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daher ohne Schwierigkeit aus Stroh allein erzeugt werden , durch Zufatz eines
Theiles Hadernzeug, wird ihre Haltbarkeit gegen das Brechen bedeutend ver-
mehrt. Man zerfchneidet dafs Stroh auf einer Schneidemafchine in Stückchen von
5 bis ro Millimeter Länge, und fondert durch Fegen auf einer Getreideputz-
Mafchine die fchwereren, härteren Gliedknoten ab. Die fernere Behandlung
befteht darin, dafs man es unter Anwendung von Dampf und einer Aetzlauge (auf
100 Pfund Stroh, 30 bis 50 Pfund frifchgebrannten Kalk und ı bis 2 Pfund Pott-
afche) einige Stunden kocht. Die fodann folgende Umwandlung in Ganzzeug, und
die fchliefsliche Verfertigung des Papieres fiimmt mit der Fabrication des
Papieres aus Hadern ziemlich überein. 100 Pfund Stroh geben 60 bis 70 Pfund
Papier. Kornftroh ift am härteften, darauf folgt Weizenftroh, dann Gerftenftroh,
endlich Haferftroh. Verfetzt man Stroh mit Hadern, fo werden beide abgefondert
zu Halbzeug gearbeitet, dann vermifcht und gemeinfchaftlich zu Ganzzeug
gemahlen.
Beffer ift, das Stroh-Halbzeug erft dann dem Hadern-Halbzeug zuzufetzen,
wenn letzteres fchon in einigem Grade feingemahlen ift. weil das Stroh fich rafch
zerkleinert.
In der deutfchen Abtheilung ftellte Th. Nagel, Civilingenieur in Hamburg,
Böckmannsftrafse 22, Mufter von Strohpapier aus, die auf einem von ihm erfun-
denen und bereits in die Praxis eingeführten „Strohftoff-Gange* gemahlen find,
und fagt Herr Th. Nagel hierüber Folgendes: „Es ift mir gelungen, eine Art
Kollergang mit fchwingenden Läufern zu conftruiren, welcher nicht nur allen an
denfelben zu ftellenden Anforderungen genügt, fondern welcher fpeciell die
Strohftoff-Fabrication in ein neues und viel günftigeres Stadium geführt hat. Der
erwähnte Gang mahlt nämlich durchfchnittlich 75 Kilo gekochten Strohftoffes in
circa 15 Minuten fertig, wozu ein Holländer für ein gleiches Quantum circa einer
Stunde bedarf. Die ausgeftellten Fabricate find auf diefem Gange in der Fabrik
der Herren Klinkrath und Martens in Otterndorf an der Elbe, Provinz Han-
nover, von gekochtem Strohftoff ın 15 Minuten hergeftellt. Das hiezu verwendete
Korn- und Weizenftroh ift dabei auf gewöhnliche Weife mit 10 Percent Kalk
gekocht. Ebenfo vorzüglich eignet fich der neue Gang dazu, den Strohftöft für
feinere Papiere zu mahlen,, wie die ausgeftellten Proben bewiefen , welche aus
dem mit kauftifcher Lauge gekochten Stroh hergeftellt find. Der auf einem folchen
Gange gemahlene Stoff ift dabei weit faferiger, verfilzungsfähiger, als der mehr
zerfchnittene, kürzer gemahlene Holländerftoff, wodurch Papiere und Pappen aus
erfterem Stoffe fefter und haltbarer werden, aufserdem ift dabei circa 10 Percent
weniger Stoffverluft verbunden, da die längeren Fafern weniger durch die Sieb-
mafchen der Pappen- und Papiermafchinen verloren gehen. Ferner ift der Sto
homogener, es find die unanfehnlichen Knoten zerkleinert, wodurch das Fabricat
beffer und fchöner wird, endlich braucht diefe Stoffmühle nur beiläufig die Hälft.
der Kraft eines Holländers , nämlich nur circa 31/, Pferdekraft. Da diefer Gang
nun circa viermal mehr als der Holländer in gleicher Zeit fchafft, fo leiftet erfterer
eigentlich achtmal mehr, als der gewöhnliche Holländer. Für die Strohpapier-
Fabrication ift alfo der gewöhnliche Holländer zum Mahlen des Strohftofies ent-
behrlich geworden; wo einmal Holländer vorhanden find, können diefelben zum
leichten Nachmahlen des Stoffes, um den Stoffgang zu entlaften, benützt werden
oder auch als Mifchmafchine, um den gekollerten Stoff gut mit Wafler zu mifchen,
verwendet werden , was übrigens auch diredt in den Rührbottichen gefche-
'
ii
hen kann.“
Der erfte Gang arbeitet laut Angabe des Erfinders in der Fabrik von
Klinckroth und Martens in Otterndorf an der Elbe, mehrere andere find in Auf-
ftellung begriffen. Es ift bedauerlich, dafs diefe vielverfprechende Mafchine ni
wenigftens durch ein Modell illuftrirt wurde.
Die Verarbeitung des Strohes in der oben gefchi
a
keinesfalls die gleiche Ausdehnung wie die: