Conrad Berg.
Italien hat einige fehr gelungene Buchbinder-Arbeiten geliefert. So
j hat Tartagli Gaetano in Florenz ein Album ausgeftellt, welches in Leder
mofaik und “Handvergoldung im antiken Stile gehalten, vortrefi ffllich ausgeführt itt.
Vezzofi M. in Turin leiftete nicht minder Gelungenes. Das von ihm aus-
geftellte Album, in Lec ler en relief gebunden, mit einem zierlichen Monogramm,
„Handvergoldung“, ebenfalls im Eieileen Stile gehalten, mit weifs moirirten Seiden-
Fun vorlätzen, welche mit fehr feinen Goldlinien gefchmückt find, ift eine ebenfo
| gefchmackvoll als gediegen gelieferte Arbeit. Auch eine von felbem Meifter
[ii exponirte Diplomdecke in L edermof: ik mit Vergoldung wäre rühmlich zu bezeich-
I nen. wenn die Zufammenftellung der Farben eine günftigere wäre.
| Amerika erfchien im Fache der Buchbinder-Arbeit nur durch zwei Fir-
men vertreten. Die Ausftellung im Jahre 1867 in Paris hat wohl gezeigt, dafs
unfere Gewerbsgenoffen jenfeits des Oceans Buchbinder-Arbeiten zu leiften ver-
mögen, die mit den Erzeugniffen der beften Firmen Europas rivalifiren können.
Die von Amerika zur Wiener Ausftellung gelieferten Bücher find wohl kaum zu
tadeln, doch läfst die diefsfällige Arbeit nisnche Feinheiten des Gefchmackes und
Genauigkeit der Ausführung vermiffen, die den früheren Leiftungen amerikanifcher
Bachrisder-Kunf, einen fehr günftigen Erfolg verfchafiten. Nur A. Sandfort in
Cleveland hielt mit den von ihm ausgeftellten. folid und zweckentfprechend gebun-
denen Gefchäftsbüchern das Sternenbanner Grün-Erins fiegreich aufrecht. Seine
Bücher find im einfach edlen Stile gehalten und von einer Dauerhaftigkeit, als
gäbe es darin die Schulden aller Völker des Erdballs für die Ewigkeit zu buchen.
a Die Schweiz vertrat die Firma Benziger Gebrüder in Einfiedeln,
y ) welche nebft einer grofsartigen Buchbinderei auch eine ebenfo bedeutende Buch-
druckerei und lithographifche Anftalt befitzt. Benziger hat feinen eigenen Verlag
von nahezu 300 Gebetbüchern in vielen Sprachen und in den verfchiedenartigften
Einbänden ausgeftellt. Seine Bücher meift in Papier, Leinwand, Spalt und
N Chagrinleder gebunden, mit geprefsten Haut-relief-Verzierungen und Vergoldun-
| gen werden zu fabelhaft billigen Preifen geliefert. Da es dort üblich, viele Kinder
zur Arbeit zu verwenden, was bei Entlohnung der Arbeits kräfte die Regiekoften
bedeutend vermindert und der Gefchäftsumfatz ein riefiger ift, läfst fich die Billig-
keit der Bände leicht erklären. Die Firma hat grofsartige Filialen in New-York
und Cincinnati. Prachtbände liefert Benziger ebenfowenig als überhaupt feine
Arbeit; die ausgeftellten Bücher aber find trotz der billigen Preife fehr ui
gebunden und empfehlen fich durch fchlichte Solidität.
1 Rufsland hat feit der jüngften Parifer Ausftellung fehr erhebliche Fort-
Kt fchritte gemacht und die dortigen Exponenten beweifen, dafs fie den Anfor-
derungen. der Neuzeit vollkommen zu entfprechen im Stande find. Befonders
von Gefchäftsbüchern lagen gediegene Leiftungen vor, namentlich jene von
Freiberg Adolf in Riga imponirten durch fchlichte Eleganz, Dauerhaftig-
keit, vorzügliche Raftrirung und leichtes Flachlegen. Man fieht, dafs Rufsland
berufen fcheint, in kürzefter Zeit im ehrenvo len Bunde mit den geiftig meift
fortgefchrittenen Culturftaaten zu ftehen, denn in dem Mafse als der Büchermarkt
eines Landes fich hebt, veredelt fich auch deffen Volk.
Spanien und Portugal haben gleichfalls feit der letzten Ausftellung
namhafte Fortfchritte gemacht; vorzugsweife Portugal hat im Fache der Buchbin-
derei überrafchend gediege ene Aneien ausgeftellt. Lisboa & Comp. in Liffabon
lieferte Prachtbände, die an Eleganz und kunftf finniger Ausführung mit den beften
Leiftungen der in diefem Fache renommirten Länder weiteifern.
Von den übrigen Staaten Europas hat nur noch Schweden einige ziem-
lich gut gebundene Bücher ausgeftellt