114 J. F. Radinger:
normalen Corlifs-Mafchinen, und die in einen Schlitz des Daumenhebels mitKlemm-
fchraube eingehangene Regulstorftange ermöglicht die Einftellung einer Normal-
füllung durch die Hand.
Das Dampfzuftrömrohr mündete zwifchen den beiden Ventilkäften unten an
dem Cylinder; das Anlafsventil war dann in einem zwifchen den Steuerkäften
angegoffenen Gehäufe centrifch untergebracht. Die Ausftrömung ging durch den
Tragblock auf die vordere Seite, wo fich das Verbindungsrohr zum tiefftehenden
Condenfator hin anfchlofs.
Die grofsen Dimenfionen diefer Mafchine einten fich mit einer herrlichen
Formgebung zu einem mächtigen Eindrucke.
Gräflich Stollberg’fche Mafchinenfactorei in Ilfenburg.
Diefe Fabrik fandte eine grofse (45pferdige) Corlifs-Mafchine, welche
einen Theil der deutfchen Transmiffion betrieb.
Der Cylinder hatte 445 Millimeter Durchmeffer und der Kolben 0'80 Meter
Hub. Diefer arbeitete mit 535 Doppelhuben in der Minute oder 1'47 Meter in der
Secunde. Dampf-Zu- und Ableitung fand durch gleiche je 100 Millımeter weite
Rohre ftatt, deren Querfchnitt alfo 1,, der Kolbenfläche beträgt, was für die
Einftrömung völlig richtig (Conftante Y,9 bis 1/s,) ift, aber für die Ausftrömung
zu knapp fein dürfte.
Der Cylinder war mit den vier querliegenden Corlifs-Gehäufen und je einem
hohlen Tragblocke an den Enden in Einem gegoffen und direct auf’s Fundament
gefchraubt. Zwifcheu diefen Tragblöcken mündete die Ausftrömung, an dereü
Flanfche fich das in einen Querfpalt des Fundamentes gelegte Rohr zum Conden-
fator anfchlofs.
Der rückwärtige Cylinderdeckel ragte weit hinaus und feine Kegelform
endete mit einer Stopfbüchfe für die Führung der Kolbenftange.
Vorne an den Cylinder fetzte fich ohne fichtbare Verfchneidung, aber im
Kreife mit Aufsenfchrauben gehalten, der Seitenbalken an. Diefer wich von der
normalen Bajonnetform ziemlich ab, indem die Führungen nicht ausgebohrt,
fondern ftumpfwinklig gegeneinander fahen, und keine Verbindung am äufseren
Ende diefer Führungen mehr ftattfand. Uebrigens war der Balken durchwegs
gleicher Breite und in der halben Länge verhältnifsmäfsig hart zum Lager hinaus-
gebogen. Der Balken war mit diefem Lager und deffen Tragblock zufammen-
gegoffen. Letzterer war wohl fchmal, aber dennoch fchwer geformt und pafste
nicht recht zum Cylinder.
Die 68 Millimeter dicke Kolbenftange griff in einen normalen Corlifs-
Kreuzkopf, deffen dachförmige Führungen auf eingelegten Bockholzklötzen ftatt-
fand und fowohl oben als unten mit zwei Querkeilen und Schrauben nachtftellbar
waren. Diefe Führungen hatten 135 Millimeter Breite und 365 Millimeter Länge,
und da die Mafchine mit vier Atmofphären Ueberdruck und Condenfation arbeitet,
fo ftellt fich der Führungsdruck auf 3°ı Kilogramm per Quadratcentimeter.
Der Kreuzkopf-Zapfen, 65 Millimeter dick und go Millimeter lang, litt einen
Druck von 130 Atmofphären, welcher ungewöhnlich hoch genannt werden mufs.
Die Pleuelftange endete beiderfeits mit gefchloffenen Köpfen und griff
vorne den 8o Millimeter dicken, 100 Millimeter langen Kurbelzapfen an, auf
deffen Schalen ein Druck von 95 Atmofphären und eine fpecififche Abnützarbeit
von 1:04 Kilogramm-Meter gleichfalls felten hoch auftrat.
Diefe Zapfen gingen nun thatfächlich ganze Wochen lang in der Aus-
ftellung fchlecht, wo doch der Mafchine nur eine geringe Leiftung entnommen
wurde. Ein eigens gefchickter Monteur konnte fie wohl wieder in Stand fetzen
und zu xaltem und anfcheinend gutem Gange bringen, aber die Sicherheit diefes
Beftandes fchien nicht bedeutend.