Papierinduftrie. 13
Papierqualitäten dennoch nur in befchränktem Mafse ftatt. Die allzukurze Fafer
beeinträchtigt die Feftigkeit des Papieres, der Harzgehalt hindert die volle
Wirkung felbft einer kräftigen Bleiche, die Fafern verfilzen fich nicht dicht genug,
liegen mehr an der Oberfläche des Papieres, und befitzt auch diefes nicht genug
Satinirfähigkeit, um gröfseren Anfprüchen zu genügen.
Die Frage der Gewinnung ganz reiner Holzfafer gewann eine folche Bedeu-
tung, dafs zahllofe Experimente angeftellt wurden, um diefes fo überaus wichtige
Problem zu löfen. Es find heute bereits mehrere Methoden bekannt, Holzftof
auf chemifchem Wege zu erzeugen, aber wie immer bei neu auftauchenden Erfin-
dungen, ftehen auch hier Zweifel und Mifstrauen der rafchen Anerkennung diefes
neuen Stoffes und feiner fabriksmäfsigen Erzeugung hindernd im Wege. Wiewohl
man längft darüber einig ift, dafs die Holzfafer durch Einwirkung von hoch-
gefpannten Dämpfen und alkalifchen Laugen blofsgelegt wird, worauf das Bleichen
unfchwer erfolgt, fo ftehen fich in der Detaillirung der mit dem Holze vorzunehmen.
den Proceffe die Anfichten der Erfinder oft diametral entgegen, und ift diefe
Induftrie im Allgemeinen noch zu jung, um jenes Vertrauen zu erwecken, wodurch
derfelben Prosperität erblühen kann.
Es ift heute für Papierfabrikanten förmlich zur Modefache geworden, Cellu-
lofe, wenn auch nur im experimentalen Wege, zu erzeugen, wofür die Ausftelluns
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zahlreiche Belege in Form von kleinen Quantitäten Holzftoffes und einzelnen
Papierbögen lieferte. Diefe Manie kann jedoch von jedem Intereffenten nur auf
das freudigfte begrüfst werden, denn je vielfeitiger die Verfuche find, defto gröfser
{ft die Möglichkeit der Auffindung des rationellften Verfahrens. Nichtsdefto-
weniger mufs conftatirt werden, dafs die Grofsinduftrie fich bereits diefes Gegen-
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ftandes bemächtigt und fehr achtbare Refultate zu Tage gefördert hat. Auf der
Ausftellung find mehrere Fabricationsfyfteme, oder eigentlich die Erfolge derfelben
zur Anfchauung gebracht und ift nur zu bedauern. dafs keine Methode durch Vor-
führung von Mafchinen und Apparaten oder felbft nur von einem Modell erläutert
erfchien. Auf diefem Gebiete waren repräfentirt: England durch Stoffmufter und
Papiere von James Lee, Stoffmufter und Papiere vonMc. Nicoll, der auch feinen
Verdampfungsapparat ausftellte, Frankreich durch ein Modell des methodifchen
Wafchapparates von L. Le [permont in Paris, Deutfchland durch Stoffmufter
und Papier von A. Deininger, Bernhard Behrend in Cöslin, die Dalbker
Papierfabrik Max Drefel, Oefterreich durch Stoftimufter der Gefellfchaft
Papyrus, Syftem Prinz, Papiermufter von Graf Falkenha yn, Stoffmufter von
Hiebl & Diamant, Stoffmufter und Papiere von G. Röder & Comp. in
Marfchendorf.
Das im Grofsen bisher am öfteften angewendete Verfahren ift das von
James Lee in Lydney, England. Den Mittheilungen feines Vertreters Herrn
Ingenieur C. M. Rofenhain, Berlin. Auguftftrafse 26, entnehmen wir hierüber
folgendes:
James A. Lee hat bereits fechs Fabriken in England, fünf in Schweden
und eine in Nordamerika eingerichtet, während fechs Fabriken in Deutfchland im
Bau begriffen find. Die ausgeftellten Holzftoff-Proben waren aus den Fabriken:
Wernbohl in Södermannland. Dalary bei Elmhult in Smaland, Krontorp |]
Bjernöborg in Wermland. Bruzaholm bei Ekesjö in Smäland und Brokhult bei
Söderköpping in Oeftergötland. Jede diefer Fabriken liefert per Woche 22 tons
chemifchen Holzftoffes, für welche in England 30 Pfund per ton geboten werden.
Das Verfahren James Le e’s ift folgendes: Das von Borke befreite Holz,
welches aus ganzen Stämmen oder Abfällen, mit Ausnahme von Hobel: oder Sä:
[pänen beftehen kann, wird auf einer Schneidmafchine zerkleinert.
Die eingehendften Verfuche haben bewiefen. dafs man Holz nur gleich-
mäfsig durchkochen kann, wenn die Holzftücke von ganz gleicher Länge und
Dicke find, und in möglichft zufammengeprefsten Schichten in den Keffel ein
gebracht werden, was durch den Lee’fchen Holzfchneider in ausgezeichneter
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