Lithographie und Chromographie. IR
die photolithographifchen Arbeiten von A. S. Affer in Amfter dam, welche von
den gleichfalls ausgetftellten, geätzten un, erläutert w urden, im hohen
Erade verdienftlich und beachten we srth. Noch müffen wir hier ein grofsks Werk
über Java, welches im Auftrage des holländifchen Colonialminifters ausgeführt
wurde und ein höchft interöffäntes 3ild diefer Perle unter den Sundainfeln fowohl
in naturhiftorifcher als ethnographifcher und architektonifcher Hinficht gibt, fehr
anerkennend hervorheben.
Wir gelangen nun mit Mieten Betrachtungen zu dem Heimatl ande des
Erfinders der Lit thographie und des Farbendruckes, zum deutfchen Reiche.
Ein fehr bedau rich: Mangel an an nöthigte de Commiffion, die ausgeftellten
Objecte des letzterwähnten Kunftzweiges nicht nur arg zu zerfplittern,
fondern auch a ruhige Betrachtung durch die vor und zwifchen ftehenden
mufikalifchen Inftramente. anderer Terzainfehw ierigkeiten garnicht zu gedenken
— faft unmöglich zu machen. Um einen Ueber Dick, aller ausgeftel llten lithogra-
phifchen Arbeiten des deutfchen Reiches zu gewinnen, mufste nach der Gruppe x
auch die Ausftellung des deutfchen BuchHandele fowie die deutfche Unterrichts-
abtheilung forgfältig durchforfcht werden. Was den eigentlichen Farbendruck
betrifft, fo müffen vor Allem die Leiftungen zweier Anftalten hervorgehoben werden,
und zwar jene von Guftav Seitz in Hamburg wegen ihren Imitationen der
Werner’fchen Aquarellftudien und der von W agner in Berlin, welche den
herrlichen Studienfe hatz von Hildebrandtrepr odneirte. Beide Werke gehören
zu dem Vortrefflichften und Schönften, was bisher an Aquarellimitationen durch
die Chromolithographie hervorgebracht wurde. Die en von Oelgemälden
ift zwar durch zahlreiche Anftalten, aber nicht in gleich hoher Voll lendung ver-
reten, einige davon, wie z.B. Troitfche & Gerold = Berlin, Bran de Ss ın
Hannover und Weilandt in Düffeldorf, zeigen eine tüchtige Technik und in
Folge deffen manches gut ausgeführte, mitunter fogar vortreffli iche Bild. Im Allge-
meinen jedoch laffen die meiften Anftalten ein höheres, zielbewufstes, küntt-
lerifches Streben fowohl bezüglich der Wahl der Ganilde Si der Art ihrer
Durchführung vermiffen und beicht änken fich meift darauf, mit vielem Aufwande
von Fleifs und Genauigkeit gewöhnliche Exportbilder ohne höheren Kunftwerth
nachzubilden.
Wenn wir hier dem Bedauern Ausdruck geben mufsten, dafs einer fo hoch
entwickelten Technikin der Regel keine entfprechenden Aufgaben geftellt werden,
fo müffen wir dagegen dem, was Deutfchland an Illuftrationsarbeiten und
darunter in ‚ erfter Linie zu poetifchen und wiffenfchaftlichen Zwecken ausgeftellt
hatte, unfere vollfte, unbedingtefte Anerkennung zollen; in diefer Beziehung. dürfte
es den erften Rang unbeftritten, einnehmen. Vorzügliche künftlerifche we
widmen fich, was die Compohtion betrifft, diefen Aufgaben und fehr aufmerkfame,
forgfältig ausgebildete Lithographen übertragen diefelben auf die Steine; auch
zahlreiche Werke mit Inden: Mufterblättern, gut und forgfältig ausgeführt,
wie nicht minder die verfchiedenften Vorlagsblätter und Erläuterungstafeln für
Unterrichtszwecke lagen vor und gaben Zeugnifs von der grofsen Leiftungs-
fähigkeit der lithographifchen Anftalten und von der aufserordentlichen Unter-
akt des deutfchen Verlages.
Der ( SER ug, welcher die gefammte lithographifche Production Deutfch-
lands in diefen R ichtungen charakterifirt, befteht nebft der obenerwähnten, echt
an Bafıs in einer äufserft forgfältigen, Alles belebenden Detailaus-
unter welcher allerdings in vielen Fällen der Gefammteffedt leidet.
Allein diefe forgfältige Ausführung hat einen grofsen Reiz und entfteht in den
a Fällen aus der fehr grü indlichen Fachbildung der Lithographen, denen
ie ein Stamm mit tüchtiger Schulbildung ausgerüfteter Drucker zur Seite fteht.
Diefe Gediegenheit der Auedbicnden Kräfte ift auch die Urfacl ıe, dafs
man in allen lithogtaı phifchen Anftalten der Welt, fe! bftin England und Amerika,
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zahlreiche deutfche Lithographen und Drucker findet.