50 Conrad Berg.
Die Kunft- und Gewerbemufeen von Wien, 3erlin, Moskau, Nürnberg,
Brünn und Reichenberg waren die Käufer der Artikeln Berg’s und einige der
gedachten Mufeen machten Nachbeftellungen.
Adolf Lachnik in Olmütz hat gefchmackvoll ausgeftattete und gut gear-
beitete Diplomdecken geliefert. Selbe find im franzöfifchen Genre in Chagrin
oearbeitet mit buntem Ledermofaik und H andvergoldung.
4 Obwohl jeder Sachverftändige auf den erften Blick und ohne ein Buch
in die Hand genommen zu haben, erkennen mufste, dafs die Arbeit eine gedie
gene und von Meifterhand ausgeführt fei, hat man Lachnik doch die geringfte Aus-
zeichnung gegeben, und zwar nur, weil kein Vertreter da war, der während der
Anwefenheit der Jury den Schaukaften geöffnet hätte. Es ift eine fchreiende Un
gerechtigkeit, die höchft verdienftvolle Arbeit eines tüchtigen Induftriellen solch’
geringfügigen Verftofses wegen mit dem geringften Preife auszuzeichnen, umfomehr
als manche Ausfteller unferer Branche Verdienftmedaillen erhielten, deren Arbei
ten mit denen Lachnik’s nicht im Entfernteften fich meffen konnten.
Franz Kritz hat Bücher exponirt, die befonders ehrenvoll befprochen zu
werden verdienen, da fämmtliche zahlreich von ihm gelieferte Bücher vom Falzen
bis zur letzten Handanlage er allein fix und fertig gemacht.
Seine Bände bewähren eine befonders im Vergolden gefchickte und
geübte Hand. Er exponirte gefchmackvoll gebundene Werke von Claflıkern,
worunter die Rückenvergoldung eines in gelbes Kalbleder gebundenen Werkes
mit grofsem Fleifs und ftaunenswerther Reinheit ausgeführt if. Einen von Kritz
gelieferten Prachtband hat das k. k. Mufeum in Wien angekauft, jedenfalls
der fchlagendfte Beweis von der Leiftungsfähigkeit des Meifters. Diefer Band,
wie noch zwei andere in Grofsodtav find mit bunter Ledermofaik, fehr cor
redten Linien und Bogenvergoldungen aus freier Hand von wunderfchöner Aus-
führung.
Von den übrigen Ausftellern ift noch Friedrich Grottendick zu nennen,
der zwar meift einfache, aber nach den ftrengften Regeln der Kunft gebundene
Bücher exponirte.
Dafs die Fabrication von Photographie-Albums in Wien im höchften Flor
fteht, hat man dem in diefem Gefchäftsartikel Aufserordentliches leiftenden
Meifter Eduard Becher zu verdanken. Diefer fo ftrebfame als gefchickte Meifter
unferes Faches gründete im Jahre 1857, beinahe mittellos, eine kleine Buchbinderei
und verlegte fich dabei fait ausfchliefsend auf die Fabrication von Photographie:
Albums. In jeder Beziehung fachgewandt, gelang es ihm, fein Gefchäft in verhält-
nifsmäfsig kürzefter Frift derart in Schwung zu bringen, dafs gegenwärtig feine
Fabricate als die beften, folideften und gleichzeitig billigften diefer Art nach
allen Richtungen der Welt verfendet und überall als vorzüglich anerkannt werden.
Es ift eine längft allgemein bekannte Thatfache, dafs Becher’s Photographien-
Albums faft in jedem Schaufenfter der zahlreichen Galanteriewaaren-Handlungen
Wiens zu finden find.
Selbft die Lederwaaren-Fabriken beziehen gröfstentheils ihren diefsfälligen
Bedarf von Becher, weil fie nicht im Stande wären, derlei folid und gefchmackvoll
gebundene Bücher zu dem verhältnifsmäfsig fo billigen Preife herzuftellen. Er ver-
wendet bei feinen Arbeiten bis in die kleinften Details das allerbefte Material.
Sein Atelier befchäftigt durchfchnittlich 40 Perfonen, ift fehr praktifch eingerich-
tet, die Mafchinen aller Gröfsen und zu den verfchiedenartigften Verrichtungen,
welche die Albumfabrication erheifcht, höchft zweckmäfsig conftruirt, werden von
fleifsigen und gefchickten Händen bedient und durch auserlefene, menfchliche
Arbeitskräfte wirkfam unterftützt und fo vermag Becher den zahllofen Beftellungen
zu genügen, womit In- und Ausland ihn raftlos beehren. Aufser den internen 40
Arbeitern befchäftigt er aber auch noch deren viele aufser Haufe. Lithographen
Maler, Bronce und Emailarbeiter, Vergolder, Graveure, Bildhauer etc. liefern
nach Becher’s Angabe ihm ihre Arbeiten und mit Hilfe diefer von Kunftfleifs