A M. B. Rideli.
Troja felbft fiel bekanntlich als Opfer einer nach des ränkevollen Odyffeus
hinterliftigen Plänen auf Rädern conftruirten Kriegsmafchine und als nach ent-
fchiedenem Kampfe die Sieger wegen den erbeuteten Princeffinen und Streit-
wagen aneinander geriethen, da mufsten namentlich die letzteren zur Verhütung
grofsen Unheils durch Agamemnon auf eine gerechte Weife unter die königlichen
Bundesgenoffen vertheilt werden. Diefer Theil der Beute wurde dann bekanntlich
in den diverfen Refidenzen in langen Reihen der Befichtigung von Einheimifchen
und Fremden zugänglich gemacht, wie diefs auch noch gegenwärtig bei den
eroberten Feldftücken der allgemeine Brauch ift, da der in beiden Fällen mit
diefen Kampf-Werkzeugen erzielte Kriegserfolg hier wie dort als identifch ange-
nommen werden kann.
Die bei weitem reichlichfte Information über antike Fuhrwerke fliefst der
Gegenwart von den Römern zu und erftreckt fich diefelbe nicht nur auf die eigent-
lich römifchen oder italifchen als vielmehr auch auf jene Wagen, welche bei den
mit den Welteroberern in Contadtgekommenen Völkern im Gebrauch gewefen find.
Es zeigt fich aber daraus, dafs alle Laft- und landwirthfchaftlichen Fuhr-
werke der fämmtlichen Italiker, Griechen und Kelten mit auf der Achfe fett-
gekeilten Scheibenrädern verfehen und unter der allgemeinen Benennung
„plauftrum“ bekannt waren.
Nach und nach ift das Scheibenrad (tympanum) vom Speichenrad (rota)
auch bei den Laft-Fuhrwerken verdrängt worden und find die alten wegen ihrem
unausftehlichen Knarren von den römifchen Dichtern befonders perhorrefeirten
„ftridentia plauftra* nur noch bei den Nachkommen der Keltiberen in Portugal
und auf der Infel Sicilien im Gebrauche.
Nachfolgende ig. 7 ftellt eine Tympanumachfe fammt den dazu gehörigen
Geftellbalken dar, wie folche auf einem gallorömifchen, einem Wagenbeftandtheil-
Fabrikanten von deffen trauernder Witwe in Evreux gefetzten Grabftein gefunden
worden ift und deren Conftrudtion fich in Portugal und Sicilien beinahe ünver-
ändert bis zum heutigen Tag erhalten hat.
Die Erfindung des Speichenrades, refpedtive die Verbefferung des Schei-
benrades wird dem erften Erbauer des Pfluges Triptolemus zugefchrieben und
war der Gebrauch desfelben anfänglich nur auf Kriegs-, Staats- und Luxuswagen
befchränkt, die je nach ihrer Conftrudtion oder Beftimmung auf das Genauefte
durch eigene Benennungen unterfchieden wurden.
So verftand man unter Currus nur den im Circus oder bei Triumphzügen
gebrauchten, zum Einfteigen von rückwärts eingerichteten antiken Kriegswagen,
unter Carpentum den Staats-Galawagen der höchften Würdenträger, deffen
Benützung nur ausnahmsweife mittelft Senatus Confult auch anderen Perfonen wie
z. B. der Meffalina und Agrippina zuerkannt werden konnte, unter der von den
Galliern adoptirten Carucca (fpäter hievon derivirt Carozza, Caroffe, : Carriage)
die fonft von Vornehmen oder Vermöglichen benützte Equipage und eine unzäh-
lige Menge anderer Fuhrwerke, deren genaue Abbildungen oder Befchreibungen
fich bis auf unfere Zeiten erhalten haben.
Die Ausplünderung der ganzen bekannten Welt durch die Römer ermög-
lichte namentlich bei Wagen und Befpannung die Entwicklung einer derart ver-
fchwenderifchen Pracht, dafs der Gedanke, derfelben in Bezug auf Vollendung