Full text: Buchdruck (Heft 85)

Buchdruck. 1 
Aufser vielen Initialen und Miniaturen für das Reifs’fche Miffale romanum 
hatte Knöfler auch verfchiedene Heiligenbilder, welche für P 
waren angefertigt worden, ausgeftellt. 
Knöfler’sKunft befteht hauptfächlich in der wunderbar fchönen Ausführung 
der Gefichter. Engelsköpfe, deren oft eine bedeutende Zahl auf Heiligenbildern 
vorkommt, oft kaum fo grofs als eine Linfe, find ebenfo tadellos ausgeführt, wie 
feine grofsen Madonnen. Von allen aus der xylographifchen Abtheilung diefes 
Inftitutes hervorgegangenen Bildern hat Knöfler die Gefichter und Hände felbtt 
gefchnitten, während er die übrigen Theile der Ausführung feinen Mitarbeitern 
überläfst. 
Gegenüber von Knöfler hatte Heinrich Reifs in Wien fein berühmtes 
„Miffale romanum“, fein „Gebetbuch für Katholiken“ und fein „Livre d’heures*, 
beide von Mfgr. Mislin verfafst, und den für Hermann Paar gedruckten Kopf von 
van Eyck ausgetftellt. 
Herrn Reifs gebührt das Verdienft, den xylographifchen Farbendruck 
zuerft in Wien betrieben und damit einen Zweig der graphifchen Künfte ausge- 
bildet zu haben, der fich allein in Wien zu einer ungeahnten Höhe und Blüthe 
entwickelt hat. Zwar hatte Profeffor Blafius Höfel, einer der tüchtigften und 
genialften Xylographen, von deffen Hand noch Vieles in den älteren Schriftproben 
Carl Fromme’s zu finden ift, und der feinerzeit auch ein Privilegium für eine 
Kunftdruckerei erhalten hat, fchon in den Vierzigerjahren Blumen in xylographi- 
(chem Farbendruck erzeugt, doch war deffen Manier eine ganzandere als die von 
Reifs unter Mitwirkung Knöfler’s und fpäter Paar’s ins Leben gerufene. Unferes 
Wiffens druckte Höfel feine Blumen von einem und demfelben Stocke und nur 
durch das verfchiedenartige Ausfchneiden des Rähmchens an der Handpreffe 
druckte er die verfchiedenen Farben; während Reifs zuerft den Contourftock 
fchneiden läfst, davon Abzüge macht und fo viele davon auf andere Holzftöcke 
durch Umdruck überträgt, als Farben gedruckt werden follen. Aufdiefen Stöcken 
wird nun alles das weggefchnitten, was nicht zu der zu druckenden Farbe gehört. 
Durch diefe Manier gelingt es auch, dafs durch Uebereinanderdrucken mehrerer 
Farben, gleich wie beim Uebermalen. verfchiedene Töne entftehen und dafs das 
Verlaufen der einen Farbe in die andere fo fchön erreicht wird. 
Die prachtvollen Initialen und Miniaturen des „Miffale romanum“, lauter 
Nachbildungen der beften Arbeiten in den Handfchriften aus dem 13., 14. und 
15. Jahrhundert, bilden den Glanzpunkt diefes einzig daftehenden Kunftwerkes. 
Die erften Lieferungen desfelben wurden fchon auf den Weltausftellungen zu 
London und Paris mit Medaillen bedacht und trugen Herrn Reifs auch mehrere 
Orden ein. 
Zu bedauern ift nur, dafs es diefem Kunftwerke leider gerade fo geht, als 
vielen anderen, dafs nämlich feine Anlage eine würdige ift, das Ende aber dem 
Anfange nicht gleichkommt. Vom erften Bogen an bis über die Hälfte hinaus 
ift diefes Werk auf gutes, ftarkes, dem Zwecke entfprechendes Papier gedruckt, 
agegen wurde für den Reft bis ans Ende. aus einer am unrechten Orte ange- 
brachten Sparfamkeit, minder gutes und leichteres Papier genommen. Auch die 
Miniaturen, denen man im Anfange fo grofse Sorgfalt zugewandt hatte, da jede 
einzelne mit ı2 bis 14 Farben gedruckt wurde, mufsten fich gegen das Ende zu 
mit weniger Farben begnügen. Der Druck des Textes ift dem der Initialen und 
Miniaturen nicht ebenbürtig; auch wird das Auge dutch die zu fcharfe Schattirung 
des Textdruckes beleidigt. Doch trotz alledem und alledem kann Herr Reifs 
ftolz auf diefes Prachtwerk fein, und ftolz ift er auch darauf, diefs befagte der von 
ihm angeheftete Zettel, auf weichem folgende Worte ftanden: „Anerkennungs- 
Diplom nicht angenommen, entfchieden zurückgewiefen !* 
Die beiden Gebetbücher find mit einer Anzahl Miniaturen aus dem Miffale 
ausgeftattet und die Seiten mit farbigen Ornamenten eingefafst. Beiden gereicht 
aber zum Nachtheil, dafs der weifse Papierrand zu fchmal ift. Wenn fchon die 
uftet in Regensburg 
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