Die Thonwaaren-Induftrie.
bunter Farbe bemalt und deffinirt. Der Effedt ift ein vorzüglicher und weitaus
beffer als der des Pompadourroth, das ähnlich verwendet wird, und jedenfalls
auch mit eine feiner feinften Farben darftellt. Ein fo zartes, milchiges Rofen-
roth, wie auf den beiden kleinen ausgeftellten Vafen dürfte kaum noch gefun-
den werden.
Erwähnenswerth ift endlich noch ein Verfahren der Vergoldung des
Porzellans, welches, wenn deffen Herftellung durch Verbefferung des technifchen
Proceffes billiger zu ftehen kommen wird, von bedeutendem Vortheile für das
Nutzgefchirr fein kann. Um die Goldfchichte, welche bekanntlich nur allzuleicht
vom glafırten Untergrunde abzuwifchen ift, auf welchem fie nur oberflächlich auf-
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eetraeen lieet, haltbarer zu machen, wird an den Stellen, welche Vergoldung
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erhalten follen, mit Flufsfäure die Glafur aufgerauht, und fo dem Golde ein
fefter Boden gefchaffen, in dem es mit Sicherheit fteht. Aber auch neue Effecte
find mit diefem Verfahren zu erzielen, wenn man die Vergoldung über die
geätzte Fläche fortfetzt und dann poliert, wobei das tiefer liegende Gold
auf dem Aetzgrund matt bleibt.
Der Totaleindruck endlich, den Minton’s Ausftellung macht, ift ein
fehr lobenswerther. Abgefehen von der Mannigfaltigkeit der technifchen Pro-
ceffe, die er, unermüdlich nach Neuem ringend, einbürgert und vorführt, ift
deren künftlerifche Verwendung äufserft gefchickt. Wir befprachen bereits die
ausgezeichneten künftlerifchen Kräfte, über die Minton verfügt, wir können
aber hinzufetzen, dafs er geradezu aus der rn Welt feine Modelle und
Zeichnungen fammelt und befchafft. Gewifs untadelhaft ftilvoll find wenige
feiner Erzeugniffe, aber fie machen alle den en Eindruck eines in
den richtigen aefthetifchen Grenzen gehaltenen Naturalismus, aus welchem am
eheften vielleicht Moufille mit feinen Malereien heraustritt. Trivialität und
ganz Unverftandenes wird aber auch an diefen Erzeugniffen niemals nachzu-
weifen fein
Immer mehr entledigt fich zuerft Minton, dann aber auch Worcefter
des franzöfifchen Einfluffes, der von Sevres mächtig geübt, feit den Zeiten
Georg IV., wo das Sevresporzellan zuerft nach England gelangte und dort die
verdiente Werthfchätzung fand, bis in die jüngfte Zeit beftimmend auf die
Stilrichtung wirkte. Wir haben fchon oft auf die gröfsere Selbftfländigkeit hinge-
wiefen, mit der die englifchen Künftler eine eigene Richtung des decorativen
n. Was von sler Farbe gefagt wurde, gilt auch von der Form,
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Verfahrens einfchlag
die meift ee nicht immer lobenswerth, aber doch nie geiftlos copirt
eı Be heint. Dafs diefe Sucht nach Emancipation, wefentlich unterftützt durch den
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Sharakter des enelifchen Volkes und deffen unleugbare Vorliebe für das Aufser-
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gev Swöhnliche und Bizarre, abund zu aufAbwege führen mufs, ift felbftverftändlich.
Nur fo ift es auch zu erklären, wie die unfchönen eckigen Formen gewiffer
japanefifcher und chinefifcher Gefäfse und Nippes von Minton, mehr aber noch
von der Worcefter Fabrik nachgebildet werden konnten, wobei aufserdem hierauf
ein Fleifs verwendet erfcheint, der wahrlich einer befferen Sache werth
'refen wäre
Doch wenden wir uns zu dem reich gefüllten Glasfchrank der letzt-
genannten Fabrik.
Die Royalporcelainworksin Worcefter, wohl eines der älteften
englifchen Etabliffements, gegründet von Dr. Wall um 1751, alfo noch vor
Wedgewood, ftellten unter der Leitung Mr. Binns, des artiftifchen Dire ctors,
eine Reihe der verfchiedenften Arbeiten aus, bei denen in ihrer Gefammtheit
fchon fofort eine trefliche Formgebung und feine Ausführung des Modelles
auffällt. Zwei grofse Vafen, die letzten Werke des bereits verftorbenen, in England
hochgefchätzten Künftlers Bott, von denen wir bereits eine auf der Ausftellu
im Jahre 1871 zu London fahen, find
ganz ausgezeichnete Leiftungen der Lim« 3ge- e-
malerei, jener berühmten franzöfifchen a
x des XV. Jahrhunderts, weifs auf