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Buchdruck. Q
als ein Decennium die Apparate nn das Rollenpapier an die Schnel Ipreffen der
Staatsdruckerei verfertigt, ihre „Becker-Reifser-Mafchine“ erft als eine Nach-
ahmung anderer Mafchinen bauten, während fie berufen gewefen wären, die
grofsen Ideen Auer’s auszuführen und Oefterreich den Ruhm nicht nur für das
Erfiinden des Druckens von der Rolle zu wahren, fondern ihm auch noch den
Fortfchritt zuzugefellen.
Es geht uns nun mit den Unendlichen gerade wie mit den erften Schnell-
preffen. Die Ideen unferer grofsen deutfchen Denker werden zuerft vom Auslande
praktifch verwerthet
Wenn die Herren König und Bauer ihre Ideen erft durch die Unter-
ftützung des Herrn Thomas Bensley und fpäter des Herrn Walter, Herausgebers
der „Times“ in London, verwirklichen konnten, fo lag der Grund darin, dafs
fie in ihrem Vaterlande nicht die Geldmittel dazu aufzutreiben er er waren.
Dafs die „Unendlichen“ jedoch auch erft wieder vom Auslande gebaut werden
mufsten, bevor wir fie in ihre eigentliche Heimat verpflanzten, in ein geiftiges
Armuthszeugnifs für Diejenigen, die Auer’s Idee hätten ausführen follen. Zur Zeit
der Erfindung des Druckens von der Rolle war die k. k. Hof- und Staatsdruckerei
in ihren Ausgaben nicht fo knapp bemeffen, als jetzt, denn bei dem damaligen
Finanzminifter erhielt Auer geneigtes Gehör für feine Anträge und ftanden ihm
die Mittel zu Gebote, feine Ideen ach zu verwirklichen.
Hiemit foll kein Tadel gegen den jetzigen Finanzminifter ausgefprochen
werden, denn nur zu gut ift’uns ı ekannt, wie er für jeden Kreuzer dem hohen
Abgeordnetenhaufe Rechenfchaft ablegen mufs. Aber Were Orts follte
man doch bedenken, dafs nicht jeder Kreuzer hinausgeworfen ift, der für die
Kunft und das Kunftgewerbe es wird. Die Tha atfache ehtfeft, dafs nicht
allein das Aufblühen der Staatsdruckerei, die in den Fünfzigerjahren einen Glanz-
punkt Oefterreichs bildete, dem Wirken Auer’s zu verdanken war, fondern dafs
las Aufblühen der ganzen graphifchen Künfte i in Wien und Oefterreich mittelbar
a unmittelbar Auer’s Verdienft ift: denn durch die Leiftungen der Staats-
uckerei wurden alle Druckereien veranlafst, vorwärts zu ftreben.
Wie weit felbft grofse Buchdruckereien noch vor drei Decennien in Wien
gegen Deutfchland zurück waren, ift daraus zu erfehen, dafs der Autor-diefes
Berichtes, als er im Jahre 1844 in die Buchdruckerei von Carl Gerold in
Wien in Condition trat, nachdem er vorher bei Cottain Stuttgart conditio-
nirt hatte, einen ungeheuren Contraft vorfand. Bei Cotta wurden damals auf fechs
Schnellpreffen und 18 eifernen Handpreffen die illuftrirten Ausgaben von Her-
der’s Cid, die Prachtausgaben von Schiller und Goethe und von anderen Claffikern
gedruckt. Bei Gerold dag: egen fand er, aufser zwei eifernen Handpreffen, nur noch
fünf Holzpreffen vor; von einer Schnellpreff war da keine Rede. Erft das Jahr
1848 brachte die erfte Mafchine in diefe jetzt fo geachtet daftehende Officin. Und
(o wie in diefer einen war der Zuftand in faft allen Buchdruckereien Wien’s.
Was Wien aber Feet zu leiften vermag, davon hat die Wiener Weltaus-
tellung glänzendes Zeugnifs abgelegt.
Bevor wir diefe Leiftungen in ihren hervorragendften Producdtionen berüh-
ren, wollen wir noch die verfchiedenen Scl neilpreffi en, namentlich die fo hoch
bewunderten grofsen Zeitungsdruckmafchinen, die fogenannten „Unendlichen“,
unter einander en
Diefes Siebengeftirn zerfällt in zweierlei Gruppen: a) in folche, die den
zu enden Bogen von der Rolle abtrennen, bevor ergedrucktwird,
wie diefs ehemals in der Staatsdruckerei gefchah, und 2) in folche, die den Bogen
erftabfchneiden, wenn er vollftändig, d.h.aufbeidenSeitenbedruckt ift.
Zur erften Gattung gehören: „Bullock“, „Becker-Reifser“ und „Marinoni“,
zur anderen: „Walter“, „Victory“, „Augsburger“ und „Preftonian“
Wir haben oben gezeigt, warum die Vorrichtungen zum Drucken von der
Rolle in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei wieder abgefchafft wurden. Aufser