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A Johann Stingl.
die Schwefelfäure-Fabrication zugänglich gemacht. So erzeugten die Muldener und
Halsbrückner Hütte bei Freiberg im Jahre 1870 162.478 Centner Schwefelfäure
aus kiefigen Erzen mit Bleiglanz und Blende vermifcht, die Arfen und Silber ent-
hielten; die Altenauerund Saiger Hütte in Preufsenim Jahre 1871 261.780
Centner Schwefelfäure aus Schwefelmetall; die Mansfelder Kupferhütte
durch Röften des Rohfteines (23 Percent Schwefel) 10.000 Centner Schwefel-
äure; die Okerhütte 487.500 Centner Schwefelfäure u. f. w.
Preufsen allein fördert jährlich 1,500.000 Centner Schwefelkies. Noch be-
deutendere Quantitäten von Schwefelfäure werden von denSodafabriken aus Kiefen
erzeugt. Fünfzehn Sodafabriken Deutfchlands erzeugen nach einer beiläufigen
Rechnung jährlich 1,500.000 Centner Schwefelfäure und zwar beinahe ausfchliefs-
lich aus Kies. In Oefterreich werden beiläufig 500.000 Centner Schwefelfäure
zum gröfsten Theile aus Kies erzeugt.
Die franzöfifchen Fabriken zu Cheffy, Lyon, Saint-Fons, L’Oce-
ranund Marennes confumirtenim Jahre 1867 nach Schrötter’s Angabe zwei
Millionen Centner Kiefe für Schwefelfäure.
Die Newcaftlechemicalworkscompany, früher Alhufen & Comp.,
verröftet allein jährlich 460.000 Centner Schwefelkiefe.
Aus diefen wenigen Daten erhellt die Wichtigkeit der Schwefelmetalle für
die Induftrie. Estrat daherfchon bald nach der Einführung der Kiefe in die Induftrie
an die Fabrikanten das Bedürfnifs heran, neben den Stuferzen auch das Kies-
klein und verwafchene Kiesfchliche zu verröften. Während man früher,
als nurStückerze verarbeitet wurden, mit einfachen Schachtöfen, den fogenannten
Kilns, fein Auskommen fand, mufste man nun, der Koftbarkeit des Rohmaterials
wegen, darauf bedacht fein, auch die Abfälle und Schliche des Kiefes aufzu-
arbeiten.
Man half fich anfangs damit, dafs man aus dem Kiesklein mit Hilfe von
Thon Batzen formte, diefe auch wohl mit Vitriollauge tränkte, mit abgehender
Wärme trocknete und dann mit den Stückerzen in Kilns niederröftete. Solcher
Vorgang ging an, wo Stuferze die Hauptmaffe und Kiesklein nur Abfall war.
Häufig aber ift der umgekehrte Fall eintreffend, dafs Kiesklein und Schliche in
überwiegender Maffe zur Verröftung gelangen; dann lohnte fich ein Batzenformen
nicht. Aus diefem Grunde conftruirten Perret & Ollivier einen Ofen, der
fowohl Stückerze als auch Kiesfchliche zu verröften erlaubte. Die Lyoner Kiefe
zerfallen fehr fchnell und leicht zu ganz feinem Gries und geben. daher viel Kies-
klein. Diefer Perret-Ollivier'fche Ofen war bei der letzten Parifer Ausftellung
im Modelle vertreten und wurde feit diefer Zeit wieder verbeffert. Er befteht
der Hauptfache nach aus einem niedern Kilnsofen mit beweglichen Roftftäben.
Die heifse fchweflige Säure ftrömt nun in eine zweite Abtheilung, die höher liegt
und aus einem viereckigen gemauertenRaume befteht, in welchemfieben horizon-
tale Thonplatten in Abftänden von 20 Centimeter fich befinden, auf denen das
Kiesklein in dünnen Schichten von 0'3 bis 0°5 Meter Höhe ausgebreitet wird.
Die heifsen Gafe aus den Kilns ftreichen in fchlangenförmiger Windung über die
Thonplatten und erhitzen diefelben von unten nach oben, und mit ihnen das
Kiesklein, welches durch den mitgeführten Sauerftoff der Luft oxydirt wird, und
fo lange diefer Einwirkung ausgefetzt bleiben kann, als es die Abröftbarkeit des
Materiales erfordert. Die abgeröfteten Kiefe werden durch die feitlich angebrachte
gut verfchliefsbare Oeffnung in einen durch die ganze Höhe des Ofens neben den
Thonplatten gehenden Canal gezogen, der an der tiefften Stelle mit einer gut
fchliefsenden Eifenthüre verfchloffen ift. Diefer Canal bleibt mit abgeröftetem
Kiefe immer gefüllt und wird nur in dem Mafse entleert, als die Kiesrückftände
von den Platten in denfelben gekrückt werden. Die Röftgafe ftreichen von der ober-
ften Platte durch einen weiten Canal in die Bleikammern, nachdem fie zuvor auf
beiläufig 70 Grad Celfius gekühlt wurden, was entweder dadurch gefchieht, dafs
die Hitze derfelben zur Concentration von Kammerfäure auf 60 Grad verwendet