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Webereimafchinen, Ä
Es ift darauf hingewiefen worden, dafs der erfte auf dem Hafpei gebildete
Schergang auf Keilftücke in den Latten gewunden wird; bei der fchrauben-
förmigen Aufwickelung des Kettenbandes erfcheint eine correfpondirende Ab-
dachung auf der äufseren Endfläche, welche als Unterlage für die innere End-
läche des zweiten Kettenringes dient. Um nun der Feinheit der Seide Rechnung
zu tragen, beziehentlich die Keilftücke mehr oder weniger geneigt einftellen zu
können, ftecken die Endzapfen der Keile in fchrägen Schi itzen einer auf der
Hafpelachfe fteilbaren Scheibe. Während alfo früher jedes Keilftück durch eine
eigene Stellfchraube juftirt werden mufste, wird jetzt die Regulirung der Keile
durch einfaches Verdrehen diefer Scheibe hervorgebracht.
Ohne Hinweis auf nähere Zeichnungen ift der ingeniös angelegte Bewe-
gungsmechanismus der Zettelmafchine nicht zu eıklären. Referene erweit diefs-
bezüglich auf Dingler's polytechnifches Journal, 1873, Band CCXII, Seite 25.
Die Honegger’fchen Band-Zettelmafchinen find nach gleichen
Princeipien conftrairt, aber für Fufs- oder Riemenbetrieb eingerichtet. Die Keile
an den Hafpelplatten find feft, da hier Seide von ziemliöh; gleichem Titre ver-
arbeitet wird.
It das Scheren der Seidenkette vollendet, fo wird der Hafpel aus der
Mafchine ausgehoben, ein frifcher Scherrahmen eingelegt und die Arbeit wie
früher ausgeführt. Der gefüllte Hafpel aber gelangt in die Aufbäummafchine
(Enroulage) und wird hier die Kette diredt auf den Seidenbaum abgewickelt.
Damit nun die in Schraubengängen auf dem Scherrahmen liegenden Fäden fenk-
recht auf den Kettenbaum auflaufen, erhält der Hafpel bei feiner Rückdrehung
die entfprechende feitliche Verfchiebung, indem derfelbe in einem durch eine
Schraubenfpindel bewegten Geftell ruht. Um die Kanten der Kette gegen Ab-
rutfchen zu fchützen (der Seidenbaum erhält keine Randfcheiben) und um das
Ablaufen der Kettenfäden im Webftuhl zu erleichtern, erhalten diefelbe auf dem
Kettenbaum dadurch eine gekreuzte Lage, dafs der zwifchen Hafpel und Ketten-
‚aum gelegene Streichbaum bei feiner Umdrehung auch noch regelmäfsig etwas
in- und hergefchoben wird. Das Abrutfchen der Endfäden wird übrigens noch
dadurch hintangehalten, dafs von Zeit zu Zeit ein Carton in die Kette ein-
gelegt wird.
Die Mafchinenfabrik Scheller und Berchtold in Thalweil bei Zürich
hatte auch eine Seiden-Zettelmafchine (jedoch ohne Aufbäummafchine)
mit verfchiedenen Modificationen im Bewegungsmechanismus vorgeführt, deren
Zweckmäfsigkeit uns je doch nicht einleuchten mochte.
In wie weit die Erklärung der öfterreichifchen Firma Gebrüder Schmid &
Comp. in Bregenz, welche ebenfalls eine Zettelmafchine für Seide [älterer
Conftrudtion) exponirt hatte und für fich die Erfindung diefer angeblich vor
13 Jahren fchon gebauten Mafchine in Anfpruch nimmt, begründet ift, fand der
xeferent keine Gelegenheit feftzuftellen.
Die Vorbereitung des Seidenfchuffes betreffend, erwähnen wir zunächft
Honegger's Bobinoir (Schufsfpulmafchine), welcher zwar verfchiedene
kleine Detailverbefferungen, im Ganzen aber die bekannte, fchon vielverbreitete
Einrichtung zeigte. Die Mafchine ift doppelfeitig; die Trommelwelle treibt mittelft
endlofer Schnüre je vier Spindeln (zwei auf jeder Seite) zugleich. Die Gefchwin-
digkeit der Spindeln ift variabel, fo dafs die Spindeln rafcher gedreht werden,
wenn der Faden gegen die Spitze geleitet wird, wodurch bekanntlich eine gleich-
mäfsige Spannung des Fadens erzielt wird. Damit die Fadenwindungen nicht
jedesmal auf die nämliche Stelle gelegt werden, wohin fie bei dem vorigen Gang
gefallen waren — was beim Abziehen ein Abrutfchen ganzer Fadenfchichten
zur Folge haben kann — fo ift die Herzfcheibe zur Bewegung der Faden-Führerftange
nicht centrifch auf ihrer Welle befeftigt, fondern auf ein kleines Excenter auf-
gefchoben, welches durch ein Räderwerk eine voreilende Drehung erhält und
demzufolge die Herzfcheibe in angemeffen veränderte Stellung bringt.
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