Full text: Die Maschinen und Werksvorrichtungen in der Thonwaaren-Industrie (Heft 42)

  
18 Dr. Emil Teirich. 
nicht nur alle etwa noch feuchten Stücke nachgetrocknet, fondern auch bis zu dem 
Grade erwärmt, dafs die in den Verbrennungsproducten enthaltenen, aus den 
erhitzten Waaren entweichenden Wafferdämpfe fich nicht an der Oberfläche der 
frifchen Waare niederfchlagen und diefelbe dadurch verunftalten. Es ift felbft 
verftändlich , dafs diefes Schmauchverfahren in der Regel nur bei maffigen 
Fabricaten, wie beifpielsweife bei Ziegelwaaren, nicht aber bei Porzellan oder 
Steingut angewendet wird, die wenig Wafferdämpfe geben und bei denen die 
Verbrennungsproducte bei höherer Temperatur entweichen. 
Die Kammergröfse kann ohne fichtlichen Einflufs auf die Gleichförmig 
des Brandes zwifchen 6 bis 44 Cubikmeter variiren, ja letztere Dimenfion noch 
überfteigen. 
Näch diefen und’ der Waarenforte ändert fich die Brenndauer der Kammer. 
Verblend- und Chamotteziegel brauchen ı5 bis 25 Stunden, feine Verblendeı 
und Terracotten 25 bis 40 Stunden je nach Empfindlichkeit des Materiales, Thon- 
röhren ıo bis ı2, Porzellan - Verglühbrand circa 4 Stunden, Scharfbrand bei 
Vollfeuer in demfelben Ofenfyftem ıo Stunden im Durchfchnitte. 
Gegenüber den alten Porzellanöfen mit Benützung der abgehenden Hitze 
für das Verglühen ftellt fich die Brennftoff-Erfparnifs in Mendheim’s Ofen auf 
circa 25 Percent, da bei diefem Syfteme Verglüh. und Kapfelbrände gefondert 
gemacht werden müffen. Für leicht brennende Ziegel (vom Normalmafs 
280 x 120. x 05 Millimeter) genügen circa 500 Pfund oberfchlefifche Steinkohle 
pro 10.000 Pfund Waare, ein Brennftoff-Verbrauch, der fich bei fehr fehwer 
brennenden Materialien und Klinkerbränden auch verdoppeln kann. 
Bei Thonröhren und Steingut rechnet man 100 bis 160 Pfund per Cubik 
meter Kammerinhalt je nach dem zu erzielenden Feuergrade. 
Es ift zwar einleuchtend, dafs die Vorzüge diefes Ofenfyftemes in vollftem 
Mafse nur dann hervortreten, wenn dasfelbe für continuirlichen Betrieb gebaut 
‘ft und ein folcher darin auch wirklich unterhalten wird, doch fchliefst diefs keines 
wegs aus, dafs im gegebenen Falle nur ein Complex von 4 oder 5 etc. Kammern 
für intermittirenden Betrieb in Anwendung kommt. 
Alle jene Brennmaterialien, welche für Flammfeuerungen gut ver 
wendbar find, können auch für Generatorbetrieb verwendet werden. In 
neuerer Zeit, wo die, beifpielsweife in Steiermark mit den Leobner Gries 
kohlen angeftellten Verfuche, deren Verwendbarkeit im Siemens’fchen Gasofen 
gezeigt haben, können diefe, dann aber wahrfcheinlich auch jüngere Braun- 
kohle, Lignit und Torf zur Gaserzeugung, und dann mit srofsem ökonomifchen 
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Vortheile verwendet werden. 
Der Mendheim’fche Ofen hat jedenfalls die gröfste Zukunft in der Thon 
waaren-Induftrie bei Erzeugung feinerer Waaren; zum Brennen für Ziegel, ja viel 
leicht felbft noch für gewöhnliche Steinzeug-Röhren brennt er naturgemäfs zu 
theuer und macht daher dem bekannten Ofen von Friedrich Hoffmann in 
Berlin keine Concurrenz. Mit deffen Erfindung und Ausbreitung begann unftreitig 
eine neue Epoche für die Thonwaaren-Induftrie, die befonders jenem Zweige der 
felben, welcher die gröfsten Maffen zu bewältigen hatte, alfo der Ziegelfabrication 
zu gute kam und fich von diefer auf die Erzeugung von Kalk, Cement und Gyps 
übertragen hat. 
Als im Jahre 1858 Hofimann zuerft mit feinen Ringöfen vor die Oefient 
lichkeit trat, wurden diefelben zwar lebhaft von der Wiffenfchaft als theoretifch 
vollkommenfter Brennapparat begrüfst, aber nur allmälig fand die neue Idee eine 
praktifche Geftaltung ; als aber die überrafchenden Refultate der enormen Brenn 
ftoff-Erfparnifs und die Güte des erzielten Productes Würdigung gefunden hatten, 
nahm die Zahl der Ringöfen in erftaunlicher Weife fo zu, dafs heute beinahe 
taufend nach den Entwürfen des Erfinders errichtet worden find. Sieben Achte! 
davon dienen der Ziegelinduftrie, der Reft zur Erzeügung von Kalk und 
Cementen 
REES ne er, 
  
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