Full text: Tapeten und Buntpapier (Heft 53)

  
  
  
  
  
  
     
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
    
   
  
  
    
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
     
     
   
  
   
  
  
  
  
  
    
    
  
  
   
    
14 Dr. Wilhelm Franz Exner. 
die Walzenmafchine laufen läfst, als ganz Japan in einem Jahre zu Tapeten 
confumirt. 
Die Buntpapier-Induftrie war vollftändiger und beffer vertreten als 
jene der Tapete. Die Zerriffenheit der Fachausftellungen kam dabei weniger ın 
Betracht, da es aufser der öfterreichifchen und deutfchen Buntpapier-Induftrie 
eine namhafte Produdion nicht gibt. Die deutfchen Ausfteller waren in einem 
Separatbau, die öfterreichifchen in dem fchon oben erwähnten eingedeckten Hofe, 
der die ganze Gruppe XI beherbergte, vereinigt. In den übrigen Länderfedtionen 
fand fich aber nur der eine oder andere Austteller vor. Die Buntpapiere wurden 
zumeift in Mufterbüchern exponirt, nur Knepperund ein paar deutfche Ausfteller 
machten hievon eine Ausnahme. 
Von den fremden Staaten konnten nur, 
merkfamkeit erregen. Die bekannte Verwendung von Metallglanz cultiviren die 
Japaner nach wie vor. Ihre Buntpapiere find ein eigenthümliches Machwerk, das 
nur der Curiofität halber gekauft werden mag. Uebrigens haben die Eigenthümlich- 
keiten des japanifchen Gefchmackes und der Technik gerade bei diefem Produdte 
verhältnifsmäfsig wenig Gelegenheit zur Geltung zu kommen und es ift alfo felbft 
die Curiofität nicht fehr bedeutend. Intereffant ift nur für den Technologen, dafs 
die Japaner einige Methoden in der Herftellung der Papiere haben, welche auch 
wir ftark anwenden, Methoden, die das hoch cultivirte Infelvolk offenbar feit fehr 
langer Zeit betreibt. Die Japaner und Chinefen haben fie früher erfunden, höchft 
wahrfcheinlich, als wir, obwohl die Buntpapier-Technik auch bei uns eine fehr alte itt. 
Sehr rühmlich waren die Leiftungen Jean Schoumoff’s aus Moskau, 
rühmlich infoferne, als er die üblichen deutfchen Erzeugniffe gut nachahmte. 
Namentlich die Cattunpapiere waren gelungen, die übrigen Sorten von mittlerer 
Qualität. 
In Frankreich exiftirt eine eigentliche Buntpapier-Erzeugung nicht. Alles 
was an farbigen und Phantafiepapieren in diefem Lande erzeugt wird, bringt 
man auf litho- oder typographifchem Wege hervor. Diefe Verfahrungsweifen 
fpielen in unferen Buntpapier-Fabriken erft in jüngfter Zeit eine mehr beachtens- 
Japan undRufsland meine Auf- 
   
werthe Rolle. 
Der Hauptfitz des Buntpap ier-Gewerbes in Deutfchland 
Afchaffenburg, wo allein 700 Arbeiter in diefem Zweige menfchlicher Betrieb- 
famkeit befchäftigt find. Die zwei gröfsten Firmen, welche einft ein Haus bilde- 
ten: Alois Deffauer und Actienge fellfchaft füirBuntpapierundLeim- 
cation zeigten durch reiche Suiten ihre Superiorität in diefem Fache. 
t an 300 Arbeiter und 
ıft 
  
fabri 
Erftere Firma ift das Stammhaus, gegründet 1ı8Io, bef 
verfügt über eine Dampfkraft von 85 Pferdeftärken. Es legt einen grofsen Werth 
auf fabriksmäfsigen Betrieb und find die Leiftungen der Streichmafchine fehr 
zufriedenftellend. Die mittelfeinen Holzpapiere, Kleiftermarmore, Markgrafen-, 
Kibitz-, Granit- und Holzflufs-Marmore, die Cattunpapiere, Doppel-Glanzpapiere 
und Cartons find Specialitäten, welche diefes Etabliffement, nebft den übrigen 
Handelsforten mit befonderem Glücke cultivirt. Neue technifche Erfindungen von 
Belang weift diefes Etabliffement allerdings eben fo wenig auf, wie überhaupt die 
ganze Branche feit den letzten fünf Jahren, indeffen verdient dasfelbe ficherlich 
(lie ihm verliehene Fortfchritts-Medaille vollkommen. 
chäftio 
chaltıg 
  
Die Tochterfirma, welche fich 1850 von dem Mutterhaufe a 
ablöfte und feit 
1859 Adtiengefellfchaft ift, macht ihrer Provenienz alle Ehre. Ebenfalls 300 Arbei 
£ 
ter (Erzeugung 1872: 30.200 Riefs), ebenfalls Dampfkraft, ebenfalls Erzeugung 
aller handelsüblichen Sorten. In Marmoren entdeckten wir einige abfcheuliche 
Mufter, dagegen entzückten uns Moireepreffungen, fehr fchöne Metallphantafie- 
Papiere, Cattunpapiere und dergl. mehr. 
Gegen die Anfertigung der Stoffimitationen, die nun einmal dem Publicum 
gefallen und von demfelben bezahlt werden, ift es umfonft, zu predigen, aber eine 
  
 
	        
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