J. Weidmann.
Wo den Franzofen ihre Figurenmodelleure nicht beiftehen können, z.B.
bei den Luftern, fieht man auch fogleich, dafs die Leiftungen von denen der
Concurrenten übertroffen werden.
Endlich zur dritten, der fertigmachenden Arbeit, vorzugsweife dem
Cifeliren kommend, läfst fich aus oben Erwähntem fchon folgern, dafs dort, wo am
meiften erzeugt und am beften gezahlt wird, in Paris, auch diefe manuelle Fertig-
keit am ausgebildetften vorhanden ift und durch den traditionellen Ruhm und
angeborenen Kunftfinn getragen wird.
Wenn wir bei Befprechung der Leiftungen der einzelnen Länder vorzüg-
lich im Auge behalten, was dort zu lernen, was bei uns zu verbeffern ift, fo fchliefsen
wir uns hiebei nur den Reformbeftrebungen an, denen fich eine Anzahl von bedeu-
tenden Fachmännern feit Jahren mit Erfolg widmet, um Künftler und Publicum
auf den rechten Weg zu führen und glauben damit unfern Bericht beachtens-
werther zu geftalten, als es durch Anführung zweifelhafter ftatiftifcher Daten
oder einer detaillirten Befchreibung einzelner vorzüglicher Objedte der Fall
geworden wäre.
Zur bleibenden und nutzbringenden Erinnerung an bedeutende Leiftungen
würde auch die ausführlichfte Befprechung nicht den Werth einer graphifchen
Publication haben und wollen wir bei diefer Gelegenheit unfer Bedauern aus-
drücken, dafs unferes Wiffens noch keine Einleitungen getroffen find, um einer
folchen würdigen Publication, wie felbe gelegentlich der Londoner und Parifer
Ausftellung erfchien, entgegenfehen zu können.
Die franzöfifchen Broncen. Jedermann, auch der Laie in Kunft-
fachen, wird nach Befichtigung der in der Hauptgallerie ausgeftellten Parifer
Broncen bleibend den Eindruck empfangen haben, einer Kunftinduftrie gegenüber-
geftanden zu fein, der langjähriges Mühen als Bafıs und feiner Geichmack als
Führer dienten und deren Erzeugniffe von vorzüglichen technifchen Kräften aus-
geführt wurden.
Der Kenner ift natürlich mit jenem, was meift im franzöfifchen Wefen liegt
und fich vorzugsweife in oft allzufreiem und unorganifchem Hinarbeiten aufblofsen
momentanen Efiect äufsert, nicht einverftanden, er bewundert aber doch meift den
Schwung, die Fantafie, die in der Erfindung liegt ; öfter noch wird er durch Farbe
und Wirkung befriedigt, noch öfter aber überrafcht ihn das Gefchick, mit dem
diefe letzteren über Mängel in der Erfindung hinweghelfen müfsen.
Immerhin begegnet man bei den franzöfifchen Broncen felten dem Kindi-
{chen oder Ceöhrecioien was keineswegs gering anzufchlagen ift. Die franzöfi-
fchen, richtiger Parifer Tech dienen in Br a zur Decoration, daher die
grofse Anzahl von figuralen Compofitionen meift allegorifchen Vorwurfes, die in
mehreren Gröfsen ollenden nur zu diefem einen Zwecke erfunden und angefertigt
wurden. Eine grofse Zahl fucht dem in Frankreich durch den Gebrauch der
Kamine entftehenden allgemeinen Bedürfniffe, diefe mit einer Standuhr, Leuchtern,
Vorfätzen etc. zu zieren, zu entfprechen.
Der Aufgabe, zu decoriren, wird nun mit grofser Sorgfalt, Berechnung und
Zuhilfenahme der een Mel und Effecten zu entfprechen gefucht,
die Compofition fo angeordnet, dafs die Maffenv ertheilung und Silhouette von den
verfchiedenften Standpunkten eine günftige ift; die Färbung der Bronce wird .
en und matt gewählt und da die Franzofen im Al Igemeinen jetzt nach ihre
Weife vom XVII. ne bauen und decoriren, fo laffen fich auch a
Broncen, welche die Innenwände zu zieren haben, überall leicht und fiimmungs
voll einfchmiegen.
Die verhältnifsmäfsige Billigkeit diefer decorativen Broncen, welche eine
natürliche Folge des grofsen Abfatzes ift, wird von einigen Parifer Fabrikanten
noch weiter gefördert, indem fie ftatt echtem Materiale Zink verw enden, das an
feiner Oberfläche galvanifch verkupfert wird. Es mufs hiebei natürlich auf die