Ludwig Lott.
Leopold Sommer & Comp. in Wien. Von diefer alten Firma, die
früher nur aus Buchdruckerei und Schriftgiefserei beftand, wurde in neuerer Zeit
auch die Lithographie in den Bereich ihrer Thätigkeit gezogen und defshalb die
ohnehin grofsen Gefchäftsräume noch bedeutend erw eitert. Wir hatten gehofft,
diefelbe werde uns nur Gutes und Schönes bringen, doch das Gebotene war
grofsentheils nur Alltagswaare. Von den ausgeftellten Werthpapieren war wohl
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Manches in Satz und Drück gut gehalten, bei mehreren waren jedoch zu fchwere
Lettern angewandt und die bunten Farben zum Theil verblafst. Die im Satze aus-
geftellten Notentypen waren nicht neu, fondern abgenützt. Der Druck der alt
und neuflavifchen Werke liefs Manches zu wünfchen übrig. Diefes Gefchäft, da
wie gefagt, früher nur für Buchdruck eingerichtet war und fich eines bedeutenden
Rufes zu erfreuen hatte, fcheint fich jetzt mehr der Pflege der Lithographie zu
widmen, in welcher Vermuthung wir auch durch mehrere fehr fchön au >
Chromolithographien beftärkt wurden.
Rollinger & Möfsmerin Meidling bei Wien. Die
ftellten verfchiedenartigften Erzeugniffe der Buchdruckerpreffe
Firma zählten zu dem Beften, was wir überhaupt auf der ganzen
Gefichte bekamen. Der Satz der Titel und des Textes bei der
gefchmackvoll und ftylgerecht. Ganz befondere Sorgfalt
Accidenzen und Tabellen gewidmet und die Reinheit und Schä
wünfchen übrig, Alles, was diefe Firma geliefert, war nicht allein tadellos, fon-
dern auch über alles Lob erhaben. Rollinger & Möfsmer wurden mit der F
fchrittsmedaille ausgezeichnet. Dafs aber die Jury dem te chnifchen Leiter die
Firma, durch deffen Gefchäftskenntnifs und unermüdl iche Thätigkeit d
allein folch fchöne Erfolge erzielt wurden, nicht die Medaille
ertheilte, ift zu bedauern.
Als eine Wiener Specialität müffen wir ferner noch betrachten die
Chriftof Reifserin Wien, dem Chef der Druckerei der „Neuen Freien Preffe“
ausgeftellten Stereotypen fowohl in geraden Platten als auch in ha
Cirkelform nebft den zu dem Guffe derfelben verwendeten Papiermatrizen. i
Papierftereotypie zum Drucke von Zeitungen wurde zuerft von der „ Tımes@ın
London während des Krimmkrieges eingeführt. In Oefterreich und Deutfchland
war der Erfie Herr Auguft Zang in Wien, der für die Druckerei des Journals
„die Preffe“ im Jahre 1862 die Papierftereotypie angewendet hat. Dadurch wurde
diefe Druckerei in den Stand gefetzt, bei nur einmaligem | d {
zwei, drei oder vier Schnellpreffen gleichzeitig drucken zu können. Der „Prefie“
folgte zunächft die „Vorftadtzeitung“ und fo nachundnnach bein lie Zei 1
in Wien und den Kronländern. Herr Reifser, der bei Gründ 1
Freien Preffe“ im Jahre 1864 noch ein Gegner der Papierftereot
lerfelben im Jahre 1866 ebenfalls zugewendet. Welch einen
jetzt darauf legt, konnte man aus der a unc 1 Weife abnehme
Erzeugniffe ausgeftellt hatte, die, alle fcharf und tief, a
bezeichnen find.
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ze alle!
Nachdem wir fomit das Hauptfächlichfte der Colledtiv-Ausftellung des
Gremiums der Wiener Buch-, Stein- und Kupferdrucker betrachtet haben,
wir zunächft zu den nicht zu diefer Collective gehörenden öfterreichifchen Buc
druckern über, um dann die Colledtive der öfterreichifchen Buch-, Kunft- und
Mufikalienhändler zu befichtigen.
Bohemia, Adtiengefellfchaft für Papier- und Druckinduftrie in Prag.
Diefes alte Gefchäft, vor der Umwanc an in eine AUSSER die Firma
Gottlieb Haafe’s Söhne, hat fich eines fehr guten Rufes feit langem erfreut;
war es doch das einzige Buchdruckergefchäft in Oefterrei r fchon
Tüchtiges geleiftet hat. Die Schriftgiefserei diefer Firma
Sinne hoch‘ heute die erfte in Oefterreich. Ihre Erzeugniffe verforgten nicht allein