206 J. F. Radinger.
welche in fonft normaler Weife vom gufseifernen Gabelkreuzkopf (mit unterer
Führung) durch die Schubftange anzutreiben war.
Die Grundplatte reichte über die Lager hinaus und diente der Feuer-
büchfe des Locomobilkeffels als Schutzrahmen. Die Rauchkammer lagerte auf
einem zwifchen den Cylindern befindlichen Sattel und fo belaftete das Gewicht
des Dampfkeffels und des enthaltenen Waffers jene Grundplatte der Mafchine
welche in Folge diefer Conftrudtion keiner unteren Maffe bedurfte.
Die Steuerung war nach Meyer und die Schieberkäften befanden fich an
der Aufsenfeite der Cylinder. Ein Bufs’fcher Regulator wirkte auf ein droffeln
des Ventil.
Die zweite Dampfmafchine war eincylindrig und von gröfseren
Dimenfionen. Ihr Cylinder mit hinten in einer Stopfbüchfe geführten Kolben
ftange lag wieder auf dem durchgehenden Grundrahmen, der eine angegoffene
untere und eine fchön angefchloffene obere Führung für die Gleitbacken der
langen Traverfe enthielt. Doch war eine gegabelte Schubftange mit zwei Innen
köpfen vorhanden, was wohl einen Block-Kreuzkopf zuläfst und die Mafchinen-
länge etwas reducirt, aber fonft aus guten Gründen nur mehr felten gemacht wird.
Das viertheilige Kurbellager mit je zwei feitlichen Keilfchrauben war
auf den Bettbalken gefchraubt.
Die Dampfvertheilung gefchah mit einer Meyer-Steuerung ; zur Plattenver-
ftellung diente ein feftes Griffrad auf der Hinterfeite des aufgefchraubten Schieber-
kaftens.
Vorn über dem Cylinder ftand ein Doppelbogen-Ständer für den Bufs’fchen
Regulator, welcher mit Aufsen-Fridtionkegeln angetrieben erfchien; den oberen
Conus drückte eine Spiralfeder auf der Spindel nieder und die Bewegung der
Manchette wirkte droffelnd auf das Einftrömventil. An diefem Ständer, fowie an
den übrigen Kanten der Mafchine, der Kurbelzapfen-Stirne etc. wären die ange-
drehten architektonifchen Ornamente wohl zu vermiffen gewefen.
Die Speifepumpe lag neben den Steuerftangen und arbeitete mit verftell-
barem Hub, indem ihr Kolben an dem Gleitftück einer Couliffe hing, welcher
mit Spindel und Griffrad von oben einzuftellen war, während die Couliffe felbft
von einem Excenter bewegt wurde.
7 Be Midlerın Prao.
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Die Mafchinenbau-Anftalt von J. F. Müller in Prag ftellte eine gekuj
ı6pferdige Förder-Mafchine aus, deren Kolben von je 228 Millimeter Durcl
und 0'457 Meter Hub an rechtwinklig verfetzten Kurbeln arbeiteten.
Der intereffantefte Theil diefer Mafchine war die Umfteuerung für den
Vor und Rückwärtsgang. Die Dampfvertheilung gefchah für jeden Cylinder mit
einem einzigen Excenter und einem einzigen Schieber. Das Schiebergeficht
jedes Cylinders hatte vier völlig gleichbreite Dampfwege eingegoffen, deren
erfter und dritter vor und hinter den Kolben mündeten, während der zweite wie
eine normale Ausftrömung, aber in gleicher Weife auch der vierte Canal jedes
Cylinders zu einem beiden Mafchinen gemeinfamen und in deren Mitte gefondert
liegenden Umfteuerungskaften führten. Dort mündeten fie unter den beiden
äufserften dreier Spalten, deren mittlere mit der freien Luft in conftanter Ver-
bindung war. Alle drei Spalten überdeckte nun ein Mufchelfchieber normaler
Conftrudtion und diefer war mit verticalem und am Gradbogen geführtem Hand
hebel ftellbar. Der frifche Dampf kam in diefen Schieberkaften und je nach de
Stellung des Mufchelfchiebers entweder in einen oder den anderen der beiden
Aufsen-Dampfwege zu den Treibceylindern hin.
Dadurch wird immer der von der Schieberhöhlung überdeckte Canal zum
Ausftrömcanal, während der andere für die Einftrömung dient, aber die andere
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