Schmiervorrichtungen. 35
Noch ift anzuführen, dafs das Bogenrohr, das fortwährend mit Waffer
(Oel) gefüllt fein mufs, beim erften Ingangfetzen des Apparates — ein für alle
Mal — mit diefem angefüllt werden mufs, da, fobald der diredte Dampf in den
Behälter gelangt, alle feine Dichtungen, die, wie bereits bemerkt, aus Leder
beftehen, verderben, und der Apparat deffen Hauptbedingnifs, die durch Leder
fo vorzüglich dauerhaft und leicht beweglich herftellbaren Liederungen, verlie-
rend, wirkungslos wird.
B. Schmiervorrichtungen, welche blos beim Leergange der
Mafchinen (ohne Dampf) Fett abgeben.
Es ift die Errungenfchaft verhältnifsmäfsig ganz kurzer Zeit, dafs man fich
vergewiffert, dafs fich unter Dampfdruck bewegende Mafchinentheile der Loco-
motive auch ohne eine befondere Schmierung mittelft Fettes gut erhalten, dicht
bleiben und gleich hohen Effect erzeugen; Zeugnifs hiefür, dafs eine grofse Anzahl
Locomotive beim Betriebe mittelft Dampfes thatfächlich ohne jede Fettintrodudtion
fundtioniren und nur eine folche bewirkt wird, wenn die Mafchine gezwungen wird,
vermöge ihrer während des Dampfganges aufgefpeicherten lebendigen Kraft
auch ohne Dampfeinwirkung fich weiter zu bewegen oder ftarke Gefälle zu über-
winden etc.
Auch die letzte Ausftellung beftärkte uns darin, indem mit ganz geringer
Ausnahme alle exponirten Locomotive bereits mit derartigen Schmiervorrich-
tungen verfehen waren, welche obigem Principe entfprachen.
Unwillsürlich "drängt fich uns hier die Frage auf, warum wir nicht des-
gleichen mit unferen ftabilen Dampfmafchinen thun ? Wefshalb find wir für diefelben
in einem fortwährenden Kampfe mit uns felbfl, um einen recht „ausgiebigen“
Schmierapparat von der in unzähligen Variationen auf den Markt gebrachten aus-
findig zu machen ?
Freilich läfst ich dem entgegnen, dafs die ftabilen Mafehinen meift mit
trockenem Dampfe arbeiten — oder follen — und dafs bei Locomotiven ftets
fehr naffer Dampf in die Mafchine ftrömt — das Schmiervermögen des Dampfes
jedoch blos in diefem Zuftande in richtigem Mafse befteht.
Dem läfst fich aber erwidern, dafs einestheils die Anzahl der Mafchinen,
welche mit fadtifch trockenen Dämpfen arbeiten, eine verfchwindend kleine if,
andererfeits uns auch die Ausftellung die häufigfte Anwendung der alten Schmier-
hähne zeigte, welche doch den Kolben die längfte Zeit feines Laufes ohne Fett
laffen, indem derfelbe periodifch — von derLaune des Mafchinenwärters abhängig
— geöffnet wird, um einQuantumFett einzulaffen, von welchem jedoch der Cylinder
nach einem bis zwei Kolbenhüben durch den ftark gefpannten Dampf vollftändig
gereinigt wird. Es gehen daher unfere meiften Dampfmafchinen, trotz der kolof-
falen Oelverfchwendung, ohne andere Schmiere als die des Dampfes.
Nur durch die Anwendung folcher Apparate, welche in dem erwähnten
Zuftande des Leergehens den fich trocken reibenden Theilen felbftthätig Fett
zuführen, kann diefer verfchwenderifchen Oelung vorgebeugt werden.
Auf der Ausftellung waren folche Schmiervorrichtungen nach A. Anfchütz,
Kefsler und Zabel.
Der Anfchütz’fche Apparat, imPavillon derk.k. ausschl. priv. Kaifer-
Ferdinands-Nordbahn und an mehreren in- und ausländifchen Locomotiven aus-
geftellt, beruht, wie in nebenftehender Figur im Vertical- und Horizontalfchnitt in
halberNaturgröfse* gezeigtift,auf dem Zweiventil-Syftem, wobei beideVentile derart
* Unter Dampfdruck.