Full text: Die Kurzwaaren-Industrie (Heft 47)

   
  
  
  
  
J. Weidmann. 
Wo den Franzofen ihre Figurenmodelleure nicht beiftehen können, z.B. 
bei den Luftern, fieht man auch fogleich, dafs die Leiftungen von denen der 
Concurrenten übertroffen werden. 
Endlich zur dritten, der fertigmachenden Arbeit, vorzugsweife dem 
Cifeliren kommend, läfst fich aus oben Erwähntem fchon folgern, dafs dort, wo am 
meiften erzeugt und am beften gezahlt wird, in Paris, auch diefe manuelle Fertig- 
keit am ausgebildetften vorhanden ift und durch den traditionellen Ruhm und 
angeborenen Kunftfinn getragen wird. 
Wenn wir bei Befprechung der Leiftungen der einzelnen Länder vorzüg- 
lich im Auge behalten, was dort zu lernen, was bei uns zu verbeffern ift, fo fchliefsen 
wir uns hiebei nur den Reformbeftrebungen an, denen fich eine Anzahl von bedeu- 
tenden Fachmännern feit Jahren mit Erfolg widmet, um Künftler und Publicum 
auf den rechten Weg zu führen und glauben damit unfern Bericht beachtens- 
werther zu geftalten, als es durch Anführung zweifelhafter ftatiftifcher Daten 
oder einer detaillirten Befchreibung einzelner vorzüglicher Objedte der Fall 
geworden wäre. 
Zur bleibenden und nutzbringenden Erinnerung an bedeutende Leiftungen 
würde auch die ausführlichfte Befprechung nicht den Werth einer graphifchen 
Publication haben und wollen wir bei diefer Gelegenheit unfer Bedauern aus- 
drücken, dafs unferes Wiffens noch keine Einleitungen getroffen find, um einer 
folchen würdigen Publication, wie felbe gelegentlich der Londoner und Parifer 
Ausftellung erfchien, entgegenfehen zu können. 
Die franzöfifchen Broncen. Jedermann, auch der Laie in Kunft- 
fachen, wird nach Befichtigung der in der Hauptgallerie ausgeftellten Parifer 
Broncen bleibend den Eindruck empfangen haben, einer Kunftinduftrie gegenüber- 
geftanden zu fein, der langjähriges Mühen als Bafıs und feiner Geichmack als 
Führer dienten und deren Erzeugniffe von vorzüglichen technifchen Kräften aus- 
geführt wurden. 
Der Kenner ift natürlich mit jenem, was meift im franzöfifchen Wefen liegt 
und fich vorzugsweife in oft allzufreiem und unorganifchem Hinarbeiten aufblofsen 
momentanen Efiect äufsert, nicht einverftanden, er bewundert aber doch meift den 
Schwung, die Fantafie, die in der Erfindung liegt ; öfter noch wird er durch Farbe 
und Wirkung befriedigt, noch öfter aber überrafcht ihn das Gefchick, mit dem 
diefe letzteren über Mängel in der Erfindung hinweghelfen müfsen. 
Immerhin begegnet man bei den franzöfifchen Broncen felten dem Kindi- 
{chen oder Ceöhrecioien was keineswegs gering anzufchlagen ift. Die franzöfi- 
fchen, richtiger Parifer Tech dienen in Br a zur Decoration, daher die 
grofse Anzahl von figuralen Compofitionen meift allegorifchen Vorwurfes, die in 
mehreren Gröfsen ollenden nur zu diefem einen Zwecke erfunden und angefertigt 
wurden. Eine grofse Zahl fucht dem in Frankreich durch den Gebrauch der 
Kamine entftehenden allgemeinen Bedürfniffe, diefe mit einer Standuhr, Leuchtern, 
Vorfätzen etc. zu zieren, zu entfprechen. 
Der Aufgabe, zu decoriren, wird nun mit grofser Sorgfalt, Berechnung und 
Zuhilfenahme der een Mel und Effecten zu entfprechen gefucht, 
die Compofition fo angeordnet, dafs die Maffenv ertheilung und Silhouette von den 
verfchiedenften Standpunkten eine günftige ift; die Färbung der Bronce wird . 
en und matt gewählt und da die Franzofen im Al Igemeinen jetzt nach ihre 
Weife vom XVII. ne bauen und decoriren, fo laffen fich auch a 
Broncen, welche die Innenwände zu zieren haben, überall leicht und fiimmungs 
voll einfchmiegen. 
Die verhältnifsmäfsige Billigkeit diefer decorativen Broncen, welche eine 
natürliche Folge des grofsen Abfatzes ift, wird von einigen Parifer Fabrikanten 
noch weiter gefördert, indem fie ftatt echtem Materiale Zink verw enden, das an 
feiner Oberfläche galvanifch verkupfert wird. Es mufs hiebei natürlich auf die 
  
    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
  
  
  
   
  
  
  
  
    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
  
  
  
    
 
	        
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