120 J- F. Radinger.
Dampfverlufte in Folge der grofsen todten Räume * und des grofsen Abdichtungs-
Umfanges der Canäle.
Vorliegende Mafchine hat nun ganz kurze Dampfcanäle und jedes Cylinder-
Ende wird für fich durch einen befondern Steuerkegel gefteuert. Die Steuerung
durch diefe Rotationskegel gefchieht in fo rapider Weife, dafs fchon bei o'I des
Kolbenhubes der volle Canalquerfchnitt geöffnet ift, #* ohne dafs zu vielfach ge-
fchlitzten Durchlafscanälen (Farcot) von verhältnifsmäfsig grofser Breite gegriffen
wurde. Je mehr fich nämlich der abzudichtende Canalquerfchnitt der Quadratform
annähert, defto kleiner wird der zu dichtende Umfang; je mehr er fich fchlitzför-
mig in die Länge ftreckt, defto gröfser wird die Abdichtungslinie, defto unficherer
der Abfchlufs, defto gröfser alfo auch der Verluft in Folge mangelhaften Ab-
fchluffes.
Die Umgehung derartiger Mifsftände, die Erzielung eines fehr rapiden und
präcifen Dampfwechfels in der complicirten Weife, wie es eine Doppel-Dampf-
mafchine verlangt, ift vollffändig erreicht durch die zugleich fehr einfachen und
dauerhaften Rotationskegel, welche in durchaus origineller Weife bei vorlie-
gender Mafchine als Steuerorgane benützt find.
Nur mit Hilfe diefer Steuerung ift die corredte Durchführung der vorher
entwickelten Grundfätze praktifch ausführbar.
Die Gefammtanordnung der Mafchine beruht auf diefer Steuerung, fie ift
die Grundlage der ganzen Conftrudtion. Die erfte feit 1870 im Betriebe befind-
liche Mafchine diefes Syftemes hat in jeder Hinficht fehr befriedigende Refultate
gegeben und hauptfächlich den hohen praklifchen Werth der Steuerung aufser
allen Zweifel gettellt.
Was nun die Frucht diefer Erwägungen, die Mafchine felbft betrifft, fo war
es eine Woolf-Mafchine mit Kurbeln unter ı80 Grad, welche normal mit Dampf
von to Atmofphären Ueberdruck und rofacher Gefammtexpanfion betrieben und
von zwei entfprechend gehöhlten Drehkegeln gefteuert wurde. Die Füllung
änderte fich mit dem Stande des Regulators und die Condenfation war durch einen
Dreiweghahn ausfchaltbar.
Die zwei Dampfeylinder bildeten fammt dem Dampfmantel des kleinen
Cylinders und den beiden Steuergehäufen an beiden Cylinder-Enden ein einziges
Gufsftück.
Die Cylinder hatten 125 und 250 Millimeter Bohrung, und da der Hub
beider Kolben gleich grofs war und o'50 Meter betrug, fo verhielten fich ihre
Volumen wie I: 4.
Das Zuftröm-Dampfrohr befafs circa 45 Millimeter, dasRohr zum Conden-
{fator hin 70 Millimeter Durchmeffer, was für erfteres 1/, bis !/; deskleinen und für
letzteres 1/}a des grofsen Cylinderquerfchnittes als Fläche gibt.
Die Kurbelwelle drehte fich ıı5 Mal per Minute, was eine Kolbengefchwin-
digkeit von I’9 Meter per Secunde mit fich brachte. Die Einftrömung ift alfo,
falls nicht Verengungen im Drehfchieber vorkommen, zu weit, indem die Conftante
1/3 bis 1/5 beträgt.
Normal wird der kleine Cylinder zu 0'4 feines Hubes gefüllt, was nach
beendeter Ueberftrömung in den viermal fo grofsen Niederdruck - Cylinder eine
ıofache Expanfion und einen Enddruck gibt, welcher auch ohne Condenfation
nur bis zum Gegendruck fällt.
Die Dampfkolben bewegen fich dicht neben einander in genau entgegen
gefetztem Sinne. Dadurch heben fich die Druckwirkungen auf die Achslager
* Doch nur wenn man mit Vollfüllungen arbeiten wollte, indem fonft der Dampf nach
der Abfperrung aus dem fogenannt fchädlichen in den Cylinderraum- expandirt.
. ** Diefs gefchieht um nichts fchneller als von einem normalen Excenter, welches mit
kleinem Voreilwinkel (theor£tifch = o) auf der Kurbelwelle fteckt.
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