80 J. F. Radinger.
einem Auge ein vorgelegter in feiner halben Länge die Manchette umfaffender
Hebel fpielt und deffen freies Ende daher den Weg derfelben verdoppelt. Diefe
verdoppelte Bewegung kommt auf das kurze Ende des eigentlichen Regulator-
Hebels und der trägt erft am äufseren langen Ende die Stange, an der der regu-
lirende Bolzen hängt. 3
Dafs die Länge diefer Hängftange durch ein Langgewinde mit kleinem
Griffrad veränderlich ift etc., braucht minder erwähnt zu werden, als dafs die
mögliche Gefahr der regelmäfsig wiederkehrenden Nachfüllung eine wohl zu
beachtende ift, welche, wenn ja eintretend, aufser der Dampfverfchwendung noch
eine heillofe Confuffion in die Mafchine bringen müfste, denn der Regulator würde
dann defto ftärker nachfüllen, je früher er abfchneidet, d.h. je höher er fteht. Und
würde ein ungefchickter Wärter die Gefchwindigkeit für einen vorübergehenden
3eharrungszuftand mit dem Dampf-Einlafsventil reguliren, fo würde bei fteigender
Laft, alfo mit finkender Gefchwindigkeit, das ift mit fich fchliefsendem Regulator
wohl die erfte Füllung gröfser, aber die Nachfüllung kleiner und die Mafchine
könnte leicht plötzlich diefer Nachhilfe entbehrend zum Stillftand kommen, trotz-
dem dafs der Regulator aufs Weiteröffnen ftrebt.
Stünden aber die Platten fix und derart, dafs nie ein Nachfüllen eintreten
kann, fo müfsten entweder die Füllungsgrenzen fehr befchränkt oder die Canäle
unbrauchbar eng bleiben. :
Aus diefen Gründen kann ich diefe eben befchriebene Steuerung nicht für
gut erachten, es wäre denn, dafs der Regulator gleichzeit die Plattenentfernung
ftellen würde, wo man aber dann der Veränderung der Excentricität mit dem
eingefchaltenen Blindhebel gar nimmer bedürfte.
Der Condenfator lag auf der in Einem fortgefetzten Grundplatte nahe dem
Dampfeylinder in deffen gleicher Flucht, und ein gerades Kupferrohr von den
eingangs angeführten Dimenfionen führte den Abdampf durch eine Compenfations-
Stopfbüchfe in eine hohe würfelförmige Kuppel, welche mit grofsem Flanfch auf
den Luftpumpen-Körper aufgefchraubt war, derenKolben unten arbeitete. Letzterer
hatte 185 Millimeter Durchmeffer und da fein Hub jenem des Dampfkolbens gleicht,
fo verhalten fich die durchlaufenen Volumen wie 1: 6'1.
Die rechteckigen Klappen und der Pumpencylinder liegen in derfelben
horizontalen Ebene und durch Abfchraubung je eines Stirndeckels find zugleich
je zwei Klappen zugänglich. Die Klappen arbeiten auf Sitzen, welche mit einer
einzigen Mittelfchraube gehalten, alfo durch Wegnahme einer einzigen Mutter
ausgenommen werden können.
Die ganze Mafchine hätte eigentlich vorbeftimmt während der Ausftellung
im Gange fein follen, und da fie auch zur Indicirung vorbereitet war, fo wäre das
Wefen der Steuerung unzweifelhaft klar gelegt worden. Leider wurde aber das
Schwungrad nicht zur Zeit fertig und auch kein anderes befchafft, und fo lag fie
denn mit einem hölzernen Schwungrad ausgeftattet fortwährend kalt.
Die Ausführung der Mafchine war, fo weit es fich beurtheilen liefs, mufter-
haft. Die Zeichnung im Allgemeinen fchön und folch einer grofsen Mafchine
würdig, wenn auch etwas viel architektonifche Linien und manche etwas Unge-
wohnte Formen an ihr erfchienen. Sämmtliche Schraubenmuttern etc. waren
eingefetzt (verftählt) und die blanken Flächen tadellos. Die Holzverfchalung war
ebenholzartig gebeizt und nach gefchmackvoller Sternform cannelirt.
A. Lefsner ftellte noch eine kleinere Mafchine von 240 Millimeter
Cylinderbohrung und 0:44 Meter Hub aus, welche mit 100 Umdrehungen per
Minute, das ift 146 Meter Kolbenweg per Secunde arbeiten foll.
Das Einftrömrohr von 40 Millimeter Weite, 43, ‚Cylinderquerfchnitt ift
wohl bedeutend zu eng, aber fonft war die Mafchine nach gutem Mufter angelegt.