Bronzegalanterie-, Ledergalanterie- und Tafchnerwaaren.
Ex
Von der Gasapparat- und Gufswerk-Actiengefel Ifcehaft in
Mainz waren einige fchön mit Glas combinirte Lufter und ftilvoll gehaltene
mächtige Gascandelaber exponirt.
Wie anden Luftern und Beleuchtungsgegenftänden der beiden Reiche,
konnte man an den kleinen Bronzen Deutfchlands den Einflufs Frankreichs vie]-
fach wahrnehmen.
Selbft die reichhaltige Ausftellung von Ravene & Sufsmann aus
Berlin in emaillirten Bronzen, in der technifchen Ausführung, Farbenftimmung,
Gravirung etc. vorzüglich, liefs in den Entwürfen die franzöfifchen Vorbilder
häufig erkennen. Sehr gelungen fanden wireine Collection von emaillirten Thür-
griffen. Aehnliches gilt vonWaagen & Comp. in Berlin, die hübfche Candelaber,
Statuetten und Thiergruppen ausgeftellthatten. Von Herzner in München waren
einige nette Statuetten genreartigen Vorwurfes vorhanden.
Schliefslich wollen wir noch der Eigenthümlichkeit Erwähnung thun, dafs
das deutfche Reich keine jener Nippes, welche in der öfterreichifchen Abthei-
lung eine,fo hervorragende Rolle fpielten, in Bronze brachte, dafür aber eine
grofse Anzahl meift zu beftimmten praktifchen Zwecken dienender Artikel in
trefflichem Eifengufs. s
Wenn auch diefe Arbeiten, von welchen Zimmermann in Hanau. das
HarzerBergwerkin Mägdefprung, Meves Nachfolger in Berlin etc. an Form
und Reinheit gleich gelungene ausgeftellt hatten, wegen ihres Materials in
Gruppe VH gereiht wurden, fo fchienen fie uns doch wegen der Analogie mit
jenen in Bronze ausgeführten, in Gruppe X gereihten Galanterieartikeln hier
erwähnenswerth.
Italien. Umgeben vonvielen Meifterwerken, befonders aus der Renaiffance-
zeit, fchaffen die italienifchen Kunfthandwerker in Bronze faft nur Reprodnctionen,
die aber meift mit feinem Kunftverftändnifs und grofser manueller Gefchicklich-
keit angefertigt find. Es erklärt fich hiedurch, dafs wir an den italienifchen
Arbeiten im Allgemeinen jene decorative Verwendbarkeit vermiffen, welche die
franzöfifchen Bronzen auszeichnet. Thürklopfer, fchwere Kerzenleuchter, riefige
Candelaber oder Kaminvorfätze, Gitter etc. bildeten das Gros der italienifchen
Bronzen. Die Kleinbronze hat wenig Bedeutung.
Die Farbe fucht die Patina der Originalien möglichft wiederzugeben.
Helle Vergoldungen, wie bei den unferen, oder die vielen Nuancen in der Farbe,
wie bei den franzöfifchen Bronzen, mangeln an den italienifchen vollftändig.
Die bedeutendften Exponenten auf der Wiener Weltausftellung waren
Michieli und Udina in Venedig, die übrigens in Gruppe VII reihen.
Das von anderen Staaten auf der Ausftellung Vorhandene fchien uns
weder in kunftinduftrieller Richtung eigenthümlich, noch als Handels- oder
Bxportartikel des betreffenden Landes von Bedeutung.
So waren z.B. die ausgeftellten Objedte des in Petersburg etablirten
Franzofen Chopin im Charakter der Parifer Arbeiten angefertigt und nur bei
drei Luftern die Verbindung mit gefchliffenen ruffifchen Steinen neu. Scheba-
noff in Moskau hatte nette kleine Gegenftände gebracht.
Sonftige ruffifche Bronzen, fehr naturaliftifch, aber lebendig aufgefafste
Genreftatuetten nationaler Vorwürfe, waren nicht als Handelsbronzen exponirt,
[ondern als Kunftbronzen bei den Gemälden im Pavillon des Amateurs; fie ent-
ziehen fich daher der gegenwärtigen Beurtheilung.
Belgien war durch Lelorrain aus Brüffel vertreten ‚ die Bronze
erfchien nur als Montirungsbeigabe zu Porzellan für Lampen, Blumentöpfe etc,