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1. B. Rideli.
Portugal. Ein Velocipede und acht Stück Wagenachfen ganz neuer
Conftruction waren die aus Portugal eingelangten, auf den Wagenbau Bezug
habenden Ausftellungsobjecte.
Das von Dom Alves PenaJoao Antonio in Liffabon ausgeftellte
Velocipede war ein Bicycle ganz gewöhnlicher Conftrudtion, unterfchied fich jedoch
von den hier gebräuchlichen infoferne, als auf den Achfenkurbeln des Triebrades
ein Paar fehr elegant ausgeführte gold- und filbergeftickte Pantoffeln befeftigt waren.
Von Dom Luiz Ferreira de Soufa Cruz, Eigenthümer der Eifen-
giefserei do Ouro in Porto, find die foeben erwähnten acht Wagenachfen zur Aus-
ftellung gefendet worden. Es waren diefs ftark ausgekröpfte, fchwere Frachtwagen-
Achfen aus Schmiedeeifen mit den zugehörigen Büchfen und Muttern, wobei jedoch
jede Achfe vier Achsfchenkel aufzuweifen hatte. In einem vom Austteller eigens
zu diefem Zwecke verfafsten ausführlichen Expof& wurde nämlich der grofsen Ver-
legenheit gedacht, in welche ein Fuhrwerk durch einen Achsfchenkel-Bruch
gerathen kann, wenn kein entfprechender Referve-Beftandtheil bei der Hand it.
Um den daraus refultirenden fchweren Unzukömmlichkeiten möglichft abzuhelfen,
läfstDomLouiz Ferreira in feiner Fabrik den Achskörper feparatvon den zuge-
hörigen Achsftummeln erzeugen. Bei einem ausgekröpften Achsftocke wird nun
in,dem nach abwärts umgebogenen Achfentheil eine mit einem Gewinde verfehene
Bohrung angebracht und darin zwei in einander gefchraubte identifche Achfen-
ftummeln eingezogen, wovon der eine innerhalb der Radnabe fo lange in der
Adtivität verbleibt, bis durch deffen Hinfälligkeit oder in Folge eines eventuellen
Schenkelbruches dem in Referve hingeftellten Achsftummel eine reelle Wirk-
famkeit zugewiefen werden kann.
Der Erfinder gibt in feinem M&moire felbft zu, dafs die fehr hohen Anfchaf-
fungskoften von derlei mit vier Achsftummeln verfehenen Achfen der allgemeinen
Verwendung derfelben hinderlich fein würden (ein Paar folcher Achfen mit acht
zugehörigen Stummeln koftet 320 Francs), wobei auch namentlich zu beachten
fein würde, dafs die Achsftummeln mit grofser Vorliebe an ihrer Bafis zu brechen
pflegen, in welch’ fpeciellem Falle allerdings fowohl der adive als der Referve-
ftummel ihre Wirkfamkeit gleichzeitig verfagen müfsten.
Frankreich. In Bezug aufStrafsen-Fuhrwerke hatfichblofsParis an der
Wiener Ausftellung betheiligt; es ftellten nämli h fünf Parifer Wagenfabrikanten
je vier Luxuswagen aus, während noch ein Parifer Caroffier mit einem Luxuswagen
und ein Parifer Mechaniker mit zwei höchft intereffanten Dampfvelocip£den ver-
treten war, fo dafs die Wiener Ausftellung im Ganzen 23 Parifer Strafsen-Fuhr-
werke aufzuweifen hatte.
Zur Parifer Ausftellung 1867 find allerdings die franzöfifchen Wagenbauer
mit der ftattlichen Anzahl von 80 Luxuswagen zum Wettkampfe angetreten und
bildeten die Hälfte der damals ausgeftellt gewefenen Strafsenvehikel.
Der Wagenfabrikant Mr. C. Poitraffon ftellte ein zweifitziges Coupe aus
deffen Kaften dunkelgrün, das Untergeftelle grün, roth befchnitten war und deffen
inwendige Garnitur aus fchwarzer Seide mit rothen Knöpfen beftand und überdiefs
einen verfte,lbaren kleinen Toilettetifch in fich begriff, Preis 4000 Francs; ferner
einen gelben Landau-Clarence, mit fchwarzem Untergeftelle, gelb befchnitten und
blauer Chagringarnitur; der daneben ausgeftellte Kutfchirphaäton (Phaeton fans
capote) hatte einen fchwarzen Kaften, ein rothes Untergeftelle fchwarz befchnitten
mit lichtgrauem Tuche ausgelegt, Preis 2500 Francs; zuletzt einen grünen Victoria-
Mylord mit grüner Chagringarnitur zum Preife von 3000 Francs. Diefe fämmt-
lichen Wagen von C. Poitraffon hatten je vier Refforts & pincettes und
beftanden alle Radbeftandtheile aus amerikanifchem Akazienholze.
Aus der Wagenfabrik von Mrs. Million, Guiet & Comp kamen:
Ein Omnibus de famille mit blauem, roth befchnittenem Kaften, Untergeftelle
roth, blau befchnitten, blaue Chagringarnitur. Diefer kleine fehr feft und in aus-