Rupfer- und Stahlftich-Druck. a
platten zu verwenden. Die nothwendige Folge davon war, dafs die Künfller, um
das fchwerer zu bearbeitende Metall be wältigen zu können, auf allerlei mecha-
nifche Hilfsmittel verfielen.
Einmal verbunden mit dem Mechanismus wurde der Künfler die Geifter,
die er befchworen, nicht wieder los. Das Roullet, die Linier-und andere Mafchi-
nen corrumpirten fein Auge und Gefühl. Er wollte es der Mafchine gleichthun
und machte fchön in und an einander gefügte Linien, wo er Formen und Töne
fchaffen follte.
Wenige erhielten fich ihr künftlerifches Theil und ihr Name wird defshalb
um fo glänzender in der Gefchichte diefer Kunft beftehen bleiben.
Da endlich, vor ungefähr 20 Jahren rief die Wiffenfchaft diefem mechani-
fchen Treiben ihr Halt zu. Die Photographie machte nicht nur diefem feelen-
lofen, unkünftlerifchen Thun Concurrenz, fie befiegte es und half derKunft wieder
zu ihrem Rechte.
Das die Atmofphäre reinigende Ungewitter richtete aber auch gleichzeitig
viel Zerftörung an. Die Fadtoren zum Wikde: ‚aufbau, die Befteller waren ent-
muthi ei und die ftaatliche Vorfehung blieb, ausgenommen in Frankreich, abfeits
mit verfchränkten Armen ftehen. Eine Panique hatte die fchwachen und zweifel-
haften Kräfte ergriffen und die Reihen gelichtet
Je mehr Liebe den Einzelnen für feine Kunft erfüllte, fein ganzes Sinnen
in diefer eben aufgehen machte, je niedergefchlagener wurde er, fah er die Maffe,
zu der ja auch viele Künftler gehörten, das Kind mit ee Bade ausfchütten,
der verblüffenden Neuheit zujubelnd, die Töne des Werkels andächtig für die
Mufik nehmen, die allein Menfchen machen können, und N Kunft kaum noch
einen Blick fchenken.
Die Leidenfchaft, mit der er gegen diefe Anfchauungen und ihre Einwir-
kungen ankämpfte, fonft ein Bürge für die innerliche Wahrheit feines ne
.
war ohnmächtig gegen die Alles überfluth ende, von gefchäftlicher Reclame unte
ftützte Mode. — Die Kunft des Kupferftiches wurde entbehrlich genannt az
dem Künftler half kein Weh und Ach in den Zeitungen, ihm blieb alldem gegenüber
nur die Refignation, abzuwarten, bis die Zeit folche Gefchmacksverirrung beffere.
Ein folcher Zuftand konnte nicht lange dauern. Empfindung, Nena,
Gefchicklichkeit, alle Gaben, die den Menfchen zum Künftler machen, durften
auch hier auf den endlichen Sieg ihrer Leiftungen bauen.
Aber erft mit dem Erkennen der Unzulänglichkeit des phyfikalifchen Pro-
ceffes der Reproduction ftellte fich nach und nach auch wieder ein Zuwenden zur
Kunf ein.
Wie früher die Photographie den Mechanismus übertroffen und fo lahm
gelegt hatte, fo entftand jetzt eine Reaction gegen die Camera obfcura. Man fah
fieh nicht allein fatt an dem füfsen, ausdruckslofen Ton, erkannte nicht
Unwahrheit in der Wiedergabe von kalten oder warmen Farben und der dadurch
bewirkten a tigkeit der Modellation der Form bei bemalten Flächen, man
fing auch an, das Erkennen des Gewebes der Leinwand, der Flecke und der. 2 er-
flörung in En Bildern eine Brutalität zu nennen. Man erkannte, dafs die lange
identifch gehaltene Wiedergabe eine falfche fei, die feelenlofe mechanifche
Reproduction nur eine neue Auflage erhalten habe und, um vor der Reprodudtion
künftlerifch geniefsen zu können, diefe nur eben wieder künttlerifch entftanden
fein müffe.
Vor der erfreulichen Thatfache der Wiederbelebung diefer Kunft fahen
wir uns auf der letzten Ausftellung. Vom Mechanismus befreit, fordert die Kunft
wieder die Liebe und Freude des Befchauers.
llein die
Von Fortfchritten ift in diefer wie ja auf dem Gebiete der ganzen bilden-
den Kunft nur bedingungsweife zu fprechen, rechnen wir die Befreiung von den
mechanifchen . Hilfsmitteln ab. Ein Kunftzweig, hier nder dort mehr gepflegt,
EL AmcEE oTEPe ner pen em nrzeeneg