Die Mafchinen und Werksvorrichtungen in der Thonwaaren-Induftie. 2]
anderfeits aber die heisfe Luft von einer Kammer zum Zwecke der Vortrocknung
neuer Waare in die andere zu leiten.
Die Kammern find durch Scheidewände mit Oeffnungen getrennt, jede
derfelben hat eine feitliche Einkarrthüre und eine Oeffnung zum Entleeren der
fertig gebrannten Steine vis a vis der erferen. Durch ein complicirtes Schieber-
[yftem wird nun allerdings der Vortheil aufs Vollkommenfte erreicht, die Dämpfe
von den trockenen Gafen völlig und ficher zu trennen, ja noch mehr, es wird die
Möglichkeit hier geboten, eine in der Reihe der im Betriebe ftehenden Kammern
gelegene Kammer auszufchalten, für fich allein abzukühlen oder mit höherer
Temperatur und für längere Zeit im Feuer zu halten.
Erreicht wird diefs einerfeits durch die doppelte Befchickung des Ofens
mit Brennmaterial durch korizontale Roftfeuerung von zwei Seiten und dann gleich-
zeitig durch Heizlöcher im Scheitel der Gewölbe, anderfeits durch einen eigenthüm-
lichen Apparat, welcher geftattet, kalte Luft von Aufsen durch Rohre, welche
mit einem Ventilator in Verbindung ftehen, in jede Kammer einzublafen, um ent-
weder die Verbrennung darin zu befördern oder die Abkühlung der fchon fertig
gebrannten Waare zu befchleunigen. Obwohl ohne in fich wiederkehrenden ring-
förmigen Ofencanal ift diefes einreihige Syftem dennoch ein ganz con-
tinuirliches.
In Amerika und England find Morands Oefen bereits in einigen Exemplaren
ausgeführt und in Betrieb gefetzt worden. Ueber die erzielten Refultate verlautet
nichts Ungünfliges, die Brennkoften werden fogar als ganz befonders niedrige
angegeben. In der bekannten koloffalen Ziegelei von J. W. Beanland bei Brad-
fort ift diefer Ofen feit 1871 im dauernden und zufriedenftellenden Betriebe. Uns
würde vorläufig feine complicirte Bauweife und koftfpielige Anlage von feiner
Anwendung noch abhalten.
Seine Aehnlichkeit mit Mendheims Gasofen ift unleugbar. Wir würden der
deutfchen Erfindung aber den Vorzug einräumen, denn wenn fchon die Feuergafe
lange Wege zu machen haben und Luft von Aufsen eingeblafen werden mufs, fo
ift doch die Centralifation der Gaserzeugung einer vielfach getrennten Feuerung
vorzuziehen.
Anfchliefsend an diefe continuirlichen Oefen wäre das Syftem des Frei-
herrn v. Steinäcker in Liechtenau in Preufsifch-Schlefien zu nennen,
der es fich zur Aufgabe gemacht hat, gleichfalls eine Trennung der Schmauchgafe
von den trockenen Feuergafen an nicht continuirlichen Oefen für einen kleinen
Betrieb zu erzielen.
Steinäcker ordnet zwei Brennöfen io aneinander an,'dafs die abziehende
Wärme des einen zum Vorwärmen im anderen benützt werden kann. Diefs
gefchieht in der Weife, dafs nach dem Abbrennen des Ofens I deffen Afchenfälle,
Heizthüren und die im Gewölbe befindlichen Schürlöcher ebenfo gefchloffen
werden wie die Verbindung des Ofens mit dem Schornftein, der für beide Oefen
zufammen wirkt. Dafür ftellt man nun die Communication des Innern von I mit
dem vorher eingefchobenen Ofen II her und öffnet deffen Verbindung mit dem
Schornftein, der folcherweife ganz langfam die kalte Luft durch I nach II zieht,
die fich auf diefem Wege erwärmt, dabei die fertige Waare kühlt und die neu
eingefetzte in II vorwärmt. Natürlich wiederholt fich das Spiel nach der anderen
Seite, fobald II ausgebrannt und I wieder neu befchickt ift. Es ift zudem
möglich noch während des Auskarrens eines fertigen Ofens die darin enthaltene
immerhin trockene und laue Luft unter den Roft des im Brande befindlichen
Ofens ftreichen zu laffen. Alles diefs ift nun freilich recht fchön, aber auch nur
durch ein Heer von Schiebern und Canälen erreicht, das von vorneherein jeden
Glauben an eine billige Herftellungsweife diefer Brennöfen ausfchliefst, was hier
umfomehr zu beachten ift, als ja die erzielte Ausnützung der verloren gegangenen
Wärme nur eine theilweife ift, da ja während des eigentlichen Brandes des einen
Ofens doch die heifsen Gafe nach dem Schornfteine unbenützt ftreichen.