Full text: Papier-Industrie (Heft 38)

Papierinduftrie. 8 
leines geringen Anfehens und feiner Brüchigkeit wegen, felbft als ordinäres Pack- 
papier nicht beliebt ift. Die Billigkeit fteht ihm allerdings entfchuldigend zur 
Seite, wiegt aber die fonftigen mifslichen Eigenfchaften nicht auf. Strohpappen 
find ein brauchbarer , billiger Artikel und werden in bedeutend höherem Mafse 
begehrt als Papier. 
Der in oben befchriebener Art Präparirte Strohftoff eignet fich durchaus 
nicht zur Verwendung für beffere Papierforten, und es galt daher, die Strohfafer, 
entkleidet der ihr anhängenden, ftörenden fremden Beftandtheile, als für feine 
Papiere tauglichen Stoff zu gewinnen. Vorerft handelte es fich darum, die dem 
Stroh anhaftenden löslichen Kohlenhydrate , Fette, Extradivftoffe etenizurent- 
fernen, und dann die weiche reine Fafer vollftändig zu entfärben, das heifst, zu 
bleichen. Die Ausftellung zahlreicher Mufter gebleichten und ungebleichten 
Strohftoffes, fowie eine grofse Menge tadellofer mit Strohftoff gearbeiteter Papiere, 
zeigt die glückliche Löfung des noch vor kurzer Zeit für äufserft fchwierig gehal- 
tenen Problems. 
Unter den verfchiedenen Methoden der Strohftoff-Bereitung find die 
bekannteften die von Lahouffe, Thode und Deininger. 
Hector J. Lahouffe aus Lille hat fich acht Jahre mit Verfuchen befchäftigt, 
ehe er das ihm patentirte und nun am meiften verbreitete Verfahren fand. Sein 
Fabricationsfyftem ift folgendes: Das in Häckfelform zerfchnittene Stroh wird, 
nachdem es durch eine Reinigungsmafchine von Korn. Aehren und Knoten befreit 
worden ift, in einem kugelförmigen Apparat mit kauftifcher Lauge ausgelaugt. 
Nachdem das Stroh fich mit der Lauge gefättigt hat, wird der Ueberfchufs der 
Lauge in ein Refervoir abgelaffen, um ‚bei der nächften Operation wieder ver- 
wendet zu werden, während das Stroh in einen cylindrifchen Kochkeffel gebracht 
wird, in welchem es vier Stunden lang unter einem Drucke von 2 „ Atmofphären 
gekocht wird. Nach dem Kochen wird das Stroh im Apparate felbft mit warmem 
Waffer gewafchen, wodurch die Kiefelfäure, Pedtin, Harz, färbige Subftanzen etc. 
entfernt werden. Ein Raffineur zertheilt die Fafern, worauf das Bleichen in Hol- 
ftändern vorgenommen wird, und der Stoff zur Papierfabrication fertig ift. Die 
Anlage einer Strohftoff-Fabrik nach Lahouffe’s Syftem erfordert drei Etagen. In 
der oberften wird das Stroh gefchnitten und gereinigt, in der zweiten gelaugt, 
in der unterften gefchehen die übrigen Operationen. Die Apparate und Mafchinen 
für die Minimalprodudtion von 20 Centner lufttrockenen Stoffes in 24 Stunden 
koften ab Mafchinenfabrik 20.000 fl. öfterreichifche Währung. Die Erzeugungs- 
koften von 100 Pfund lufttrockenen Stoffes find folgende: 
200 Pfund Stroh 
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BO, Chlorkalk 29, 505 
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Zulanmmen  . . ıTH. 5o. kr. 
Seit 1869 hat die Mafchinenfabrik Gebrüder Sachfenberg in Rofslau an der 
Elbe, Anhalt, die Lieferung fämmtlicher für den Continent beftimmter Apparate 
und Mafchinen für Strohftoff-Fabrication nach diefem Syfteme übernommen, und 
werden diefe Einrichtungen in Material und Ausführung gleich vorzüglich geliefert. 
Lahouffe hat bisher 38 Strohftoff-Fabriken. worunter manche mit zwei-, drei-, 
auch vierfachen Anlagen, eingerichtet. Diefelben vertheilen fich auf die ver- 
fchiedenen Länder wie folgt: Deutfchland ı1, worunter Kefferftein & Sohn in 
Cröllwitz bei Halle an der Saale mit einer vierfachen Anlage, Oefterreich 7, 
Spanien 5, England 4, Rufsland 3, worunter Ed. Rudolfi in Babinof bei Petersburg 
mit einer vierfachen Anlage, Frankreich 2. Italien 2, Dänemark 2, Schweden F 
Holland ı. 
Die Strohftoff-Gewinnung nach Thode befteht in Folgendem: Das von 
Verunreinigungen, als Difteln, Winden etc. möglichft befreite Stroh wird in Häckfel 
  
  
  
 
	        
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