Full text: Tapeten und Buntpapier (Heft 53)

  
  
  
    
32 Ignaz Nagel. 
Tinte. Ein grofser Nachtheil diefer Tinte ift der, dafs fie die Stahlfedern leichter 
angreift, und wenn, wie diefs bei der heutigen Fabrication fehr oft der Fall, das 
befchriebene oder zum Copiren verwendete Papier ftark chlorhältig ift, bald 
nachgilbt. 
Nichtsdeftoweniger ift die genannte Tinte eine der beften Schreibflüffig- 
keiten. Das Verdienft, diefelbe in Oefterreich eingeführtzu haben, gebührt Leon 
hardy, das Verdienft ihrer Verbefferung Popp & Comp. in Prag. Durch deren 
ftets gleich gutes Fabricat fand diefelbe in Oefterreich eine faft allgemeine 
   
Verbreitung. 
Es wird mit diefer Tintenforte viel gefündigt, viel Nachahmung getrieben 
die den Ruf des Fabricates fchädigen. 
Der früher nur auf grofse Handlungsh äufer befchränkte, feit 
aber allgemein gewördene Ufus, Gefchäftsbriefe zu copiren, hat zur Darftellung 
einer neuen Tintenforte, der Copirtinte geführt, bei der leichte Copirfähigkeit 
die erfte, Haltbarkeit, Unveränderlichkeit der Farbe die weiteren Bedingungen 
find. Bis zum Jahre 1860 wurde diefe Tintengattung zumeift aus dem Auslande 
bezogen oder in fchlechten Nachahmungen hier fabricirt. Um diefe Z 
fandte die Tintenfabrik von Julius Hofmaier (nun Heinrich Roedl 
Mufter von Copirtinten, welche bis auf den Umftand, dafs fie nicht fel 
fondern violettwaren, alle erforderlichen Eigenfchaften in Geh vereinigte. Diefe 
Blauholz extrahirte, mit diverfen chemifchen Subftanzen veı a Tinte hat den 
feltenen Vorzug, dafs fie jener ätzenden Säuren ermangelt, die den Papierleim zeı 
fetzt, die Feder angreift und in der Schrift nach einiger Zeit jenen roftigen Stich 
bewirkt, der fich "auch auf die Copie überträgt. Ein weiterer Vortheil ift deren 
Billigkeit und V erdünnungsfähigkeit, falls fie zu anderen als Copirzwecken ver- 
wendet wird, fowie deren gute Confervirung nach längerer Aufbewahrung. 
Die intenfiv fchwarze Documenten-Doppelcopirtinte diefer Firma ift der 
vorbefchriebenen aus dem Grunde vorzuziehen, weil fie gleich fchwarz fchreibt, 
fchwarz bleibt, und fchöne fchwarze Copien liefert. 
Seit Erfindung der Anilinfarben wurde der Tintenmarkt noch um ein 
Produd, die Anilintinte vermehrt, welche aus wafferlöslichen Anilinfarben er: 
fich durch grofse Dünnflüffigkeit auszeichnet, bisher jedoch meift nur in farl 
Fabricaten wie brillant, violett, und blau erzeugt wurde, weil es fchwierig ift, 
im Waffer lösliche Anilinfarbe .herzuftellen. Auch diefe Tinten erfreuen fich der 
fchönen Farben halber einer grofsen Beliebtheit. Zur Ausfertigung von wich- 
eigeren Schriftftücken, wie für Acdten, kaufmännifche Correfpondenz und Buc h- 
führung follte man jedoch nur Tinten von bewährten Firmen nehmen, weil di 
fchlechteren Gattungen in der Regel fehr bald verblaffen und das Geha in 
kurzer Zeit unleferlich wird. 
Die vielfach im Handel vorkommenden Tintenpulver find 
Tintenproducte, deren Erzeugung infoferne von Wichtigkeit itt, 
Reife, fowie für den Export, um den Transport des Waffers zu erfparen, 
vortheilhaft find. 
Die Ausftellung war mit Tinten reichlich befchickt. Sogar aus Brafilien 
und den Vereinigten Staaten waren verfchiedene Sorten eingelangt, über die wir 
jedoch, wie über die vielen Tinten anderer Länder kein Urtheil abgeben können, 
da eine Unterfuchung in vielen Fällen nicht geftattet, Mufter nicht zu erhalten 
und ein Einblick in die Jury-Protokolle nicht zu erlangen war, ein eingehendes 
Urtheil über Tinten aber nur dann möglich ift, wenn man diefelben einer längeren 
Beobachtung unterziehen kann. Die en vorhandenen Tinten waren: 
Aus England: Alizarin- und Copirtinten von H. C. Stephens in 
London, die den beften Ruf geniefsen; die fehrhübfche Schreibtinte von William 
I,yons in Manchefter. 
Aus Frankreich: von Antoine p£re & fils, Paris, deffen Encre violette 
noire eine der fchönften fchwarzen Copirtinten auf der Ausftellung war, die fünı 
lem Jah re 1840 
  
  
  
  
    
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