Full text: Die Motoren (Heft 83)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
108 J. F. Radinger. 
Kreuzkopf war nach dem Haupt-Kreuzkopfe geformt und die ausgebohrte Führung 
an den Deckel gegoffen. 
Die Steuerung war, wie bereits erwähnt, völlig Sulzer’s Syftem ; nur der 
Regulator wich infoferne von dem dort verwendeten (Porter) ab, dafs hier ein 
folcher mit gekreuzten Stangen ftand. 
Nach Verfuchen, deren Protocoile zur Einficht auflagen, wurden an folchen 
Mafchinen bis nur 9 Kilogramm ' Waffer per Stunde und indicirter Pferdeftärke 
verbraucht, und die Firma garantirt bei gröfseren Ausführungen für diefe Ein- 
heiten einen Kohlenverbrauch von einem Kilogramm. 
Sächfifche Mafchinenfabrik 
(vormals R. Hartmann). 
Eine der fchönften und mächtigften Motoren in der ganzen Ausftellung 
war die roopferdige Expanfions-Dampfmafchine diefer Chemnitzer Firma. 
Im Allgemeinen war es eine liegende Ventilmafchine mit diredtem Regulator- 
Eingriff in die (originelle) Steuerung, bajonnetförmigem Balken und felbftver- 
fländlich für Condenfation eingerichtet. Der Condenfator wurde der kalt zu 
bleibenden Ausftellungsmafchine ebenfowenig als das Schwungrad mitgegeben. 
Der Cylinder hatte 680 Millimeter Bohrung und der Kolben 1'3 Meter 
Hub. Bei normaler Arbeit dreht fich die Welle 38 Mal per Minute, wobei die 
Kolbengefchwindigkeit 165 Meter per Secunde beträgt. 
Das Einftrömrohr befafs 190 und das Ausftrömrohr ı80 Millimeter Weite, 
was 1/,, und !/,, Cylinderquerfchnitt gibt, und mit der Normalconftante Y,, völlig 
richtig zutrifft. 
Die Fabrik beftimmt auch die Canalweiten nach der Kolbengefchwindigkeit 
und derart, dafs die mittlere Strömungsgefchwindigkeit des Dampfes nie über 
30 Meter per Secunde fteigt, deren reciproker Wertli eben angeführt wurde. 
Die Ventile felbft waren wohl etwas enger und hatten nur 150 und 170 
Millimeter Durchmeffer, Y,, und 146 Querfchnitt, was die Conftante 1/3; gibt und 
nicht wefentlich vom Obigen abweicht. 
Der Cylinder war ohne Dampfmantel, aber mit den Ventilgehäufen und 
einem hohlen Tragblocke, durch welchen die Ausftrömungging, in Einem gegoffen. 
Er ftand zwifchen Längsnafen auf einer grofsen Grundplatte, welche mit der 
oberften Lage der gefchloffenen Quadermaffe durch eingegoffene Steinfchrauben 
verbunden war, während die eigentlichen circa 2'5 Meter langen Fundament- 
fchrauben durch diefe Platte hindurch gingen und den Tragfufs des Cylinders 
diredterfafsten. Mit dem wird dieGrundplattenur mehr ein Montirungsbehelf, und 
wenn fie auch die Druckvertheilung erleichtert, fo fällt doch der nachtheilige 
Sinflufs ihrer Federung und überhaupt das Mifsliche einer zwifchengelegten 
Tragconftrucdtion hinweg. 
Die Kolbenftange war rückwärts in einer langen Stopfbüchfe geführt und 
vorne 100 Millimeter dick in einen normalen (Corlifs) Gabel-Kreuzkopf gekeilt, 
deffen Gleitbalken den Führungsdruck nicht in der Zapfenverticalen, fondern 
etwas excentrifch empfingen, indem die nachftellbaren Tragfchrauben vom 
gefchloffenen Theile der Gabel ausgingen. Diefe Gleitbalken, 300 Millimeter 
breit und 450 Millimeter lang, lafteten mit 3 Atmofphären Auflagedruck in 
den ausgebohrten Führungen des Bajonnetbalkens, der in normaler Weife vom 
Cylinderflanfch zum Lager zog. 
Der Kreuzkopf-Zapfen war in das Gabelftück fehr forgfältig eingefchliffen 
und mit einer ftarken Schraube angezogen; die Mutter war mit einer fein- 
getheilten Sternfcheibe verfehen und durch ein eingreifendes verzahntes Sperr- 
fegment, welches feitlich niedergefchraubt wurde, auf's Befte montirt. Diefer 
 
	        
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