Louis Jakoby
wird mehr fich entwickeln und feinen beften Vorbildern, die, wie alle Sammlun-
gen, Monumente und Gallerien zeigen, hinter uns liegen, nah und näher zu
kommen trachten. Die eine Idealität erftrebende Kunftrichtung, von der Realiftik
oder Naturaliftik wollenden abgelöft, werden wir fo wenig Fortfchritt nennen,
wie wir es nur als eine Phafe bezeichiien können; wenn Rafael und Michel-Angelo
durch Velasquez oder Franz Hals-in den Winkel gedrängt erfch einen. Diefe
Wandlungen des Gefel macks find feit mehreren Einndart Ja} hren mehrmals bei
den kunfttreibenden Nationen zu beobachten, und liegen wohl tief in der menfch-
lichen Natur’begründet.
Der Kupferftich feit feiner Ausbildung machtnaturgemäis denfelben Procefs
durch wie die Malerei, der er fich eng anfchliefst und für die Verbreitung ihrer
Objecte dient. Die ftiliftifche Richtung hat fich bis auf die neuefte Zeit ftets
mehr des Grabftichels als:Mittel der A sdenckewerte bedient, während der natu-
raliftifchen die Radirnadel das bequemere und leichtere Material wurde: Von
einem Fortfchritt kann man defshalb nur infofern beim Kupferftich fprechen, als
gerade die letzten: Jahre befonders Aufklärung gefchaffen haben, was in der
Bereich diefer Kunft gehöi ört und worin fie durch nichts zu erfetzen ift. Die Fein-
heit und Klarheit in: der. Form, die variabelfte C harakteriftik in der Behandlung
des Stoffes wird heute nah fo vielen Verfuchen dem Kupferftich unbeftritten ver-
bleiben. Steht er für Publication überhaupt nicht mehr allein da, fo braucht er
anderfeits ‘auch nicht mehr die oben befprochenen Irr- und Abwege zu gehen,
zu denen ihn der Stahlftich und die Speculation gedrängt hatten. Er kann heute
wie zur Zeit feiner glänzendften En twicklung das Kupfer allein benutzen und
vermittelft der Galvanoplaftik und der Verftäl hlung eine durch keine Abnutzung
der Platte befchränkte Anzahl von Abdrücken erlangen.
Oefterreich, Deutfchland , Frankreich, England und Italien le;
gleichzeitig Zeugnifs dafür ab, dafs allerorts die Künftler fich wieder
Freude und Begeifterung an die Arbeit gemacht. Numerifch am ftärkften aber
ren faft
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Frankreich.
Als könnte die wiederbelebte Kunft die Zeit nicht erwarten, ans Tages-
licht zu treten, um die verlorene Zeit wieder einzubringen, ‘fo fehen wir in allen
diefen Ländern gleichzeitig die fchnell producirende Radirung'als Vorkämpferin.
Der vollendende und ach langfamer fchaffende Stich zeigt fıich'nur vereinzelt
als Ueberkommnifs alter Getreuer, die Schwarzkunft, feit längft der Mechanik ver-
fallen und im Ton zu ah der Photographie, hat nur noch in England alte
Kämpen aufzuweifen.
Frankreich, feit Gründung der Gobelins durch Ludwig XIV. an
o
geftellt, hat auch hier, feinen grofsen Traditionen getreu, den:oalten Ruf bewah
wenngleich Mandel im Stich bei der deutfchen, Unger in der Radirung bei der
öfterreichifchen Abtheilung Qualitäten zeigten, die wir in der franzöfifcher
nicht fanden.
Je gröfser unfere nn ıde und die aufrichtige Bewunderung war, die uns: in
ihrer Mehrzahl die franzöfifche Ausftellung entlockte, je mehr bedauerten wir, die
an ae n Henriquel-Duj pont’s zu vermilfen.
eit dem Jahre 1814 : Ausübung diefer Kunft en ift jede Arbeit
ein neues Lorberblatt für ihn geworden. Die Geiftesfrifche diefes Neftors der Kunft
läfst uns glauben, der Kranz ee feinen ftets neuen Solingen wolle fich nie
{chliefsen.
Aber auch nach bewährten Kräften, wie B
fahen wir uns fo vergeblich um, wie wir bei L Jr
Bürkner aus Dresden nicht fanden. Trotz folch’ empfindlicher Lücken konnte
die Ausftellung vom fachlichen Standpunkte aus doch nur mit höchtte r Befri e-
digung angefehen werden.
Die. Stiche von Rouffeaux, Rofello, Ber tinot, Gaillard ne
Anderen find ebenfo Zeugnifs ungefchmälerter Gefchicklichkeit, wie die Radirungen
ellay, Didier und Andereı
)
eutfch and den ve ee hen