Full text: Strassen-Fuhrwerke und andere Transportmittel (Heft 58)

  
  
36 M.B. Rideli. 
pflegen, fo ift diefer Wagen überdiefs rückwärts mit zwei Gabeln gegen etwaiges 
Hinabrollen montirt, um für den Fall des Verunglückens des aufopferungsfähigen 
Künftlers wenigftens die effectuirten Aufnahmen für eine etwaige Vervielfältigung 
retten zu können. 
Der nach Bedarf leicht zu demontirende und mit einer Bremfe verfehene 
Wagen koftete ohne Utenfilien und Apparate 130 fl. 
Vom Ingenieur Lenz waren zwei V&locip£des von der gebräuchlichften 
Form ausgeftellt, deren Triebräder 0'90 Meter im Durchmeffer hatten und mit 
alternirend auf der Nabe fitzenden hölzernen Speichen verfehen waren. 
Einigermafsen bemerkenswerth bei diefen zwei Ve&locipedes war deren 
Bremsvorrichtung, da hiebei zum erften Male eine Verwendung von Guitarrefaiten 
ftattgefunden hat, welche, in gewiffen Zwifchenräumen Schwingungsknoten bildend, 
vom erfindungsreichen Ausfteller offenbar auch zur Erzielung irgend einer phone- 
tifchen Wirkung auserkoren worden find und dem hiezu competenten Bericht- 
erftatter derGruppe XV ohne Zweifel reichlichen Stoff zu einer ehrenvollen Erwäh- 
nung liefern dürften. 
Die bei denk. k. Poftanftalten gegenwärtig am häufigften gebrauchten 
Fuhrwerke wurden vom k. k. Handelsminifterium im Pavillon für den Welthandel 
feparat ausgefteilt. Unter den ausgeftellten 8 Poftfuhrwerken hatte fich ein für 
Separatfahrten befonders geeigneter Poftlandau, der auf den Poftftrafsen des 
Salzkammergutes in mehreren neuen Exemplaren in Verwendung ftebt, einer 
ebenfo grofsen als wohlverdienten Anerkennung zu erfreuen. 
Der auf 4 Perfonen berechnete, mit dem bekannten hellglänzenden chrom- 
gelben Anftriche verfehene und fein lackirte Kaften diefes Landaus, war an den 
Portitren mit demk. Wappen und dem Pofthorne gefchmückt, hing vorne auf zwei 
elliptifchen Druckfedern, rückwärts in drei ftarken Tragfedern, und hatte inwendig 
eine drapfarbene Tuchgarnitur. 
Aufser diefem Landau war noch ein Doppelcoup&, drei Poftmaillewagen, 
ein Poftpackwagen mit Cabriolet und zwei Poftcariolwagen ausgeftellt. 
Von den letzteren hatte der kleinere Cariolwagen einen Radftand von 
ı Meter und war mit einem Langbaume verfehen, da der Kaften auf beiden Achfen 
nur in je Einer parallel über der Achfe befeftigten Feder hing. 
Der in neuefter Zeit eıngeführte Poftcariolwagen für den Briefeinfamm- 
lun gs-Dienft hatte eine Kaftenlänge von 1'8o Meter, wobei der chromgelbe Kaften 
mittelft Wagenhalfes mit dem abgefonderten, fchwarzlackirten Kutfchbocke zufam- 
menhing. Der für das Placiren von 18 Briefbeuteln eingerichtete Kaften hatte einen 
verfchliefsbaren, fchwarzlackirten Blechdeckel. 
Bei einem Radftande von ı'So Meter fafs der Kutfchbock in zwei auf der 
vorderen Achfe befefligten elliptifchen Druckfedern, während das Gewicht des 
Kaftens auf der rückwärtigen Achfein zwei Trag- und einer Balancierfeder ruhte 
und trotz der beträchtlichen totalen Wagenlänge die Anwendung eines Lang- 
baumes entbehrlich machte. 
Die fämmtlichen Wagenbeftandtheile und Ausftattungsgegenftände diefer 
k. k. Poftwagen find inländifcher Provenienz; die nach den Zeichnungen und 
Bedingniffen des k.k. Handelsminifteriums auszuführenden Arbeiten werden 
an die diverfen Fabrikanten vergeben und dann gewöhnlich in der Lohner’fchen 
Wagenfabrik montirt, wo auch der Anftrich, fowie die Lackirung, Tapezierung 
u. f. w. beforgt zu werden pflegt. 
Bei der Vorzüglichkeit der Ausführung diefer k. k. Poftwagen könnte allen- 
falls nur die Wahl der zum Anftriche des Untergeftelles verwendeten Farben, 
nämlich röthlich-orangegelb mit fchwarzen Streifen als mit dem lichten Chrom- 
gelb des Kaftens gar nicht harmonirend bezeichnet werden. Die k. preufsifche 
Poft benützt, wie aus den ausgeftellten 28 Modellen von Poftwagen erfichtlich 
war, dasfelbe Chromgelb zum Anftriche des Kaftens fowohl, als des Untergettelles, 
während eine vomTuriner WagenbauerL ocati ausgeftellte Mail-Coach mit chrom- 
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