Papierinduftrie. i E 7
Guftav Röder & Comp. Mafchinenpapier-Fabrikanten in Marfchendorf,
Böhmen, hatten Proben von aus Fichten- un« l Aspenholz gewonnener Cellulofe aus-
geftellt, welche nach eigenem patentirten Syftem erzeugt und in Ausfehen. Fein-
beit und Weifse geradezu tadellos find. Das patentirte Verfahren wird geheim
gehalten, ift jedoch käuflich.
D )ie von diefer Firma ausgeftellten Papiere enthalten unter anderen vorzüg-
lichen Papieren auch feines Kanzle eipapier, welches mit Beimifel ıung von 30 Per-
cent Cellulofe heı rgettellt iR und welches fich in Bezug auf Reinheit, Weifse und
ätte gar nicht von dem aus purem Hadernzeug fabricirten unterfcheidet.
Der Preis von 100 Wiener Pfund der nach diefem Syftem hergeftellten
Cellulofe ftellt fich inclufive nr üblichen Amortifation auf 19 fl. öfterreichi
[cher Währung, ift jedoch von einer Güte und Reinheit, wie felbe beftgebleichter
Strohftoff nicht befitzt.
Max Drefel Papierfabrikant in Dalbke bei Bielefeld ftellte unter diverfen
in auch folche aus felbft erzeugtem chemifchen Holzftoff aus. Der beigeleg-
ten Erklärung ift zu entnehmen, dafs von 6000 Zollpfund Kiefernholz 1800 I fund
Stoff gewonnen werden on, Die Haupteigenfchaft diefer Cellulofe it Zähig-
keit, ihr Preis g Al. per 100 Zollpfund. Das Bleichen, Färben und Leimen
erfolgt rafcher und billiger als beim Hadernftoff.
Die norddeutfche Papierfabriks - Adtiengefellfchaft in Cöslin, Pommern,
ftellte unter anderem auch aus chemifchem Holzftoff erzeugtes Papier aus. Details
hierüber find nicht angegeben, das Papier felbtt ift Packpapier von mittlerer Güte
und Feftigkeit.
Ueber die anderen auf de r Ausftellung befindlich gewefenen Cellulofepro-
ben konnten nähere Angaben he ermittelt werden, und fcheinen diefelben nur
die Refultate von ee erfuchen zu fein, über deren Werth felbt-
verftändlich ein Urtheil nicht möglich itt.
E. DiverfeRohmaterialien. DieMaulbeerbaum ‚Rinde. In der
eh, Abtheilung hat Herr Hedor Ritter von Zahonx Papierfabrikant
in Podgora bei Görz, nei e einem Sortiment vorzüglich ausgeführte :r Papiere auch
folche, welche aus Maulbeerbaum. Rinde gefertigt find, fowie letztere felbft im
rohen, gefchälten und gebleichten Zuftande zur Anfchauung gebracht. Diefes
durch feine Leiftungen hervorragende Etabliffement hat im Laufe des letzten
Halbjahres 1500 Centner roher Rinde, welche 230 Centner lufttrockenen Baftes
erg a gröfstentheils zu Briefcouvert-Pa ıpieren verarbeitet, deren Feftigkeit jener
ler Hanfpapiere nicht im Mindeften nachfteht. Die Verwendung der Rinde des
laulbeer-Baumes zur Pa apierfabrication ift von nicht zu unterichätzender, national-
)konomifcher Bedeutung, da hiedurch ein neues Materiale der Induftrie dienftbar
gemacht wird, das bisher gänzlich unbeachtet geblieben ift und keinerlei Verwen-
dung fand. Es gibt zweierlei Verfahren, um die zur Fütterung des Seidenwurmes
nöt thigen B EP zu gewinnen. In ganz Mittel- und Sister. in Dalmatien und
in einem Theile von Iftrien wer. len die Blätter vom Baume abgeftreift und dann
den Würmern vorgeworfen, — imV ln dem Küftenlande und im Görzer
Gebiete fchneidet man jedoch die ganzen einjährigen Zweige vom Baume und
ftreift entweder erft im Haufe die B Ee ab, oder legt die ganzen Zweige auf die
Betten der Raupen. Die abgefreffenen Zweige En nun ‚bisher Se als
Brennmaterial verwendet. während fie jetzt mittelft einer fehr einfachen Vorrich-
tung durch Menfchenhände a bgefchält werden und ohne im Mindeften am Brenn-
materialwerth zu verlieren, noch das ganz. bedeutende Erträgnifs an Baft
geben.
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Die Arbeit des Abfchälens ift vollkommen mühelos, und kann durch halb-
erwachfene Kinder oder durch ältere arbeitsunfähige Leute vorgenommen werden.
Eine Perfon kann mit L eichtigkeit 8o Pfund Baft in einem Tage fammeln und fich
dadurch einen guten Verdienft fchaffen. Für den Fabr ikanten zeigt fich die Ver-
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