Full text: Kupfer- und Stahlstich-Druck (Heft 33)

   
Lithographie und Chromographie. 15 
Originalgemälde kaufen zu können und fo fuchte man denn auch in diefer 
Richtung durch den Farbendruck einem vorhandenen Bedürfniffe abzuhelfen, 
indem man ihre fchönften Werke fo treu als möglich imitirte. Der englifche 
Farbendruck geniefst dabei den immenfen V Ortheil, von einem unermefslichen, 
feft organifirten Welthandel getragen zu werden und in Amerika, wie in Indien, 
am Cap nicht minder, als in Auftralie en, mit einem Worte, überall, wo der britifche 
Unternehmungsgeift feine Fadtoreien begründet hat, bereitwillige Aufnahme zu 
guten, P reifen zu finden; einerfeits vertheilt fich dadurch die Auflage eines 
neuen Bildes rafch über die ganze civilifirte Welt und macht neuen Arbeiten 
Platz und anderfeits erlauben die hohen Preife, welche für vorzügliche Arbeiten 
bewilligt werden, die Verwendung ausgezeichneter Kunftkräfte, denen eine faft 
unbegrenzte Zahl von Far benfteinen zur Verfügung geftellt w er kann; die 
weitere Folge ift dann eine fehr forgfältige Ausführung und ein gefättigter Druck, 
der das kräftigfte Colorit, wie die zarteften Lafuren wiederzugeben vermag. Doch 
wir fprechen von Abwefenden! Das Wenige, was in der englifchen Abtheilung zu 
fehen war, befchränkte fich auf einige Illuftrations- oder technifche Arbeiten, die 
zwar fehr folid gemacht find, fich aber nirgends über das gewöhnliche Niveau 
erheben. 
Was die Verwendung der Lithographie für technifche und induftrielle 
Zwecke betrifft, fo fteht Ache ftritten Frankreich in erfter Linie, und zwar 
fowohl was die Quantität als die Qualität der Arbeiten betrifft. 
Das ganze weite Gebiet der alten und modernen Architedtur, alle Zweige 
der Bautechnik und die damit im Zufammenhange ftehenden Gewerbe, die 
Tapeten-, Seiden- und Webmanufactur, kurz Alles, was in diefen Richtungen einer 
Erläuterung durch die zeichnenden Künfte bedarf, wird durch die Benützung der 
Lith ographi e und fpeciell der Farbenlithographie mit den vortrefflichften Vor- 
lagen und Werken ausgeftattet. Dabei werden die verfchiedenen Methoden: die 
Gravirung, Feder- und Kreidezeichm ung, Chromo- und Photolithographie mit dem 
richtigften Verftändniffe angewendet. Alle s greift genau in einander; die Zeichnung 
ift forgfältig, die Farbe klar und richtig. Eine aufmerkfame Durchficht der aus- 
geftellten Objecte der Firmen Didot, Morel, Hachette, Rothfchild u.f. w. 
wird unferen Ausfpruch, der die unbedingte Anerkennung fowohl für die aus- 
führenden Organe als die Herausgeber enthält, gewifs in jeder Beziehung recht- 
fertigen. Minder umfaffend und im Allgemeinen auch minder hervortreiend ift die 
Imitation von Oelgemälden, obwohl.auch in diefer Beziehung einzelne Leiftungen 
vonHangardMange, Dupuyu. A. ausgeftellt waren, welche die eminentefte 
Technik mit dem forgfäl tigften Drenk veı rbanden. Das altberühmte Atelier von 
Lemercier leiftet in Bezug auf den Schwarzdruck das möglichft Vorzügliche, 
und zwar in allen Mänieren;. die feinften gefchabten Töne fowie alle Künftler- 
capricen, welche bei Verwendung der Wifchkreide, des Pinfels, oder der 
Nadel zum Vorfchein kommen, find in vollfter Unmittelbarkeit wiedergegeben; 
die Abdrücke zeigen das tieffte, fammtartige Schwarz neben den zarteften Ueber- 
gangstinten, kurz, es gereichte dem Fachmanne zur gröfsten Befriedigung, die 
Expofition diefer Anftalt zu ftudiren. 
Ein in Paris vorzugsweife gepflegter Zweig des Farbendruckes befteht in 
jenen Maffenartikeln, welche mittelft der Schnellpreffe für die Bedürfniffe des 
Verkehrs und der Induftrie, in unzähligen Nuancen geliefert werden, und zu 
deren lithographifchen Herftellung ausnahmslos das oberwähnte Punktirverfahren 
angewendet wird. — Diefe Artikel beftehen in Blumen, Ornamenten, Heiligen- 
bildern u. f. w. und find in ihrer Art faft durchgehends gut gemacht, wenn fie 
auch auf den Rang wirklicher Kunftwerke nicht den geringften Anfpruch haben; 
die Anftalten von Teftu& Mafsin, Baulaut ain& zeichnen fich in diefer 
Richtung vortheilhaft aus. 
Portugal war durch einige kleine Reproductionen älterer Werke vertreten, 
während Spanien blofs einige Illuftrationsarbeiten ausgeftellt hatte und auch kaum 
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