248 J. F. Radinger.
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angewendet find, zeichnen fich diefe Motoren durch den Umftand vortheilhaft
aus, dafs bei ihnen das Güteverhältnifs fteigt, wenn die Waffermenge finkt.
Bei den Girard-Turbinen tritt gerade das Gegentheil ein; der Nutzeffect
bleibt bei abnehmender Waffermenge conftant oder finkt felbft im geringen Mafse,
während doch die befte Arbeit des Motors dort dringender benöthigt wird, wo
der Waffermangel beginnt.
Die vortheilhaftere Arbeitsweife feiner Motoren erreichte Zuppinger durch
folgende Rückficht: Bei dem noch immerhin dicken Wafferftrabl, welcher an
einer Turbinenfchaufel hinfliefst, können nicht alle Wafferfäden richtig geführt
werden und die Führung wird defto beffer fein, je dünner der Strahl it. Bei zu
dünnem Strahle mufs aber die Reibung der unterften Wafferfchichte an der
Schaufelfläche, deren verzögernder Eindufs in Folge der Cohäfion des Waffers im
ganzen Strahle bemerkbar ift, bereits derart mächtig fein, dafs die rafch finkende
Gefchwindigkeit den Vortheil der richtigen Führung wieder aufhebt. Es mufs
daher eine vortheilhaftefte Strahldicke geben, welche dick genug ift, um unter der
Reibung wenig zu leiden, aber dünn genug, um noch richtig geführt zu fein.
Diefe vortheilhaftefte Strahldicke fand Zuppinger durch h mannigfaltige
Verfuche mit drei Millimeter, und diefe wendet er als Maximaldicke bei gefunkener
Waffermenge an.
Nun arbeiten die Zuppinger- Tangentialräder fortwährend mit gleicher
Einlaufslänge am Radumfang, aber mit veränderlicher Strahldicke, indem die
Regulirung durch Zungen gefchieht, welche fich nicht verfchieben, fondern nur
um einen Fixpunkt in der Zuleitung drehbar fich dem Rade nähern, nach deffen
Halbmeffer fie felber ausgebohrt find und welches fie daher auch ganz fSchliefsen
können.
Die Zungen drehen fich dabei um ihre rückwärtige Endkante, welche
abgerundet ift und fich in eine Ausfparung des Zulaufmantels ftemmt. Vorn an
der Eintrittsfeite des Waffers findet die Bewegung derZunge durch ein kleines, an
eine verticale Stellwelle gefchmiedetes Excenter Rratt, w elches in einen Schlitz am
Zungenr ücken taucht. Sämmtliche Stellwellen (gewöhnlich zwei auf jeder Seite,
alfo vier im Ganzen) find durch eine Räder- Stellzunge mit einem einzigen Griffrad
verbunden.
Diefe (patentirte) Regulirzungen verringern alfo nur die Strahldicke, wenn
al fie vorgeneigt werden, und belaffen die Länge des Einlautbogens am Actionsrad.
Sie führen auch in Folge ihrer gleichfam tangentialen Stellung das Waffer in
gleichmälsig abnehmender Stärke von den vorderen gegen die hinteren Einlafs-
Oeffnungen und ihre Zahl kann daher gering fein.
Für die volle Waffermenge ift nun die Zunge ganz zurückgeneigt und der
Strahl tritt nach einer mir vorliegenden Zeichnung mit 12 Millimeter Dicke gegen
das Rad. Für abnehmende Waffermenge wird aber der Strahl durch die fich vor-
neigende Zunge dünner gehalten, wodurch die Ausbeute feiner Arbeit fteigt.
Nach Zuppinger’s Angaben foll ein Rad diefer Conftrudtion bei 285 Liter
Waffer perSecunde 70 Percent, und bei 95 Liter (ein Drittel der früheren Menge)
75 Percent Nutzeffedt leiften. Bei einer Girard. Turbine dürfte ziemlich das
Umgekehrte eintreten. i
Die Umfangsgefchwindigkeit der Zuppinger-Räder beträgt normal 0'55
der dem Gefälle zukommenden Gefchwindigkeit.
Weiters ift von diefen Turbinen zu erwähnen, dafs die Schaufeln entweder
fämmtlich gegoffen find oder, wenn Blechfchaufeln verwendet find, doch einzelne
(ungefähr jede 18.) im Guffe durchgehen. Die Erhöhung der Zellen gegen den
inneren Austritt ift mäfsig und erhebt fich nur bis zum Ifsfachen der Ein-
trittshöne.
Die Lagerung der Turbine findet auf einer ofsen hohlen Grundplatte
ftatt, durch welche das Druckwaffer kommt. Diefes ftrömt im Fallrohr mit circa
i Meter Gefchwindigkeit, und während fich die eine Hälfte des Waffers bereits
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