Strafsenfuhrwerke und andere Transportmittel. 1
Reibnagel infoweit möglich machen, als diefs die Stellung der Langwied
geftattet.
Aufser diefer, den Wegfall des „Reibfcheites“ unter Einem in fich fchliefsen-
den Veränderung ift aber das Untergeftelle der meiften modernen Luxuswagen
auch noch durch Einfchaltung eines ganz neuen, die gröfste Mannigfaltigkeit im
Bau des Obergeftelles mit fich führenden Elementes, nämlich der Wagenfeder
gründlich modificirt worden.
is mufs aber fogleich erinnert werden, dafs die meiften durch das Hinzu-
treten von neuen Elementen im Bau von Luxuswagen hervorgerufenen Fortfchritte
bereits ım Laufe des vorigen und in der erften Hälfte des gegenwärtigen
Jahrhundertes zu Tage getreten find, und nur ein verhältnifsmäfsig fehr geringer
beinahe vollkommen verfchwindender aliquoter Theil davon der feit der letzten
Parifer Weltausftellung verfloffenen Zeit gutgefchrieben werden könne.
Es wird fonach die uns obliegende Aufgabe nicht fowohl darin beftehen
müffen, die abfolut conftatirten, feit den letzten fünf Jahren vor fich gegangenen
Fortfchritte im Bau von Strafsen-Fuhrwerken zum alleinigen Gegenftande diefer
Zeilen zu machen, da in diefem Falle fchon einige Worte die Materie erfchöpfen
würden, als vielmehr neben der Befchreibung der wirklich zur Ausftellung
gelangten diverfen Fahrzeuge auch wo möglich eine objedive Beurtheilung der-
felben fowie die Art und Weife ihrer Entwicklung zu liefern.
Denn allerdings fcheinen z. B. auf den erften Blick zwifchen dem eingangs.
befprochenen Szeklerwagen und einem „huitrefforts“ von Mrs. Binder fröres in
Paris alle Vergleichungselemente vollftändig abzugehen, bei näherer Betrachtung °
der fucceffive zur Auswechslung oder zur Einfchaltung gelangenden Aequivalente
ift jedoch der ftetige Uebergang fehr wohl bemerkbar, wenn hiebei fchliefslich
auch keine gröfsere Aehnlichkeit herausgefunden werden follte, als ungefähr
zwifchen einem Trilobiten aus dem böhmifchen Silur und einem „modernen“
Hummer aus der Adria.
Japan. Aus Japan gelangten zwei kleine Rollwagen zur Ausftellung,
deren fämmtliche Beftandtheile, inclufive Achfen und Federn, von einem der
drei in Kioto bereits etablirten japanifchen Equipagenfabrikanten erzeugt
worden find.
Der aus Fichtenholz (Hinoki) beftehende Kaften des einen diefer zwei-
rädrigen Wägelchens hatte einen fchwarzen Anftrich, deffen forgfältige Lackirung
die charakteriftifchen fehr fchwach profilirten goldenen Verzierungen hervortreten
liefs; die Räder hatten I Meter im Durchmeffer und waren wie überhaupt das
ganze Untergeftell fchwarz lackirt, roth befchnitten; der gepolfterte Sitz war mit
fchwarzem Sammt und fchwerer fchwarzer Seide ausgefchlagen. Das Verdeck
diefes Wagens beftand aus einem wafferdichten, fchwarzen Seidenftoff, gefüttert
mit weifser Seide. Bei den Rädern waren die Naben aus Ruftenholz (ulmus cam-
pestris), die Radfelgen, die Speichen und die Deichfelftange aus Efchenholz;
fowohl Achfen als Feder-Hängtafchen waren aus Schmiedeeifen, die elliptifchen
Druckfedern aus Cementftahl.
Der andere japanifche Rollwagen hatte eine ganz analoge Conftrudtion,
unterfchied fich jedoch von dem vorftehenden durch feine innere Ausftattung. Das
Untergeftell war braun lackirt, der Sitz mit buntem Seidenbrokat ausgefchlagen,
die Wagenkiffen mit blauem Goldbrokat überzogen.
Aufser diefen zwei Rollwagen find im Pavillon des kleinen Kindes
noch zwei Kinderwagen, und zwar Tricycles aus Japan zur Ausftellung gelangt.
Die Japanefen find bekanntlich gegenwärtig in einem fehr merkwürdigen
Uebergangsftadium begriffen, indem diefelben der feit Jahrtaufenden gepflogenen
Nachahmung des übrigens fehr erfindungsreichen, originellen Chinefen überdrüffig
geworden, nunmehr mit einer oft krankhaften Ueberftürzung, daran gehen, die
Europäer inAllem und Jedem zum nachahmungswürdigen Mufter zu nehmen.