Full text: Papier-Industrie (Heft 38)

  
  
   
2 Emıl Twerdy. 
heutigen Forderungen des Papiermarktes, und die Fortfchritte in den Betriebs- 
mitteln zu kennzeichnen, um die gebotenen Leiftungen gebührend zu würdigen. 
Das Rohmaterial. 
Hadern. Das wichtigfte und werthvollfte Rohmaterial der Papierinduftrie 
bildet heute, nach wie vor, die Baumwoll- und Leinenfafer in der Form von 
Hadern,, ein Artikel, welcher fchon lange nicht mehr in hinreichender Quantität 
befchafft werden kann, und von welchem fich kaum behaupten läfst, dafs feine 
Qualität im Laufe der letzten Zeit irgend welche Verbeflferung aufzuweifen hätte. 
Entgegen der Mehrzahl anderer Induftrie-Rohmaterialien, welche durch ent- 
fprechend forgfältige Behandlung, Pflege, Züchtung, dem Fabrikanten eine wefent- 
liche Erleichterung in der Weiterverarbeitung bieten, entzieht fich das Hadern- 
material hartnäckig dem zweckfördernden Einfluffe des Confumenten, da es faft 
ausfchliefslich , als zu keinem weiteren Zwecke verwendbarer „Abfall“ feiner 
letzten, aber dennoch fo wichtigen Beftimmung zugeführt wird. Die Natur der 
Haderngewinnung, das „Lumpenfammeln“ bringt es mit fich, dafs die Hadern in 
wirrem Gemifch in die Hände des Händlers gelangen, von denen noch keineswegs 
alle fo forgfältig in der Sortirung und Claffificirung ihrer Waare vorgehen, dafs 
der Papierfabrikant nicht noch weitere grofse Mühe aufzuwenden hätte, um der 
Wirkung des angekauften Materiales annähernd ficher zu fein. Die moleculare 
Verfchiedenheit der, felbft als „fortirt“, gehandelten Rohwaare ift demnach eine 
{fo bedeutende, dafs Fabrikanten halbwegs befferer Papiere gezwungen find, zum 
mindeften eine „Nachfortirung“ vorzunehmen, und haben faft alle commerciell 
gut geleiteten Etabliffements die Gepflogenheit, den Werth der gekauften Roh- 
waare auf Grund gewiffer, der Qualität der einzelnen Sorten entfprechender 
Einheitspreife zu fixiren, wodurch es allein möglich ift, fich vor Täufchung und 
eventuellem Schaden zu bewahren und der Calculation eine legalere, weil ftabile 
Bafıs zu bieten. 
Die aus der Natur der verfchiedenen Gefpinnftfafern fich ergebende Ungleich- 
heit, die gröfsere oder geringere Reinheit und Weichheit, die Variationen in der 
Färbung etc. erfchweren die Homogenität felbft einer beftimmten Sorte in fo 
erheblichem Mafse, dafs der Fabrikant auch bei grofser Aufmerkfamkeit der 
weiteren Behandlung nur fchwer auf vollkommene Gleichartigkeit der Stoffe 
rechnen kann. Diefer letztere Umftand fpielt bei den gefteigerten und oft ganz 
gerechtfertigten Anfprüchen der Papierconfumenten eine fo wichtige Rolle, dafs 
es oftmals trotz anfcheinend ganz gleichartigen Stoffes der complicirteften Combi- 
nationen in der Weiterbearbeitung bedarf, um Ausfehen und Qualität conftant 
zu erhalten. 
Diefe von den im Allgemeinen noch immer ziemlich primitiven Verhält- 
niffen des Hadernhandels und der Natur des Materiales unzertrennbaren Mifs- 
ftände, potenziren fich durch den ferneren Umftand, dafs fich in unvermeidlicher 
Weife Lager von zur Fabrication einer beftimmten Specialität nicht taugliches 
Materials bilden, die nicht fowohl oft werthvolle Räumein Anfpruch nehmen, und die 
Gefahr der Verunreinigung befferer Stoffe mit fich führen, als auch dem Fabrikanten 
durch den darin unnöthiger Weife angelegten Capitalaufwand direct fchaden. 
Fabriken, welche nicht mehr als eine Papiermafchine befitzen, werden 
dadurch von dem mehr und mehr als ausfchliefslich richtig anerkannten, wirth- 
fchaftlichen Grundfatze „der Cultivirung einer Specialität“ periodenweife abge- 
drängt, oder gezwungen, einen in feltenen Fällen vortheilhaften Zwifchenhandel 
ihres Abfallmateriales zu treiben. 
Ein fernerer Uebelftand des Hadernhandels befteht darin, dafs der Zufam- 
menflufs des Materiales hauptfächlich gerade in einer, dem Zwecke ungünftigen 
Zeit, nämlich im Winter erfolgt, wo viele Hände erft nach gefchehener lohnenderen 
  
NEEETITEBEEIIIITE Ne 
   
   
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
    
    
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.