Full text: Die Motoren (Heft 83)

       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
14 J. F. Radinger. 
einer Kolbengefchwindigkeit von etwas mehr als 2 Meter per Secunde entfpricht. 
Aber auch ı20 Touren (2'4 Meter Kolbenweg per Secunde) follen ihr anftands- 
los auferlegt werden können. Der Dampf hatte fünf Atmofphären Druck als 
Grenze, und die Mafchine war 20- bis 30-pferdig benannt. 
Nach Abfchlag der Kolbenftange (50 Millimeter Durchmeffer) bleibt die 
freie Cylinderfläche 710 Quadratcentimeter. Das Einftrömrohr befafs 80 und die 
Ausftrömung 100 Millimeter Durchmeffer, was 1/,, und Y, der Kolbenfläche ent- 
A : 
fpricht. Fafst man diefs in die Formel = — Cv, fo gibt fich bei v = 2 Meter 
Kolbengefchwindigkeit die Einftrömconftante (= Yys, ein felbft für hohe Fül- 
lungen ganz ausreichendes Canal- Querfchnittsverhältnifs. 
Die Dampfvertheilung gefchah durch eine Kolbenfteuerung. Das U-förmige 
Gehäufe war feitlich des Hauptcylinders mit feinen zwei getrennten Dampfwegen 
an deffen beiden Enden angefchraubt und der geftreckte Steuerkolben, deffen 
Grundform durch die Rotation eines gewöhnlichen Mufchelfchiebers entftand, 
und der mit Selbftfpannringen gedichtet war — wurde durch das einzig vorhan- 
dene Excenter bewegt. Die Excenterftange griff aber nicht diredt den Kolben- 
fchieber, fondern aushebbar den aufrechtftehenden Arm einer oscillirenden Welle 
an, welche näher dem Cylinder den eigentlichen Steuerhebel trug. Die Welle lief 
noch quer unter dem Hauptbalken der Mafchine hindurch, und formte auf der 
vordern Seite (fern vom Dampfventil) einen verdickten Kopfmit dünnen Bohrun- 
gen für einen Handhebel, mittelft welchem, wenn eingefteckt, fich die Mafchine 
von Hand aus fteuern und in Gang bringen, aber auch rafch abftellen liefs. 
Sowohl das Ein- als das Ausftrömrohr fchloffen, erftes oben, letztes unten 
in der halben Länge an das Rohrgehäufe. Oben ftand noch direct am Dampfrohr 
der riemenangetriebene Pickering’fche Regulator, welcher mit dem bereitsvon der 
Parifer Ausftellung her bekannten Glockenventil die Dampffpannung beherrfchte, 
und aufserdem ein einfach conftruirter Dampföler von luxuriöfer Form. Der Dampf 
kam nun von der unter dem Fufsboden geführten Leitung durch ein Vertical- 
rohr nach aufwärts, zog durch ein normales Einftrömventil mit horizontaler 
Spindelachfe an ein hochgelegenes Knie — welches oben den Pickering-Regulator 
trug — durchzog dann aufsen feitwärts des Rohrgehäufes einen Längscanal, der 
an beiden Enden der Dampfwege dem Cylinder gegenüber mündete, und fand in 
diefen je nach dem Stand der Steuerkolben den Weg. 
Die Ausftrömung griff im Innenraume des Steuerkolbens Platz, welcher 
fortwährend durch das mittlere Abfallrohr mit der Atmofphäre in Verbindung 
ftand. Durch diefe Anordnung wurden die Dampfwege kurz — denn die Entfernung 
von Cylinder- zur Steuerachfe mafs nicht mehr als 350 Millimeter, die Schwierig- 
keiten des fonft complicirten Guffes waren umgangen und wegen der durchwegs 
runden Arbeit ward die ganze Ausführung leicht. 
Der feitlich in der Cylinderachfe angegoffene Hauptbalken war felbftver- 
fländlich für die Führung in Einem gebohrt und enthielt vorne das Kurbellager. 
Diefes war völlig gleich dem hinteren Schwungradlager unter circa 30 Grad 
fchiet gefchnitten und einfach zweitheilig ohne Einlagkeile, aber mit überfchnitte- 
nem Deckel hergeftellt. Die Muttern der vier Deckelfchrauben flanden durch 
Klemmfchrauben fixirt. Die Lager füfse zeigten jene bei uns fchon lang verlaffenen 
und bereits ungewohnten gothifchen Formen, welche auch an den anderen ameri- 
kanifchen Mafchinen auftreten und unterftützt durch eine Rococomalerei für fchön 
gehalten werden. 
Der Seitenbalken war noch in der halben Länge (am Ende des Führungs- 
cylinders) durch einen unterftellten Fufs geftützt. 
Der gufseiferne Kreuzkopf erhielt die 50 Millimeter dicke Kolbenftange 
in gewöhnlicher Weife conifch eingefchliffen und verkeilt; vorne bildete er eine 
Gabel, welche mit durchgefteckten Bolzen den Kopf der ganz normalen Schub-
	        
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