Full text: Die Motoren (Heft 83)

  
  
Abfchlüffe (die Regulirzungen, getrennte Schieber und eine Droffel im Falirohre; 
REED de LE 
Walter Zuppingerin Ravensburg. 247 
Conftrudtionen war daher höchft beachtenswerth und wurde noch durch die Aus- 
Stellung der Fabrik von Daniei Straub vervollftändigt, welche zwei ihrer Objedte 
nach Zuppinger’s Syftemen ausgeführt .brachte. 
Die Reactionsturbine. Eine der ausgeftellten Zeichnungen zeigte die 
mit Druck- und Sauggefälle arbeitende (Hentfchel- -Jonval-) Readionsturbine der 
Berner Spinnerei Felfenau. 
Dort werden 10:0 Meter Fall der Aar benützt, welche die 15 Meter unter 
dem Boden der Fabrik liegende Turbine antreiben und an fie 350 effedtive Pferde- 
ftärken abgeben. Von der Befchreibung des Wafferbaues mufs hier abgefehen 
werden, und es mag nur erwähnt fein, dafs ftatt eines Wehres ein Tunnel für das 
Unterwaffer von 3:0 Meter Durchmeffer angelegt wurde, der das Gefälle bringt. 
Die Turbine von 2'0 Meter Durchmeffer fteht nun genau in Mitte des 
Gefälles und hat einen gefchloffenen Einlaufkaften, an dem das 750 Millimeter 
weite Zuftrömrohr mündet 
Das Fallrohr gabelt fich unterhalb des Treibrades, um die Turbinenwelle 
ins Freie zu laffen und vereinigt fich wieder unter dem dort eingebauten Fuislager 
zu einem cylindrifchen Rohre, wodurch der Spurzapfen aufser Waffer kommt und 
für die Oelung und Auswechslung der Scheiben bequem liegt. 
Nun ift aber diefer Spurzapfen faft gänzlich vom verticalen Drucke ent- 
laftet, indem am Deckel des Einlaufkaftens ein kurzes, unten offenes, ausgebohrtes 
Gufsrohr fteht, in welchem eine feft auf die Turbinenwelle gekeilte Scheibe wie 
ein Kolben vom Wafferdruck getragen wird. Diefe Scheibe hat einen Durchmeffer, 
welcher eine Kreisfläche von gleicher Fläche wie der Ringquerfchnitt der Turbine 
gibt und der Rohrtheil ober ihr fteht durch ein 150 Millimeter weites Aufsenrohr 
mit dem Fallrohre in offener Verbindung, wodurch fich auch deffen Saugwirkung 
auf fie überträgt. Dadurch ift der gefammte Wafferdruck auf die Turbine balancirt, 
der Spurzapfen läuft nur unter der Belaftung der eigenen Gewichte und trotz 
feines geringen Durchmeffers von 85 Millimeter dauernd kalt. Als man aber 
einmai die Entlaftungsfcheibe probeweife aushob, begann der Zapfen fofort 
zu brennen. 
Die Entlaftungsfcheibe, welche mit der Welle rotirt, fchliefst felbftver- 
ftändlich nicht abfolut dicht an die Wand ihres Cylinders, und trotzdem eine 
Lage nachftellbarer, klingenförmiger Stahlblätter als Dichtung den Rand der 
Scheibe armirt, geht Waffer hindurch, welches durch das Verbindungsrohr in den 
Abfall gelangt. Der hiervon bedingte Verluft an Arbeitswaffer foll aber einem 
geringeren Effede entfprechen, als durch die normale Reibung des fonft benöthigten 
grölseren Spurzapfens verzehrt würde 
Oberhalb der Entl: aftungsfcheibe tritt die Welle aus dem Kaften durch eine 
Stopfbüchfe aus, welche, unter der Saugwirkung ftehend, leicht zu dichten ift, indem 
in ihre Schale ein dem Druckrohr entnommener mit einem Hahn zu ftellender 
dünner Wafferftrahl fliefst. 
Die Aufhängung des Turbinenrades und der Entlaftungsfcheibe gefchieht 
durch je zwei Schrauben, welche an je einem eine Eindrehung der Welle 
umfaffenden fchmiedeeifernen Doppeljoch hängen. 
Sowohl im Drucke wie im Fallrohre befindet fich eine Droffelklappe, um 
die Füllung und eine theilweife Regulirung der Turbine zuzulaffen. 
Das Tangentialrad. Eine zweite Zeichnung führte die Conftrudtion der 
Zuppinger’fchen Tangentialrä ider vor, wie diefelben für hohe Gefälle bis 160 Meter 
Druckgefälle in gröfserer Anzahl (deren erfte in Vorarlberg) ausgeführt wurden. 
Abgefehen von der forgfältigen Conftrudtion wegen des hohen Waffer- 
druckes von 16 Atmofphären, “welchen zu beherrfchen drei aufeinande en e 
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