Full text: Kupfer- und Stahlstich-Druck (Heft 33)

   
Rupfer- und Stahlftich-Druck. a 
platten zu verwenden. Die nothwendige Folge davon war, dafs die Künfller, um 
das fchwerer zu bearbeitende Metall be wältigen zu können, auf allerlei mecha- 
nifche Hilfsmittel verfielen. 
Einmal verbunden mit dem Mechanismus wurde der Künfler die Geifter, 
die er befchworen, nicht wieder los. Das Roullet, die Linier-und andere Mafchi- 
nen corrumpirten fein Auge und Gefühl. Er wollte es der Mafchine gleichthun 
und machte fchön in und an einander gefügte Linien, wo er Formen und Töne 
fchaffen follte. 
Wenige erhielten fich ihr künftlerifches Theil und ihr Name wird defshalb 
um fo glänzender in der Gefchichte diefer Kunft beftehen bleiben. 
Da endlich, vor ungefähr 20 Jahren rief die Wiffenfchaft diefem mechani- 
fchen Treiben ihr Halt zu. Die Photographie machte nicht nur diefem feelen- 
lofen, unkünftlerifchen Thun Concurrenz, fie befiegte es und half derKunft wieder 
zu ihrem Rechte. 
Das die Atmofphäre reinigende Ungewitter richtete aber auch gleichzeitig 
viel Zerftörung an. Die Fadtoren zum Wikde: ‚aufbau, die Befteller waren ent- 
muthi ei und die ftaatliche Vorfehung blieb, ausgenommen in Frankreich, abfeits 
mit verfchränkten Armen ftehen. Eine Panique hatte die fchwachen und zweifel- 
haften Kräfte ergriffen und die Reihen gelichtet 
Je mehr Liebe den Einzelnen für feine Kunft erfüllte, fein ganzes Sinnen 
in diefer eben aufgehen machte, je niedergefchlagener wurde er, fah er die Maffe, 
zu der ja auch viele Künftler gehörten, das Kind mit ee Bade ausfchütten, 
der verblüffenden Neuheit zujubelnd, die Töne des Werkels andächtig für die 
Mufik nehmen, die allein Menfchen machen können, und N Kunft kaum noch 
einen Blick fchenken. 
Die Leidenfchaft, mit der er gegen diefe Anfchauungen und ihre Einwir- 
kungen ankämpfte, fonft ein Bürge für die innerliche Wahrheit feines ne 
. 
war ohnmächtig gegen die Alles überfluth ende, von gefchäftlicher Reclame unte 
ftützte Mode. — Die Kunft des Kupferftiches wurde entbehrlich genannt az 
dem Künftler half kein Weh und Ach in den Zeitungen, ihm blieb alldem gegenüber 
nur die Refignation, abzuwarten, bis die Zeit folche Gefchmacksverirrung beffere. 
Ein folcher Zuftand konnte nicht lange dauern. Empfindung, Nena, 
Gefchicklichkeit, alle Gaben, die den Menfchen zum Künftler machen, durften 
auch hier auf den endlichen Sieg ihrer Leiftungen bauen. 
Aber erft mit dem Erkennen der Unzulänglichkeit des phyfikalifchen Pro- 
ceffes der Reproduction ftellte fich nach und nach auch wieder ein Zuwenden zur 
Kunf ein. 
Wie früher die Photographie den Mechanismus übertroffen und fo lahm 
gelegt hatte, fo entftand jetzt eine Reaction gegen die Camera obfcura. Man fah 
fieh nicht allein fatt an dem füfsen, ausdruckslofen Ton, erkannte nicht 
Unwahrheit in der Wiedergabe von kalten oder warmen Farben und der dadurch 
bewirkten a tigkeit der Modellation der Form bei bemalten Flächen, man 
fing auch an, das Erkennen des Gewebes der Leinwand, der Flecke und der. 2 er- 
flörung in En Bildern eine Brutalität zu nennen. Man erkannte, dafs die lange 
identifch gehaltene Wiedergabe eine falfche fei, die feelenlofe mechanifche 
Reproduction nur eine neue Auflage erhalten habe und, um vor der Reprodudtion 
künftlerifch geniefsen zu können, diefe nur eben wieder künttlerifch entftanden 
fein müffe. 
Vor der erfreulichen Thatfache der Wiederbelebung diefer Kunft fahen 
wir uns auf der letzten Ausftellung. Vom Mechanismus befreit, fordert die Kunft 
wieder die Liebe und Freude des Befchauers. 
llein die 
  
Von Fortfchritten ift in diefer wie ja auf dem Gebiete der ganzen bilden- 
den Kunft nur bedingungsweife zu fprechen, rechnen wir die Befreiung von den 
mechanifchen . Hilfsmitteln ab. Ein Kunftzweig, hier nder dort mehr gepflegt, 
EL AmcEE oTEPe ner pen em nrzeeneg 
   
   
  
  
  
   
  
   
  
   
  
   
   
  
      
     
    
  
    
  
   
    
    
  
  
     
   
   
  
  
    
   
  
     
  
  
    
  
   
    
    
   
    
   
     
  
  
    
   
   
   
   
  
  
  
	        
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