186 II. Vorarbeiten.
Die Tendenz, welche bei der Disposition der österreichischen
Nordwestbahn verfolgt wurde und welche eine tiefe Kenntniss der
Wirthschaftsverhältnisse Oesterreichs verräth, gipfelt also in dem,
bei Schaffung von Schienenwegen bedeutsamen Grundsatze, ein
verkehrsfähiges Ländergebiet (hier also einen Theil von Böhmen
ünd Mähren) maschenförmig mit Schienengeleisen zu bedecken und
dieses Netz mit dem Centrum des Reiches zu verbinden und (wie
es scheint) dieses erschlossene Flächengebiet und diesen kräftig
gewordenen Stammweg seinerzeit in Rapport gesetzt zu sehen
mit den Ländern des Illyrieum Constantin des Grossen.
Die österreichische Nordwestbahn hat also in ihrer heutigen
Gestaltung, Grenzverbindungen in der Richtung auf Dresden,
Görlitz und Breslau hergestellt; die grossen deutschen Handels
plätze: Berlin, Hamburg, Bremen, Dresden und Stettin, in neuen
Rapport mit Wien gebracht; ihren Binnenverkehr auf die Berg-
werksgebiete Aussig-Komotau und Schwadowitz-Waldenburg, dann
auf die Industriebezirke und den Stand der Landwirthschaft in dem
Vierecke Deutsch-Brod, Aussig, Seidenberg und Mittelwalde gestellt;
der Exportkraft Ungarns nach Deutschland Reehnung getragen und
endlich in letzterer Reihe auch der Zukunft des orientalischen Land-
handels gedacht.
Zur Zeit der Ausstellung verzeichnete die österreichische
Nordwestbahn eine Linienlänge von 123.,., österreichische Meilen;
die Südnorddeutsche Verbindungsbahn eine solche von Suiy),
‚österreichischen Meilen; beide Linien arbeiteten also zu jener Zeit
vereint mit einem Verkehrscapitale von 160
Meilen.
«gg Österreichischen
6. Venlo-Hamburger Eisenbahn.
Die Disposition der Venlo-Hamburger Bahn wurde Seitens
des Geheimen Overbaurathes Funck und im Auftrage der Köln-Min-
ddener Eisenbahngesellschaft auf der Ausstellung ebenfalls durch
ein Druckwerk erläutert.
Obzwar zur Zeit der Entstehung der Venlo-Hamburger Linie,
deren Bau im Jahre 1868 begann, der Norden Deutschlands ein
schon sehr ausgebildetes Eisenbahnnetz besass, so war doch noch
immer eine Lücke offen, deren Schliessung wohl einzig nur durch