführungen.
Eine fehr fleifsige Imitation, namentlich der echten Satfumawaare, ftellte
Sampei, ein junger Fabrikant in Awadji-Sima, Departement Miodo, aus. Die
Porzellanthon-Maffe wird mit einer bleihältigen, meift von Haarriffen ziemlich freien
Glafur überzogen und diefe bemalt. Die Wahl der Farben und die Ausführung der
Malerei übertrifft faft die der Originale. Die Erzeugung diefer Gefäfse datirt erft
aus den zwei letzten Jahren.
Eine Sorte von graulich decorirtem Gefchirr für den Hausgebrauch wird im
Departement Mine unter dem Namen Banko-yaki-Waare erzeugt, und hat ihren
Namen von ihrem Erfinder. Es ift ein ordinäres Fayencegefchirr voll Haarriffen,
ziemlich roh mit Blumen und Figuren decorirt, in braunweifslichem Farbenton.
Einige ebenfalls fo verzierte Theekannen von weifslichem Bisquit von ganz
befonderer Feinheit, ffammen aus demfelben Departement. Die Erzeugung von
Götzenbildern und kleinen Grotefkfiguren, Statuetten u. f. w. aus glafırtem
Töpferthon geht in China und Japan ins Maffenhafte. Aus Hiogo und Toukouoka
wurden folche eingefandt. Die Arbeit an diefen Figuren, fowie an den gleich-
o-
zeitig ausgeftellten grau glafırten ordinären Gefchirren ift ziemlich roh.
Wie das ermattete Auge am grünen Anger gefund fich fieht und labt, fo
fieht unfer Kunftgewerbe, das eu feit Kurzem zur Erkenntnifs feiner eigenen
Schwäche gekommen ift, deffen Produdtionskraft innerlich erlahmt, deffen Ziele
verrückt find, nicht felten auf jene urfprüngliche, unverdorbene Richtunghin, welche
wir in der nationalen Hausinduftrie mehr oder minder rein, getreu nach uralten
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