Full text: Die Glasindustrie (Heft 89)

   
. Spiegel. 3] 
ftellung brachte, was Gröfse sowie fchöne Qualität betrifft, eine überrafchende 
Leiftungsfähigkeit dieser Fabrik. 
Da A. Ziegler's Sohn feine Fabrikseinrichtungen ftetig 
kommnet, fo läfst fich von der weiteren Entwicklung bis zu dem 
einer vollen Concurrenzfähigkeit mit dem ausländifchen F 
ftigfte erwarten. 
vervoll- 
angeftrebten Ziele 
abrikate nur das Gün- 
In Rufslanı wurde gewifs fchon Anfangs unferes Jahrhunderts, und zuerft 
ebenfalls als Staatsinduftrie, die Gufsfpiegel-Fabrikation betrieben; auch gelang 
es dort, fehr grofse Platten zu erzeugen, wie man aus Spiegeln, die dem dama- 
ligen Staatskanzler Fürften Metternich als Gefchenk zukamen und wegen ihrer 
nach den Begriffen jener Zeitgewaltigen Dimenfionen Auffehen erregten, erfichtlich 
wurde. Sie waren jedoch von fo fchwärzlichem und blafenreichem Glafe, dafs 
fie heutzutage für keinen Prachtfaal mehr geeignet erfcheinen würden. 
Auch die kaiferlich rufüfche Fabrik gab die Spiegelerzeugung wieder auf 
und erft in letzterer Zeit haben Amelung und Sohn in Lifette bei Dorpat in Lief- 
land diefe Fabrikation neu aufgenommen. Sie erzeugen, nach den ausgeftellten 
recht gelungenen, doch nicht fehr grofsen Muftern zu urtheilen, ganz hübfche 
Spiegel, auch welche bis zu 700 Rubel das Stück. 
6) Geblafene Spiegel. 
Die erften Glasfpiegel, welche fchon von den Alten erzeugt wurden, 
waren unbelegte aus dunklem Glafe;; fpäter erft kamen die geblafenen, belegten 
Spiegel in Frankreich und Deutfchland nach; es finden fich die früheften Anga- 
ben über diefe in Schriften des XI. Jahrhunderts und 300 Jahre fpäter erfchei- 
nen die Spiegel Venedigs im Handel. 
Mit dem Verfalle der Glasinduftrie in Murano und in den Niederlanden 
erftarb die Spiegelfabrikation dort gänzlich. In Frankreich etfand Louis Lucas 
de Nehou, und nicht Abraham Thevar. wie es in manchen Büchern heifst, 1688 
das Verfahren, Spiegel zu giefsen, welche Fabrikation fich nachträglich auch in 
anderen Staaten einbürgerte, die Erzeugung der geblafenen Spiegel in Frank- 
reich völlig verdrängte, jenein Baiern und Böhmen immer mehr befchränkte. 
In Baiern ift heute nur mehr Lohberg bei Lam genannt, welche Fabrik 
noch gröfsere Tafeln für Spiegel bläft. 
Es beftehen dort noch circa neun Fabriken, die blos Spiegelglas, und 
circa fünf, welche, wie noch einige Hütten im übrigen Deutfchland, nebft gewöhn- 
lichen Fenttertafeln auch Scheiben für Spiegel, doch nur für kleinere „Zoll- 
fpiegel“ oder die fogenannten „Judenmafs-Spiegel“ blafen. 
Nur in Böhmen behauptet fich diefe Induftrie immer noch in fehr umfang- 
reicher Weife mit noch verhältnifsmäfsig gröfseren Platten, wird jedoch auch fchon 
inihren Erzeugniffen auf fortfchreitend kleinere Mafse und auf die Judenmafs- 
Spiegel und mit ihrem Abfatze auf die öfterreichifchen Staaten, die Donaufürften- 
thümer, die Levante etc. befchränkt, wo derlei Waare. da fie leichter, weil dün- 
ner, billiger, weil auch halb- und dreiviertelweifs geliefert wird, noch 
immer fehr gefucht if. 
Schleifereien und Belegftätten für folche geblafene Spiegel gibt es nicht 
nur in Böhmen, fondern auch in Baiern, zumeift in der Oberpfalz und bei Fürth 
in fo bedeutender Menge, dafs manche öfterreichifche Glasfabrik grofse Mengen, 
zum Beifpiel J. D. Starkin Prag von den 100- bis 127.000 Stück folcher Tafeln welche 
er jährlich erzeugt, den gröfsten Theil nach Baiern zum Raffiniren liefert. 
Es find diefs meift Scheiben von 27 bis 70 addirten Zollen und Jude nmafs- 
Spiegel, welche noch dünner als jene gewöhnlichen Zollfpiegel find, auch nur in 
den Mafsen von 8” und 10’ als einfache oder 10’ und 16” als doppelte in Kit- 
    
  
   
    
   
    
  
   
     
   
   
   
    
  
  
   
  
   
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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